Fords berühmtes Pony-Car Mustang sucht Cowboys

Düsseldorf · Zum ersten Mal seit 50 Jahren ist der Ford Mustang hierzulande beim Ford-Händler zu kaufen. Wir sind den V8 gefahren.

Ford Mustang - nach 50 Jahren endlich in Deutschland
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Foto: Hersteller

Warum lässt sich so ein Achtzylinder-Röhren nicht konservieren wie ein Duft und im rechten Moment wieder freisetzen? Auf langweiligen Strecken zum Beispiel, im ökologisch gerade noch vertretbaren, identitätslos vor sich hin knurrenden Konsensauto. Um die Stimme der Vernunft - meist auf dem Beifahrersitz - kurzzeitig zum Schweigen zu bringen.

Ach, diese vermaledeite Vernunft. Die gilt es wohl zu ignorieren, wenn man mit dem Gedanken spielt, sich einen Ford Mustang zuzulegen, einen Achtzylinder zumal, mit fünf Litern Hubraum, 421 PS, und der Klangkulisse eines startenden Jets. Puh. Und was sollen erst die Nachbarn denken? Ein Mustang, das ist keine Überraschung, wird auf deutschen Straßen nicht artgerecht gehalten.

Das hat Ford aber nicht daran gehindert, nach 50 Jahren Modellhistorie sein berühmtes Pony-Car erstmals offiziell in Deutschland zu verkaufen. Endlich, sagen viele Fans. Bisher waren sie auf Importeure angewiesen, die mit dem Mustang hierzulande gute Geschäfte machten. Wohl auch ein Grund für Ford, nachzuziehen. Nun steht die sechste Generation des Mustang demnächst zwischen C-Max und Fiesta auf dem Händlerhof, ein Rassepferd neben Arbeitsgäulen. Doch vielleicht will ja auch der Focus-Fahrer mal einen wilden Ritt wagen. Wider die Vernunft.

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Foto: afp, sp

Aber mal Hand aufs Herz: Spaß macht gerade das, was unvernünftig ist. In diesem Sinne ist der Ford Mustang ein reines Spaß-Auto, ein Bekenntnis zur Unvernunft. Vor allem der von uns gefahrene Achtzylinder. Schon der Druck auf den Starterknopf verwandelt den Fahrer in einen Donnergott. Fortan neigt man dazu, mit kurzen Gasstößen das Kolbengewitter zu entfesseln und der Maschine beim Arbeiten zu lauschen.

Während der Motor im unteren Drehzahlbereich dunkel grollt, brabbelt er bei höheren Geschwindigkeiten nur noch sonor vor sich hin. Ganz klar: Dieser Mustang ist für den Sprint gedacht, fürs Rodeo, und muss sich dabei in Sachen Leistung und Fahrwerk, jetzt mit Einzelradaufhängung, vor der deutschen Sportwagen-Konkurrenz nicht verstecken. Die Fakten: 524 Newtonmeter Drehmoment, rund fünf Sekunden von Null auf Hundert. Das Gefühl: Brachialer Vortrieb, der die Insassen in die wohlgeformten Sportsitze presst.

Überhaupt, das Gefühl. Wer einen Mustang ordert, will auch Teil der Legende sein, will noch ein Nachglimmen spüren von Steve McQueens Shelby-GT-Aura im 68er-Film-Hit "Bullitt". Nur wenige Fahrzeuge genießen einen vergleichbaren Kultstatus.

Ford Mustang, das klingt nach Freiheit und Abenteuer, nach Coolness und einem Hauch Hollywood. Nach einem Stück des amerikanischen Traums, gepresst in gefällige Formen. Ford bedient das mit dem neuen Modell exzellent. Das kurze, flache Heck erinnert an die Fastback-Versionen der späten 60er, die endlose Haube mit ihren zwei herausragenden Graten könnte auch als Sprungtisch einer Skischanze dienen - eine schöne Reminiszenz an alte US-Straßenkreuzer.

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Foto: Chevrolet

Im Inneren dominieren die Farbe Schwarz, Leder und Chrom, alles ist geschmackvoll arrangiert, schön anzuschauen und lässt an Gimmicks keine Wünsche offen. Das sportliche Dreispeichen-Lenkrad würde man sich weniger überladen an Funktionen wünschen, dafür gefallen die an Rennwagen angelehnten Kippschalter in der Mittelkonsole (mit der sich etwa verschiedene Fahr-Modi wählen lassen).

Von der oft bemängelten Lieblosigkeit bei Material und Verarbeitung ist im neuen Mustang nichts mehr zu spüren. Über dem Handschuhfach hat sich Ford eine Plakette gegönnt: "Since 1964" steht dort eingraviert. Die Legende lebt.

Und soll noch lange weiterleben. So sind die vergleichsweise moderaten Preise auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass der Mustang in den USA immer ein Volumenmodell gewesen ist. Bis heute wurden 9,3 Millionen Exemplare verkauft.

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Foto: Hersteller

Hierzulande kostet der Spaß, oder eben die Unvernunft, ab 37.000 Euro für den Vierzylinder. Der V8 beginnt bei 42.000 Euro, die Cabrio-Versionen kosten jeweils 4000 Euro mehr. Seit dem 12. September stehen die Mustangs bei allen Ford-Händlern, also in der Koppel nebenan. Jetzt werden Cowboys gesucht: Das Rodeo kann beginnen.

(RP)
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