Münchner Autokonzern wird 100 Jahre alt BMW - die Geschichte eines Jahrhunderts

München · Vor 100 Jahren wurde der Auto- als Flugzeugmotorenbauer geboren. Heute gehört BMW zu den wertvollsten Konzernen Deutschlands.

100 Jahr-Feier BMW: Die Geschichte eines Jahrhunderts
Foto: Preto_perola

Einmal im Jahr nimmt die ganz breite Öffentlichkeit Notiz von Susanne Klatten und Stefan Quandt. Dann werden die beiden Hauptaktionäre des Autobauers BMW, der heute 100 Jahre alt wird, vom "Manager Magazin" präsentiert, als eine der reichsten Familien Deutschlands. Derzeit sind sie die Reichsten überhaupt - ein Umstand, den sie auch ihrer 46-Prozent-Beteiligung am Autobauer verdanken. Mehr als 50 Milliarden Euro ist BMW an der Börse wert.

Als Spinner abgestempelt

Wer das vor knapp einem halben Jahrhundert vorausgesagt hätte, wäre als Spinner abgestempelt worden. Damals drohte BMW die Pleite, und nur dem Einstieg von Herbert Quandt, dem Vater der heutigen Eigentümer, war die Rettung als eigenständiges Unternehmen zu verdanken. Ohne Quandt wäre BMW womöglich von Daimler geschluckt worden, und es gäbe heute einen automobilen Markenbotschafter weniger aus Deutschland - einen, dessen Markenwert übrigens auf etwa 37 Milliarden Euro veranschlagt wird.

Befördert wird so etwas natürlich auch über die Kino-Leinwand und den Fernseh-Bildschirm. ZDF-Oberinspektor Stefan Derrick alias Horst Tappert fuhr stets BMW (wer auch immer zuvor den Wagen geholt hatte); im vergangenen Jahr zerlegte Tom Cruise als Ethan Hunt in "Rogue Nation", dem fünften Teil der "Mission-impossible"-Reihe, einen BMW M3, und Pierce Brosnan steuerte gleich in mehreren "James-Bond"-Verfilmungen einen BMW der Z-Kategorie.

Dass ein Agent im Dienst Ihrer Majestät ein deutsches Auto fährt, wäre übrigens kaum denkbar gewesen ohne die Übernahme von Rover durch BMW - womit wir bei einem der ökonomisch dunkelsten Kapitel in der Geschichte des Autobauers wären. 1994 übernahm BMW den britischen Hersteller Rover, in der Absicht, quer durch alle Schichten präsenter zu werden. Volumenhersteller nennt man das in der Fachsprache. Doch der Zukauf wurde zur teuersten Fehlinvestition der BMW-Geschichte; er bescherte BMW Milliardenverluste, und am Ende wurden die stolzen Briten für ganze fünf Pfund verkauft. Das einzig Positive, das BMW aus dem Desaster blieb, ist der Mini, der in München als Auto mit Lifestyle gepflegt wurde und sich durchgesetzt hat.

Das Rover-Debakel

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Foto: SP-X/Patrick Broich

Das Rover-Debakel hat BMW längst verdaut. Heute ist das Unternehmen der verkaufsstärkste deutsche Premiumhersteller, noch vor Mercedes und Audi. Der Konzern setzte im vergangenen Jahr mehr als zwei Millionen Autos ab, so viel wie noch nie. Und BMW ist die wertvollste deutsche Marke. All diese Superlative werden heute in der Münchener Olympiahalle ein Thema sein, wenn der Konzern mit Mitarbeitern, Händlern und seinen beiden Großaktionären den runden Geburtstag feiert. In den weltweit 30 BMW-Werken sollen die Bänder dann stillstehen, damit sich die Beschäftigten die Übertragung der Jubiläumsfeier anschauen können.

Alle gemeinsam werden dann von einem Laudator sicher darauf hingewiesen, dass BMW anders ist als viele andere deutsche Konzerne. Das hat auch damit zu tun, dass der Autobauer am Anfang gar keine Autos baute. Inmitten des ersten Weltkriegs starteten die "Bayerischen Flugzeugmotorenwerke" am 7. März 1916 unter der Führung von Gustav Otto (dem Sohn des Otto-Motoren-Erfinders) und Karl Rapp. Erst zwölf Jahre später baute BMW im thüringischen Eisenach die ersten Autos. Dann kamen die Motoräder, der sogenannte "Barockengel", die BMW Isetta, die 3er-Reihe als Verkaufsschlager.

Werke nicht nur in Deutschland

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BMW hat expandiert und exportiert, baut heute nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, Großbritannien, Österreich. Und ist natürlich in China, wo jeder Autobauer der Welt früh präsent sein muss, wenn er auf dem Massenmarkt der Zukunft nicht den Anschluss verpassen will.

Bei aller Freude über ein Jahrhundert Firmengeschichte darf man die Kritiker nicht vergessen. Zwar gilt BMW bei den als Fahrzeug der Zukunft propagierten Elektroautos als einer der Vorreiter. Aber was die klassische Palette angeht - da sei der BMW-Modellzirkus in die Jahre gekommen, sagen die einen. BMW habe weniger Oberklasse-Autos und SUV als Daimler, bemängeln die anderen, und das heißt: In der Oberklasse verdient BMW weniger als der große Konkurrent aus Stuttgart. Wollten die Münchener den Wettlauf da nicht verlieren, müssten sie Tempo aufnehmen, heißt es.

Die Reaktion: Beim diesjährigen Autosalon in Genf hat der Konzern den BMW M 760 präsentiert: Zwölfzylinder, 600 PS, in der Spitze mehr als 300 Kilometer pro Stunde schnell. Nach dem Motto: Nur Fliegen ist schöner. Darf man aber von einem Konzern, der als Flugzeugmotorenbauer startete, auch erwarten, oder?

(RP)
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