Reifendruck Kostet Luft an der Tankstelle bald Geld?

Düsseldorf · Autofahrer werden derzeit von Meldungen aufgeschreckt, dass die Tankstellenkette Esso sie bald für Luft aus den Reifenkontrollgeräten abkassieren will. "Luft so teuer wie Diesel", heißt es. Wir haben mit Esso gesprochen. Ganz so schlimm ist es dann doch nicht.

 Der ADAC rät dazu, alle 14 Tag den Reifendruck zu checken.

Der ADAC rät dazu, alle 14 Tag den Reifendruck zu checken.

Foto: Bü

Alles geht zurück auf einen Artikel der "Bergedorfer Zeitung". Bergedorf ist ein Stadtteil von Hamburg. Dort gibt es eine Esso-Tankstelle, an der seit einiger Zeit ein großer, roter Automat steht. Der sorgt für Aufregung. Zunächst nur in Bergedorf.

Geld für Luft?

Bei dem Automaten handelt es sich um das Gerät zur Kontrolle des Reifendrucks. Anders als bei herkömmlichen Geräten muss hier ein Euro eingeworfen werden, um Luft zu zapfen. Das ist manch einem Bergedorfer Autofahrer natürlich ein Dorn im Auge. Geld für Luft.

Laut "Bergedorfer Zeitung" hat die Pressesprecherin von Esso Deutschland, Gabriele Radke, angekündigt, diese Automaten jetzt flächendeckend einzuführen. Bald müssten also alle Autofahrer in Deutschland einen Euro für Luft bezahlen.

"Stimmt so nicht"

"Stimmt so gar nicht", sagt Radke dann aber im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie verstehe auch nicht, warum die Sache mit den Automaten plötzlich so hochkoche. Tatsächlich sei es so, dass Esso diese Reifendruckautomaten bereits seit zwei Jahren aufstelle, und zwar über ganz Deutschland verteilt, das meine sie mit flächendeckend.

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An wie vielen Tankstellen solch ein Automat bereits installiert sein, könne sie nicht sagen, so Radke: "Vielleicht 20 Prozent sind damit ausgerüstet." Ob ein solcher Automat aufgestellt werde, könne aber gar nicht Esso entscheiden, sondern der jeweilige Pächter, der sei schließlich Hausherr an seiner Tankstelle.

Eine Million Euro Schaden

Und warum die Automaten? Die normalen Geräte würden oft zerstört oder gleich komplett mitgenommen, sagt Radke, der Schaden liege bei über einer Million Euro im Jahr. Außerdem seien die Schläuche oft schmutzig. "Die Automaten", wirbt Radke, "sind sauber und deutlich komfortabler."

Ob nun flächendeckend oder nur vereinzelt, der ADAC hält von kostenpflichtiger Luft nicht viel. "Eine gewisse Basisversorgung an der Tankstelle muss einfach kostenlos sein", sagt ADAC-Sprecher Johannes Boos unserer Redaktion. Dazu gehöre Wischwasser, ein Papierkorb und eben auch die Luft für Autoreifen.

"Der ADAC empfiehlt, solche Stationen zu meiden und konsequent auf andere Tankstellen auszuweichen", sagt Boos. Man befürchte, dass die ohnehin schon schlechte Moral der Deutschen bei der Reifendruckkontrolle dadurch noch weiter abnehme.

Restzeit für Staubsauger

Bei Esso möchte man das wohl auch vermeiden, daher ist die eigentliche Kontrolle des Luftdrucks an den Automaten weiter kostenlos. "Erst wenn Luft gezapft wird", erklärt Sprecherin Radke, "muss ein Euro eingeworfen werden." Dann laufe der Automat sechs Minuten lang. Sind die Reifen schneller gefüllt, könne ein Hebel umgelegt und für die Restzeit ein Auto-Staubsauger genutzt werden.

Auch an einigen Shell-Stationen gibt es die kostenpflichtigen Automaten bereits seit zwei Jahren, sagt ein Sprecher auf Nachfrage unserer Redaktion: "Es ist ein Pilotprojekt an 150 unserer rund 2000 Tankstellen, über eine großflächige Einführung ist noch nicht entschieden." Die Reaktionen von Kunden und Pächtern seien aber weitgehend positiv.

Check alle 14 Tage ideal

Der Kunde bezahle eigentlich auch nicht für die Luft. Die Geräte seien gemietet, inklusive Wartungsvertrag, so die Sprecher von Esso und Shell. Man würde einen Teil der Kosten auf die Kunden umlegen.

Üblicherweise würde der Deutsche, sagt der Shell-Sprecher, den Reifendruck drei-, viermal im Jahr überprüfen, jeweils beim Wechsel von Winter- und Sommerreifen und vor der Fahrt in den Urlaub.

Der ADAC rät jedoch, den Druck alle 14 Tage zu checken und die Werte genau einzuhalten. So können dann schon ein paar Euro im Jahr zusammenkommen.

(csr)
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