Bundesweite Analyse Viele tödliche Lkw-Unfälle könnten verhindert werden

Düsseldorf · Pro Jahr sterben fast 500 Menschen bei Unfällen mit schweren Lkw. Eine neue Untersuchung ergibt, dass bereits vorhandene technische Möglichkeiten diese Zahl deutlich verringern könnten. Besonders wichtig dabei: Notbremssysteme sowie Unterfahrschutzbleche.

Durchgeführt wurde die Analyse von der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Für die Untersuchung wurden bundesweit Lkw-Unfälle zur Analyse herangezogen, bei einigen Punkten lag ein besonderes Augenmerk auf Brandenburg.

Dabei kristallisierten sich drei besonders häufige Unfallhergänge heraus, die gleichzeitig auch besonders schwere Unfallfolgen nach sich ziehen:

  • Auffahrender Lkw

Hier zeigte die Untersuchung in Brandenburg, dass fast jeder fünfte aller schweren Lkw-Unfälle und 30 Prozent der dabei getöteten Verkehrsteilnehmer diesem Hergang zuzuordnen waren. Bundesweit geschehen pro Jahr etwa 300 Auffahrunfälle durch schwere Lkw mit Schwerverletzten und Toten.

Laut UDV hätte ein optimal funktionierendes, automatisches Notbremssystem in etwa 80 Prozent der Fälle den Unfall ganz verhindern oder die Folgen deutlich verringern können.

Die Unfallforscher fordern daher, dass ein Notbremssystem sowohl ein Auffahren auch auf stehende Fahrzeuge vollständig vermeiden muss, und dass das System vom Fahrer nicht dauerhaft deaktiviert werden kann.

Ähnliche Forderungen werden auch vom ADAC laut. Der Autoclub bemängelt, dass die Anforderungen an Notbremssysteme "recht moderat" seien. So müssten bei der ab November 2018 vorgeschriebenen Methode bei stehenden Hindernissen lediglich 20 km/h aus den 80 km/h Fahrgeschwindigkeit abgebaut werden. Bedeutet: Ein 40 Tonnen schwerer Lkw würde noch immer mit 60 km/h etwa auf ein Stauende auffahren.

Fazit des ADAC: Die gesetzlichen Anforderungen an das Notbremssystem in den Lkw liegen sehr weit unter den technischen Möglichkeiten.

  1. Auffahren auf Lkw

Übermüdung, Ablenkung und zu geringer Abstand führen immer wieder zu schweren Auffahrunfällen von Pkw oder Kleintransportern auf Lkw. Ein Viertel aller schweren Lkw-Unfälle in Brandenburg war dieser Form zuzurechnen. Bundesweit kommt es jährlich zu rund 330 solcher Unfälle mit Schwerverletzten und Toten.

Die Unfallfolgen sind laut UDV dabei besonders schwer, weil der hintere Unterfahrschutz an den Lkw zu schwach ist. So könnten Knautschzone und Airbags beim auffahrenden Fahrzeug nicht optimal wirken.

Die Forderung der Unfallforscher: Die Wirksamkeit des Heckunterfahrschutzes muss weiter verbessert werden. Außerdem sollten auch alle Pkw und Kleintransporter mit einem Notbremsassistenten ausgerüstet werden. Dieser würde das Risiko, auf einen Lkw aufzufahren, deutlich minimieren.

  1. Abbiegeunfälle von Lkw mit Radfahrern

Unfälle zwischen rechtsabbiegenden Lkw und Radfahrern verlaufen meist besonders schwer. Häufig werden die Radfahrer dabei vom Lkw überrollt, weshalb der Anteil der getöteten Radfahrer bei diesen Unfällen sehr hoch ist.

Die UDV fordert einen wirksamen elektronischen Abbiegeassistenten für Lkw, am besten mit einer gekoppelten Notbremsfunktion. Dieser soll den Fahrer vor einem Radfahrer neben dem Lkw warnen und im Gefahrenfall auch eine Vollbremsung auslösen. So könnten laut Experten über 60 Prozent der Unfälle zwischen Lkw und Radfahrer verhindert oder zumindest abschwächt werden.

Weil mehr als die Hälfte dieser Unfälle laut UDV von Fahrzeugen der Bau- und Entsorgungswirtschaft verursacht würden, sollten auch diese mit einem Abbiegeassistenten ausgerüstet werden.

(csr)
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