Fragen und Antworten CO2-Skandal bei VW - alles halb so schlimm?

Wolfsburg · Es klingt nach viel Lärm um nichts: Gut einen Monat nachdem VW wegen möglicherweise falscher CO2- und Spritverbrauchswerte Alarm schlug, soll jetzt alles halb so schlimm sein. Woher kommt die Wende Abgas-Skandal?

Diese Stoffe kommen aus dem Auspuff
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Foto: dpa, jst jhe

Zumindest der Spritverbrauch und die CO2-Werte bei VW-Autos sollen stimmen. So teilt es VW mit. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur neuesten Wende im Abgas-Skandal:

Es klingt banal: VW hat noch einmal nachgemessen und dabei seien bei fast allen verdächtigen Autos keine erhöhten CO2-Werte ermittelt worden. Das Bundesverkehrsministerium und das Kraftfahrt-Bundesamt haben diese Ergebnisse allerdings noch nicht bestätigt.

Anfangs hatte der Konzern von 800.000 Autos mit möglicherweise zu hohen CO2- und damit auch Spritverbrauchswerten gesprochen. Schon in der vergangenen Woche hatte ein Sprecher auf Anfrage mitgeteilt, dass die Zahl täglich schrumpfe. Nun sind es noch 36.000 verdächtige Autos - auch diese Zahl könnte noch kleiner werden.

"Es gab anfangs Unplausibilitäten", erklärt ein VW-Sprecher, "und es gab Mitteilungen von Mitarbeitern, die sich nicht sicher waren, ob bei Messungen alles mit rechten Dingen zugegangen war." Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Konzernkreisen erfuhr, ging der Hinweis aus der Belegschaft direkt an den Vorstand. Niemand im Konzern habe für die Richtigkeit der CO2-Angaben die Hand ins Feuer legen wollen.

Das habe die Konzernspitze unruhig gemacht und letztlich zu der Entscheidung geführt, den Verdacht öffentlich zu machen. NordLB-Autoexperte Frank Schwope sieht die Entscheidung dennoch kritisch: "Rückblickend ist es eine unglückliche Kommunikation." Das Management habe wahrscheinlich in der Verunsicherung des Diesel-Abgas-Skandals überreagiert.

Aus VW-Sicht war das schnell. "Nur einen Monat nach dem Auftauchen von Fragen zu CO2-Messwerten" sei nun "die Aufklärung dazu weitgehend abgeschlossen", rühmt sich der Konzern in einer Mitteilung selbst.

Ein Prüfstandslauf für ein einzelnes Auto nimmt Stunden in Anspruch, anfangs standen mindestens acht Modelle in zahlreichen Varianten unter Verdacht.

Sollten sich die Angaben von VW bestätigen, wären es gute Nachrichten für VW-Fahrer. "Die Realverbrauchswerte der Kunden ändern sich nicht", teilt VW mit.

Sprich: Die Autos verbrauchen auf der Straße doch so viel Sprit, wie angegeben - zumindest liegen Abweichungen in der erlaubten Toleranz von etwa zehn Prozent über dem angegebenen Wert. Das ist auch bei anderen Herstellern der Fall.

Ein Rückruf sei nicht notwendig, schreibt VW. Auch mit möglichen Nachforderungen der Kfz-Steuer müssten sich Verbraucher nicht herumschlagen, wenn sich die VW-Angaben bestätigen. Der Konzern hatte bereits zugesichert, mögliche Kosten zu tragen.

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Das lässt sich nur schwer einschätzen. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh schätzte die möglichen Falschangaben bei CO2- und damit auch Spritverbrauchswerten zuletzt als viel bedeutender für die Verkaufszahlen ein als die Manipulationen bei Stickoxidwerten.

Nord-LB-Analyst Schwope vermutet, dass nicht alle Autokäufer die neue Wendung in Sachen CO2 mitbekommen und VW weiter mit falschen Spritverbrauchswerten verknüpfen. "Negative Meldungen bleiben stärker haften", sagt Schwope.

VW-Anleger müssen ohnehin starke Nerven haben. Die Volkswagen-Aktien waren kurz nach Bekanntwerden der CO2-Unregelmäßigkeiten Anfang November um mehr als zehn Prozent in den Keller gegangen. Innerhalb weniger Minuten gingen so rund vier Milliarden Euro flöten. Am Mittwoch legten die Papiere nun um mehr als sieben Prozent zu.

Inzwischen haben sich die Aktien ohnehin wieder deutlich erholt und kommen dem Niveau vor dem gesamten Abgas-Skandal langsam näher.

Noch lange nicht. Selbst wenn sich die CO2-Probleme in Lust auflösen sollten, hat VW noch immer mit den Folgen der Manipulationen bei Stickoxidwerten zu kämpfen. Von Rechtsrisiken in diesen Fällen geht nach wie vor die größte finanzielle Bedrohung für VW aus: mögliche Strafzahlungen und Klagen von Verbrauchern und Aktionären.

Hier muss sich VW außerdem noch eine technische Lösung für die manipulierten Autos in Nordamerika einfallen lassen. Bislang hat VW sich noch nicht klar dazu geäußert, ob das überhaupt möglich ist, oder ob im schlimmsten Fall Hunderttausende Autos zurückgekauft werden müssen.

(dpa)
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