Benzin und Diesel Das Geheimnis hinter dem Spritpreis-Jojo

Düsseldorf · Über zehn Mal am Tag ändern Tankstellen ihre Preise und gehen dabei nach einem bestimmten Muster vor. Benzin und Diesel werden zum Abend hin billiger, nachts und frühmorgens sind sie am teuersten. Aber was steckt eigentlich dahinter?

Wer mit dem Auto unterwegs ist, schaut zumeist ganz automatisch auf die großen bunten Preistafeln der Tankstätten, die seinen Weg passieren - und erlebt dabei oft genug eine Überraschung: War das Benzin auf dem Hinweg nicht deutlich teurer? Und bei der Tankstelle vorhin hätte es sogar noch drei Cent weniger gekostet? Schnell kann dann zur Überraschung der Ärger kommen. Nämlich dann, wenn zum Beispiel auf dem Hinweg getankt wurde oder die günstigere Tankstelle vorhin links liegengelassen wurde.

Um sich vor Ärger zu schützen, sollten sich Verbraucher auf solche Schwankungen und Preisdifferenzen einstellen. Untersuchungen zeigen nämlich, dass Tankstellen über zehn Mal am Tag die Preise für Benzin und Diesel verändern und dass es deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Anbietern gibt. Die gute Nachricht für Verbraucher dabei ist, dass die Schwankungen nicht wahllos sind, sondern einem ganz bestimmten Muster folgen.

"In den frühen Abendstunden sind die Benzinpreise am günstigsten, im Laufe des Abends ziehen sie an und erreichen gegen 23 Uhr ihr Maximum. Auf diesem hohen Niveau bleiben die Preise regelmäßig bis fünf Uhr morgens, bis sie im Tagesverlauf sinken", sagt Manuel Frondel vom Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI). Für den RWI-Benzinpreisspiegel hat Frondel Daten ausgewertet, die die über 14 000 Tankstellen seit September 2013 der staatlichen Markttransparenzstelle für Kraftstoffe gemeldet haben. "Dieses Muster zeigt sich jeden Tag und für alle Kraftstoffsorten", erklärt der Wirtschaftsforscher.

Auch der ADAC hat die Tankstellendaten ausgewertet und ist zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen - mit nur leichten Abweichungen. Demnach ist der Preishöchststand erst gegen 24 Uhr erreicht, und um die Mittagszeit gibt es stets eine kurzzeitige Erhöhung. "Wir vermuten, dass dann die Nachfrage steigt und die Preise leicht hochgehen", erklärt ein Sprecher des ADAC.

Der Mineralölverband erklärt die schwankenden Benzinpreise mit dem "extrem harten Konkurrenzkampf" in der Branche. "Im Tagesverlauf konkurrieren sich die Tankstellen gegenseitig so lange herunter, bis gerade noch Vertriebskosten hereingespielt werden. Dann muss der Preis irgendwann angehoben werden, sonst könnten die Stationen nicht überleben", sagt ein Verbandssprecher.

Auch für RWI-Forscher Frondel spielt der Wettbewerb bei Kraftstoffen eine dominante Rolle: "Die Unternehmen versuchen sich im Preis leicht zu unterbieten, um möglichst viel Marktanteil abzuschöpfen." Dabei würden sie ihre Mitbewerber scharf beobachten. Dass Benzin und Diesel nachts deutlich teurer sind, führt Frondel auf den geringeren Konkurrenzkampf zurück: Weniger Tankstellen haben geöffnet und Autofahrer oft keine Alternative. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg kritisiert, dass es keine zwingenden Gründe für das hohe Kostenniveau in der Nacht gebe.

Verbraucherschützer empfehlen den Autofahrern, sich gut zu informieren. Über zehn Cent pro Liter könne so je Tageszeit und Anbieter gespart werden. Wo Benzin und Diesel am billigsten sind, zeigen Smartphone-Apps wie Clever-Tanken. Wirklich preiswert seien aber nur billige Tankstellen, die auch auf dem Weg liegen. Denn ob sich ein Umweg rechne, müsse der Autofahrer genau nachrechnen.

Leidtragende des Preis-Jojos sind auch die Pächter selbst, wie der Tankstellen-Bundesverband betont. Weil es sich herumgesprochen hat, dass Sprit abends am billigsten ist, tanken viele Kunden nicht mehr morgens. Die Folge: Die Pächter bleiben auf ihren Frühstücksbrötchen sitzen und verlieren im lukrativen Zusatzgeschäft.

(RP)
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