Förderung durch Bund Prämie für Elektroautos kommt jetzt doch

Berlin · Mit bis zu 5000 Euro Prämie wollen Bund und Autobauer Kunden zum E-Auto-Kauf motivieren. Das Ziel von einer Million Elektroautos bis 2020 dürfte trotzdem kaum zu schaffen sein. Auto-Experten sehen ein viel größeres Problem.

2013/14: Diese Elektroautos gibt es
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Foto: BMW

Das Problem bei Zielmarken ist immer, dass sie weit entfernt klingen, wenn man sie verkündet, aber irgendwann eben doch näherrücken. So ist das auch bei den Elektroautos, von denen es — so Kanzlerin Angela Merkel 2008 — bis 2020 eine Million in Deutschland geben soll. Damals konnte man das Ziel als sportlich bezeichnen, heute eher als realitätsfern.

Zu Jahresbeginn waren aber erst 25.500 E-Autos und 130.000 Hybride zugelassen. Und auch wenn die Wachstumsraten beeindruckend sind — allein 2015 wurden 45 Prozent mehr E-Autos zugelassen als im Vorjahr — bewegen sich die Zahlen im homöopathischen Bereich: 2015 wurden insgesamt 12.363 E-Autos neu angemeldet. Das entspricht ungefähr den Anmeldungen benzinbetriebener Autos — pro Tag.

Verkehrspolitiker wie Sören Bartol (SPD) zweifeln daher längst an der Zielmarke der Regierung: "Es wird schwer, bis 2020 das Ziel von einer Million Elektrofahrzeuge zu erreichen." Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gibt sich hingegen optimistisch: "Das Ziel ist ambitioniert, aber machbar." Dennoch braucht es aus seiner Sicht weitere Anstrengungen. Am heutigen Dienstag kommt es daher im Kanzleramt zum Auto-Gipfel. Dort könnte auch eine Kaufprämie von bis zu 5000 Euro pro E-Auto beschlossen werden, um Autokäufer zum Umstieg zu bewegen. Denn neben der geringen Reichweite zahlreicher Modelle ist der hohe Preis ein Problem. E-Autos müssten preiswerter werden, so Dobrindt.

Insgesamt sollen 1,2 Milliarden Euro zur Förderung bereitstehen, davon soll jedoch nur ein Teil aus Steuermitteln stammen. "Klar ist: Die Automobilindustrie wird einen erheblichen Beitrag dazu leisten müssen, die E-Mobilität weiter nach vorn zu bringen", so Dobrindt. Sören Bartol fordert, die Kosten gleichmäßig aufzuteilen: "Die Automobilindustrie sollte sich mindestens zur Hälfte an den Kosten beteiligen." Luxusautos ab 60.000 Euro sollten aus seiner Sicht komplett von der Prämie ausgeschlossen werden.

Ähnlich sieht es ein Konzept des Finanzministeriums vor. Dort wird auch Bartols Forderung aufgegriffen, reine Elektrofahrzeuge stärker zu fördern als so genannte Plug-in-Hybride, bei denen Elektro- und Verbrennungsmotor kombiniert werden. "Ein Käufer eines teuren Porsche Cayenne mit kleinem Elektromotor braucht kein Steuergeld als Zuschuss", so Bartol. Dobrindt will außerdem den Ausbau des Netzes von Ladestationen vorantreiben. "Mein Vorschlag ist: 15.000 zusätzliche Ladesäulen in Deutschland aufzubauen", so der Minister.

Aus Sicht von Automobil-Experten sind die Probleme jedoch vielschichtiger. Durch den staatlich subventionierten Diesel-Kraftstoff, ist etwa Ferdinand Dudenhöffer, Auto-Experte von der Uni Duisburg-Essen überzeugt, würde die Motorisierung in eine falsche Richtung gesteuert. Ein weiteres Hauptproblem ist aus Sicht von Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, dass die Fahrzeuge technologisch noch nicht so ausgereift seien, dass Kunden sie konventionellen Antriebstechniken vorziehen würden.

"Die Elektromobilität hat in erster Linie kein Nachfrageproblem, sondern ein Angebots- bzw. Innovationsproblem", kritisierte er zuletzt. Deutsche Hersteller versuchen momentan, Boden auf Konkurrenten gutzumachen. Vor allem der US-Hersteller Tesla, aber auch Renault-Nissan sind in einigen Bereichen deutlich weiter. VW-Chef Matthias Müller hat die E-Mobilität beispielsweise zu einem der wichtigsten Zukunftsthemen erklärt.

Das Ziel der einen Million Elektrofahrzeuge in Deutschland dürfte für sie am Ende wenig entscheidend sein. Vielmehr geht es darum, im wichtigen Automarkt China nicht den Anschluss zu verlieren. Dort fördert die chinesische Regierung die E-Mobilität massiv, um die Luftverschmutzung in den Städten durch die sauberen Antriebe der E-Autos zu senken. Von den knapp 650.000 Elektroautos weltweit fährt schon heute nach Berechnungen des CAR-Center Automotive Research der Uni Duisburg-Essen jedes zweite in China.

(qua)
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