Autonomes Fahren Selbstfahrende Autos: Teststrecke in NRW

Düsseldorf · Ein Fahrzeug soll ab kommenden Jahr in Wuppertal im Straßenverkehr fahren. Nordrhein-Westfalen ist damit bundesweit Vorreiter.

So funktioniert das vollautomatisierte Autofahren mit Autopilot
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Foto: dpa, jst jhe

Für Innovationen im Verkehr war Wuppertal schon immer ein gutes Pflaster: Um die heutigen Stadtteile Barmen und Elberfeld zu verbinden, bauten die Wuppertaler ab 1898 eine 13,3 Kilometer lange Schwebebahn-Strecke entlang des Flussverlaufs.

Heute, knapp 120 Jahre später, wird die Stadt erneut zum Schauplatz eines technisch ambitionierten Projekts. Voraussichtlich Anfang nächsten Jahres sollen dort die ersten selbstfahrenden Autos im Straßenverkehr getestet werden.

"Inzwischen sind die Vereinbarungen soweit vorbereitet, dass im kommenden Jahr mit dem Testbetrieb begonnen werden kann", sagt NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD). Die notwendigen rechtlichen und technischen Bedingungen sollen in den nächsten Wochen endgültig geklärt werden - im Prinzip, heißt es bei dem am Projekt beteiligten Wuppertaler Automobilzulieferer Delphi, sei jedoch alles geklärt.

"Nachdem die Gespräche mit Stadt und Land so gut gelaufen sind, holen wir jetzt schon mal eine statische Version des Fahrzeugs aus den USA nach Deutschland", sagt ein Delphi-Sprecher.

Diese Mercedes S-Klasse fährt ganz allein
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Foto: Hersteller

Mit der Strecke, auf der theoretisch auch andere Hersteller testen dürften, wenn sie über die nötigen Voraussetzungen verfügen, ist NRW deutschlandweit einer der Vorreiter. Zwar plant auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) eine solche Strecke für selbstfahrende Autos, will diese jedoch in seinem Heimatland Bayern ansiedeln.

Weil NRW jedoch nach Baden-Württemberg das Bundesland mit den meisten Automobil-Zulieferern ist, hatte sich auch die Landesregierung für eine Erprobung stark gemach - und letztlich einfach auf Landesstraßen zurückgegriffen.

Bei Delphi ist man begeistert. "Für einen Zulieferer ist es gut, wenn die Strecke in unmittelbarer Nähe ist", heißt es. Bislang musste das Unternehmen Testfahrten in den USA durchführen - und auch Tests in Bayern wären nur mit sehr viel mehr Aufwand umzusetzen gewesen. Auch Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) freut sich über die Entwicklung: "Das ist ein schönes Signal für den Standort Wuppertal."

Volvo DriveMe - hier sucht sich das Auto selbst den Parkplatz
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Foto: Volvo

Gleichzeitig hat NRW so die Chance zu verhindern, auf einem der wichtigsten Zukunftsmärkte abgehängt zu werden. Denn viele Auto-Experten sehen inzwischen im autonomen Fahren den wichtigsten Zukunftstrend der Branche. Das Marktpotenzial für die Technologien hat kürzlich das CAR-Institut an der Universität Duisburg-Essen berechnet.

Bereits heute werden weltweit 30 Milliarden Euro mit Fahrerassistenzsystemen umgesetzt. Laut CAR-Chef Ferdinand Dudenhöffer wird sich der Umsatz in den nächsten fünf Jahren auf etwa 55 Milliarden Euro fast verdoppeln. "Ab 2025 ist das automatisierte Fahren in den Kernmärkten Nordamerika, Japan, Europa und China ein Massenthema. Dann reden wir über einen 135-Milliarden-Europ-Markt", sagt Dudenhöffer.

Er nennt es "Die wichtigste Wachstumsmaschine der Automobilindustrie in den nächsten 15 Jahren." In Deutschland sind neben Bosch und Continental auch viele Zulieferer aus NRW daran beteiligt.

Forschung entwickelt Autopiloten für Autos
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Der Boden für das autonome Fahren ist längst bereitet: Elektronische Stabilitätssysteme beim Bremsen, Fahrspur- und Abbiegeassistenten, selbst einparkende Autos - all das gibt es längst und wird zunehmend Standard.

Der Sprung zum selbst fahrenden Massenauto, das überhaupt keinen Fahrer mehr braucht, scheint nicht mehr allzu groß. Der Internetkonzern Google lässt bereits seit geraumer Zeit eine kleine Flotte selbstfahrender Autos durch die USA fahren, auch Autohersteller wie General Motors, Daimler, Audi oder BMW arbeiten an immer weiteren Verbesserungen.

Bauteile dafür könnten dann auch in Wuppertal getestet werden. Die dortige Strecke wird voraussichtlich eine Länge von 17 Kilometern haben und auf einem Abschnitt der Landesstraße 418 eingerichtet. Start wäre der Delphi Firmensitz, unterwegs warten auf das Fahrzeug - bei dem immer ein Ingenieur mit an Bord sein wird, der im Notfall eingreifen kann - Kreuzungen, ein Kreisverkehr und Steigungen. "Die Strecke ist genau das, was wir suchen", sagt der Delphi-Sprecher: "Ganz real."

Verkehrsminister Michael Groschek will gemeinsam mit allen Beteiligten in den kommenden Wochen die noch offenen rechtlichen und technischen Hürden klären - damit Wuppertal neben der Schwebebahn eine zweite mobile Attraktion bekommt.

(frin)
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