Rückschlag Autonomer Unfall mit Google Car

Mountain View · Zum ersten Mal hat ein Google-Fahrzeug einen Zusammenstoß verschuldet. Der Grund: Ein Missverständnis. Das kann auch Computern passieren. Doch weil der Unfall der Beweis für all die Befürchtungen und Ängste ist, die es so oft in Bezug auf Roboter-Fahrzeuge gibt, wird der Weg zur Marktreife länger.

 Eines der selbstfahrenden Autos von Google.

Eines der selbstfahrenden Autos von Google.

Foto: Christoph Schroeter

Am 23. Februar war der umgerüstete Lexus im kalifornischen Städtchen Moutain View unterwegs, als plötzlich ein paar Sandsäcke die Spur versperrten. Das Auto bremste, ließ ein paar Fahrzeuge durch und wollte dann die Spur wechseln. Im Seitenspiegel sah der Testfahrer, der bei Fahrten immer an Bord ist, den herannahenden Bus, glaubte jedoch, dass dieser anhalten würde - das erwartete auch das Auto. Aber der Busfahrer hielt nicht. Als der Lexus die Spur wechseln wollte, streifte er den Bus mit etwa drei Kilometern pro Stunde.

Es wurde niemand verletzt, der Schaden war angesichts der niedrigen Geschwindigkeit marginal - ein Unfall, wie er täglich immer wieder vorkommt. Doch diesmal ist etwas anders. Diesmal hat kein Mensch das Fahrzeug gesteuert, diesmal ist ein Computer schuld. Oder doch ein Mensch?

Das ist die große Frage, um die es immer wieder geht, wenn vom autonomen Fahren die Rede ist. Technisch, da sind sich viele Experten einig, wird es schon bald möglich sein, computergesteuert unterwegs zu sein. Es wäre der größte Evolutionsschritt im Straßenverkehr seit der Erfindung des Autos.

Technisch sind viele Probleme schon gelöst, ist einiges im Grunde schon serienreif. Zuerst werde automatisiertes Fahren auf der Autobahn kommen, dann in der Stadt, sagte zuletzt Armin Gräter, der bei BMW den Bereich automatisiertes Fahren leitet: "Auf der Landstraße ist die Komplexität höher: Da kann alles passieren, was in der Stadt passiert, zum Beispiel dass Personen auf die Fahrbahn laufen. Die Geschwindigkeit ist gleichzeitig aber viel höher." Zehn bis 15 Jahre Entwicklungszeit, glaubt Gräter, werde es dafür schon noch brauchen.

Doch bevor die ersten Computer-Autos in die Produktion gehen, müssen noch rechtliche Hürden beseitigt werden. Zudem braucht es eine Art Maschinenethik. Wie verhält sich ein Fahrzeug, wenn ein Kind auf die Straße läuft und es ausweichen muss? Ein Mensch würde instinktiv handeln, seine Entscheidung also nicht überdenken. Ein Computer kann jedoch so schnell Szenarien berechnen, dass er entscheiden kann: Weiche ich links oder rechts aus, selbst wenn dabei möglicherweise andere Menschen zu Schaden kommen?

Diese Entscheidungen müssen Menschen treffen - und sie der Maschine dann beibringen. Auch die Google-Manager geben beim aktuellen Unfall nicht dem Auto die Schuld: "In diesem Fall tragen wir eindeutig eine gewisse Verantwortung, denn es hätte keinen Zusammenstoß gegeben, wenn sich unser Auto nicht bewegt hätte", erklärt das Unternehmen. Die Software wurde daher angepasst.

Damit das fahrerlose Auto Realität wird, müssen ethischen Regeln für den Computer festgelegt und Vertrauen aufgebaut werden. Einerseits müssen sich die Kunden sicher sein können, dass ihr Fahrzeug nicht gehackt und fremdgesteuert werden kann. Andererseits muss klar sein, dass die Maschine keine Unfälle baut. Nur dann werden Menschen sich darauf einlassen, dass Fahrzeuge etwa ohne Lenkrad gebaut werden - so wie es Prototypen von Google vorsehen. Und bei Zulieferern stellt man sich die Frage, wie sich der Innenraum verändern wird. Wozu beispielsweise noch einen Airbag verbauen?

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Speziell die Deutschen sind noch skeptisch. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft IDC und des Sicherheitsanbieters Veradcode sorgen sich 57 Prozent der Autofahrer schon jetzt um die Sicherheit bei Assistenzsystemen im Auto wie dem automatischen Einparken. Unfälle von selbstfahrenden Autos - selbst mit drei Stundenkilometern - dürften diese Sorge verstärken.

(frin)
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