Autonomes Parken Diese Apps und Sensoren helfen bei der Parkplatzsuche

Düsseldorf · Man fährt in die Stadt zum Shoppen und das Auto such sich selbst einen Parkplatz. Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Noch ist das autonome Parken tatsächlich eine Zukunftsvision. Allerdings tüfteln viele Autobauer daran, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Ein paar hilfreiche Apps gibt es aber bereits.

Autonomes Parken - die verschiedenen Systeme der Hersteller
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Foto: dpa, loe

"Ich drehe schon seit Stunden hier so meine Runden. Ich finde keinen Parkplatz, ich komm zu spät zu dir, mein Schatz." Was für Herbert Grönemeyer mit dem Song "Mambo" zum Hit wurde, ist für Millionen von Großstädtern eine tägliche Plage: die Suche nach einem Parkplatz.

In Zukunft, so die Vision vieler Autobauer wie Volvo, Honda oder Volkswagen, sollen die Autos die lästige Pflicht einfach selbst übernehmen.

Während die Fahrer schon im Restaurant sitzen, manövrieren sich die Autos autonom ins Parkhaus. "Technisch ist das zwar bereits möglich", sagt Volvo-Entwickler Mikael Thor, als er sein Auto mit einem Befehl über das Smartphone nach dem Dessert wieder herbeizitiert. "Doch bis es auch erlaubt und in der Praxis umsetzbar ist, wird es wohl noch eine Zeit dauern", räumt er ein.

Volvo DriveMe - hier sucht sich das Auto selbst den Parkplatz
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Foto: Volvo

Der jüngste Vorstoß in diese Richtung stammt von BMW und soll Ende des Jahres als On-Street Parking Information kommen. Nachdem die ersten Hersteller, soweit online verfügbar, bereits die Stellplatzanzeigen von Parkhäusern und Tiefgaragen in ihre vernetzte Navigation übertragen, wollen die Bayern auch bei der Suche am Straßenrand helfen.

Dafür berechnen sie nach Angaben von Sprecher Christophe Koenig aus den Bewegungsdaten von Autos, die eine Parkfläche verlassen oder einen Stellplatz suchen, mit lokalen Prognosemodellen die Chance auf eine freie Lücke,

Dadurch können in einzelnen Stadtvierteln Parkoptionen errechnet und auf dem Display des Fahrzeugs angezeigt werden, erläutert Koenig. "Der Fahrer kann so direkt die Bereiche ansteuern, in denen mit höherer Wahrscheinlichkeit eine freie Stellfläche zu finden ist."

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Foto: afp, db/kg

Ganz ähnlich hat Audi bei einem Pilotprojekt in Los Angeles und San Francisco gearbeitet, wo sich die Vorhersage allerdings nicht nur auf Bewegungsdaten stützt. Dort bauen Fahrzeughersteller und Behörden auch auf die Daten von Sensoren, mit denen sich die Belegung von rund 8000 Parkplätzen erfassen lässt.

So wissen die Bayern nicht nur, welche Plätze gerade frei sind. Sie können mit ihren Algorithmen auch vorhersagen, wo bald jemand eine Lücke frei macht - mit hoher Wahrscheinlichkeit. "Für für eine Zeitspanne von zehn Minuten im Voraus mit 97-prozentiger Sicherheit und bei 20 Minuten mit bis zu 91 Prozent", sagt Pressesprecher Udo Rügheimer. Allerdings wagt er noch keine Prognose, wann genügend Parkplätze ausgestattet sind, damit so ein System in Serie gehen kann.

Unabhängig von den Herstellern helfen auch Apps und Dienstleister. So wirbt zum Beispiel die Internetplattform Parkopedia damit, dass sie rund 38 Millionen Stellplätze in 6300 Städten in 75 Ländern kennt und einem via Handy den Weg weist. Ob der Stellplatz frei ist, muss man in der Regel aber noch selbst herausfinden.

Die App Parkda listet dagegen nach Angaben der Macher nur freie Plätze auf, ist dafür aber auf Parkhäuser mit einem intelligenten Leitsystem angewiesen und hat aktuell nur rund 40 Städte in der Datenbank.

Ganz ohne Stress soll das Parken mit der Sharing-Plattform ParkU gelingen. Sie vermittelt über eine Smartphone-App ungenutzte Stellplätze in Innenstadtlagen. Mit elektronischer Unterstützung erschließt man dabei nach eigenen Angaben auch Flächen hinter Schranken, Rollgittern oder Toren und kann so ebenfalls die Parkhäuser, Tiefgaragen oder Hinterhöfe von Hotels und Unternehmen anbieten, die außerhalb von Büro- oder Stoßzeiten meist leer stehen oder zumindest schlecht genutzt werden.

Autofahrer können sich dem Unternehmen zufolge kostenlos bei ParkU registrieren und eine App auf ihr Telefon laden. Die Vermittlung sei kostenlos, man zahle lediglich die Parkgebühr, die über ein Online-Konto abgerechnet wird, erklärt ein Firmensprecher.

Die Kosten für das System trägt der Parkplatzbesitzer, der seine freien Flächen meldet und dem Vermittler eine Provision bezahlen muss. Aktuell führt das Unternehmen so immerhin 5000 Plätze in 15 Städten und hat bereits einen großen Nachahmer auf den Plan gerufen.

Denn nach einem ganz ähnlichen Muster hat der Stuttgarter Parkhausbetreiber Apcoa die Online-Plattform Parkway entwickelt. Dahinter verbirgt sich ein Chip zum Abwickeln des Parkens ohne Bargeld und Ticket.

Die Plattform ist auch für andere Betreiber offen und will Stellplätze ins Internet bringen: "Die Digitalisierung schreitet auch beim Parken voran. Autofahrer nutzen in Zukunft verstärkt das Web oder das Smartphone für die Parkraumsuche, sodass Parkflächen, die digital nicht verfügbar sind, irgendwann nicht mehr wahrgenommen werden", sagt Apcoa-Chef Ralf Bender.

Die neuen technischen Ansätze kommen dabei Fahrern wie auch der Umwelt zugute, wie Zahlen von Apcoa zeigen: Danach werden bei jeder Parkplatzsuche in Deutschland im Schnitt zehn Minuten Lebenszeit vergeudet, 4,5 Kilometer umsonst gefahren und 1,3 Kilo CO2 in die Luft geblasen.

Und weil am Ende trotzdem nicht immer ein Erfolgserlebnis steht, zahlt jeder Autofahrer im Schnitt auch noch 16 Euro pro Jahr an Strafzetteln. Denn bei allem Respekt vor Herbert Grönemeyer: Anders als seine Liebsten kann man die Polizei mit dem "Mambo"-Hit kaum beeindrucken.

(dpa)
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