Premiere des neuen BMW 7er Park schon mal ein

München · BMW feiert in München die Premiere der neuen 7er-Reihe. Das neue Flaggschiff kann alles besser als der Vorgänger und manches besser als die Rivalen von Mercedes und Audi. Er ist der sparsamste und leichteste Luxusliner und strotzt vor modernen elektronischen Systemen. Zudem markiert er einen weiteren Schritt in Richtung teil-autonomes Fahren.

Das ist der neue BMW 7er
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Foto: BMW

Das Geschichtsbuch des Jahres 1977 ist prall gefüllt. Jimmy Carter wird US-Präsident, in Deutschland wütet die RAF, Abba beherrscht die Charts und Elvis Presley verlässt die Lebensbühne. Aus Hollywood kommt der "Krieg der Sterne" in die Kinos. Auch München erlebt eine Art "Star Wars": Denn der erste große Siebener von BMW bläst zur Attacke gegen den scheinbar unschlagbaren Stern, die S-Klasse von Mercedes. Eine unendliche Geschichte, deren jüngstes Kapitel jetzt beginnt. Aus dem Duo der Siebziger Jahre ist inzwischen ein Trio geworden, das die Reichen und Mächtigen dieser Welt mit Luxusautos der besonderen Art versorgt. S-Klasse, Audi A 8 und eben jener 7er von BMW beherrschen die reservierten Chefparkplätze und Regierungsfuhrparks.

"Im neuen 7er steckt unser ganzes Wissen und unsere ganze Leidenschaft", sagt der neue BMW-Chef Harald Krüger, der erst einen Monat im Amt ist. "Wir setzen neue Maßstäbe und vollziehen einen Quantensprung bei den Assistenzsystemen", ergänzt Entwicklungschef Klaus Fröhlich. "Moderner Luxus muss schlicht sein", beschreibt Chefdesigner Adrian van Hooydonk seine neueste Kreation. Die Münchner Führungsriege schwelgt bei der Premiere ihres Flaggschiffs in professionellem Selbstbewusstsein. Und hat einige Superlative parat: Das klügste Auto der Welt, das leichteste und sparsamste seiner Klasse und das erste Auto, das ohne Fahrer an Bord einparken kann. Alles gut verpackt in einem neuen Kleid, das allerdings das bisherige Modell nicht alt aussehen lässt. "Wir haben eine eher konservative Kundschaft, die radikale Änderungen nicht verzeihen würde", meint ein hochrangiger BMW-Manager hinter vorgehaltener Hand.

Neu ist er trotzdem, der um drei Zentimeter gewachsene, jetzt 5,10 Meter lange Nobel-BMW. Die größte Kühler-Niere aller aktuellen Modelle, beidseitig von den schmalen LED- oder Laserscheinwerfern berührt. Scharfe Falze auf der Motorhaube, nur eine markante Karosserie-Linie dagegen an den Seiten, die zudem mitten durch die Türgriffe führt. Das Heck kommt wie gehabt bullig und optisch recht kurz daher, trägt schlankere LED-Rückleuchten als bisher. In Summe wirkt der 7er trotz gleicher Breite präsenter und wuchtiger, behauptet souverän seine Stellung als sportlichste Interpretation einer Luxuslimousine.

Den Innenraum nennt BMW jetzt "Executive Lounge" und meint damit vor allem die noble Ausprägung der hinteren Sitze, von der aus die meisten der künftigen Eigner auf Tour gehen. Neben feinen Materialien, die in der dicken Preisliste auf Bestellung warten, gibt es viel Platz für Manager-Beine. Vor allem natürlich in der nochmal um 14 Zentimeter längeren L-Version. Die rechte Vordersitzlehne kann vorgeklappt werden, so dass dahinter eine Art Ruhesessel möglich wird, dessen Nutzer sich dank einer ausfahrbaren Fußstütze lang machen kann. Natürlich kopiert BMW die Parfum-Beduftung der S-Klasse, bietet Massagefunktionen und neben der Sitzheizung auch die Kühlung. Gesteuert wird alles auch durch eine Art iPad, das in der hinteren Mittelkonsole seinen festen Platz hat und auch herausnehmbar ist.

Das Cockpit des Chauffeurs oder auch selbstfahrenden Besitzers wird von volldigitalen Instrumenten und dem großen Monitor beherrscht. Diverse Funktionen können auch durch Gesten mit der Hand gesteuert werden. Wischen beim Beenden eines Telefonats, eine Drehbewegung der Finger beim Regeln der Lautstärke und vieles mehr. Alles beobachtet von einer gezielt angebrachten Kamera. Der Monitor kann aber auch per Touchscreen bedient werden, was bislang in der Luxusklasse als verpönt galt. "Die Menschen haben sich inzwischen an die zurückbleibenden Fingerabdrücke gewöhnt", erklärt Elmar Frickenstein, der Chef für die Elektrik und Elektronik. Das silberne einst von BMW erfundene und überall kopierte Dreh-Drück-Rad zwischen den Vordersitzen bleibt aber erhalten.

Unterm Blech lauert eine der wichtigsten Neuerungen im bayerischen Flaggschiff. Die Karosserie besteht aus einem Materialmix aus Karbon, Stahl, Aluminium und Magnesium, ist um über 200 Kilogramm leichter. Allerdings bleiben davon durch diverse neue Einbauten für Komfort oder Sicherheit nur 130 Kilo übrig. Immer noch genug, um neue Bestwerte beim Verbrauch zu ermöglichen. Sparmeister ist der 195 kW/265 PS starke Einstiegs-Diesel 730d mit nur 4,5 Liter Normverbrauch auf 100 Kilometer. Ebenfalls auf einen Dreiliter-Sechszylinder setzt der 740i Benziner (240 kW/326 PS) der sich 6,6 Liter genehmigt. Selbst der stärkste 7er mit seinem 4,4-Liter Achtzylinder (330 kW/450 PS) ist mit 8,1 Liter deutlich genügsamer als bisher. In Summe schafften die Ingenieure bis zu 20 Prozent weniger Verbrauch. Später folgt ein Plug-In-Hybrid, dessen an der Steckdose aufladbare Batterie für 40 Kilometer rein elektrischen Fahren reicht. Theoretischer Verbrauch: gerademal 2,1 Liter auf 100 Kilometer. Bei allen Versionen greift wie gehabt ab 250 km/h die elektronische Tempobremse.

Die neue BMW-Leichtigkeit des Seins soll zudem ein beschwingtes Fahrvergnügen bieten, das durch serienmäßige Luftfederung und Fahrwerksregelung ebenso unterstützt wird wie durch die optionale Allradlenkung oder den Allradantrieb. Hier kommen dann auch die weiter verfeinerten Assistenzsysteme ins Spiel. Wie zum Beispiel eine Art Autobahnpilot, der dank Spurerkennung bis 210 km/h auch selbsttätig um Kurven lenkt. Acht Sekunden lang kann dabei die Hand vom Steuer genommen werden.

Die Weltpremiere: Der künftige Fahrer kann aussteigen, wenn es um das Einparken in Garagen oder sogenannte Kopfparkplätze geht. Ein Knopfdruck im Schlüssel lässt den 7er in die Lücke gleiten, Kameras entdecken mögliche Hindernisse. Beim Längsparken in Straßen geht das noch nicht, hier muss ein Mensch hinterm Steuer sitzen, kann sich allerdings entspannen. Denn sein BMW lenkt dabei nicht nur automatisch, sondern gibt auch Gas, bremst und schaltet.

All das hat seinen Preis. Mit 81.900 Euro steigt beim Diesel das Eintrittsgeld für die 7er-Reihe um rund 5.000 Euro. Der starke Achtzylinder kostet 107.500 Euro. Die vielen Feinheiten der Preisliste werden nochmal mindestens 10.000 Euro verschlingen. Auf die Straße kommt der Über-BMW ab dem 27. Oktober, bestaunt werden kann er vorher auf der IAA im September.

(SP-X)
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