Fahrbericht Ducati Hypermotard 939 SP - hochgelegter Fahrspaß

Barcelona · Ducati rüstet seine Hypermotard-Modelle mit einem eigens für diese Baureihe entwickelten neuen Motor aus und pusht die SP-Version mit vielen Finessen.

Test: Ducat Hypermotard 939 SP - Supermoto mit feinsten Komponenten
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Ducat Hypermotard 939 SP - Supermoto mit feinsten Komponenten

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Seit knapp zehn Jahren gibt es Ducatis Hypermotard-Baureihe nun; dass sie eine monster-mäßige Erfolgsgeschichte hingelegt habe, werden nicht einmal die Fans dieser Italo-Supermoto behaupten.

Die 2017 in Kraft tretende Emissionsnorm EU 4 hat Ducati zum Anlass genommen, extra für die Hypermotard ein neues Triebwerk zu entwickeln. Es greift das bewährte 11°-Ventilüberschneidungsprinzip auf und weist zudem denselben Wert für den Kolbenhub wie das ehemalige 821-Triebwerk auf, doch hat man die Bohrung vergrößert und auch allerlei Motor-Innereien verändert.

Aus nunmehr 937 Kubikzentimetern Hubraum resultiert jede Menge zusätzlicher Kraft. Man könnte auch sagen: Jetzt ist die Modellbezeichnung nicht mehr übertrieben.

Wer nur auf die Prospektwerte schaut, wird irritiert sein: läppische drei PS oder rund drei Prozent mehr — das soll's bringen? Nun, die drei Pferdestärken sind es in der Tat nicht, welche die neue Hyperstrada 939 SP so kräftig erscheinen lassen.

Es ist vielmehr der sensationelle Zuwachs an Drehmoment, der dem Fahrer beim Gasgeben aus beispielsweise 4.000 Umdrehungen die Arme langzieht und das Vorderrad sehr leicht werden lässt: Volle 16 Prozent mehr Drehmoment als bei der vorhergehenden Hypermotard 821 werden bei 6.000/min. realisiert, immer noch zehn Prozent mehr sind es im Bereich des Drehmoment-Maximums, das bei 7.500 Touren erreicht wird.

Doch nicht nur relativ zum Vormodell ist die Leistungsausbeute höher, die 98 Newtonmeter sind auch absolut gesehen ein ausgezeichneter Wert. An Gasannahme und Motorlaufkultur lässt sich nichts aussetzen, sofern man dynamisch, also mit viel Volllastanteil unterwegs ist und — wie auf der Rennstrecke üblich — niedrige Drehzahlen keine Rolle spielen. Für bessere Umgangsformen im Teillastbereich hat Ducati bereits ein mögliches Software-Update für das späte Frühjahr angedeutet.

Der Kraftbolzen stellt an den Fahrer durchaus Ansprüche: Denn das Fahrgefühl ist ein sehr unmittelbares, ungefiltertes. Das sehr handlich ausgelegte Fahrwerk lässt den Piloten stets spüren, wenn schlagartig Leistung abgefordert wird.

Die in acht Stufen regelbare Traktionskontrolle zu haben, ist definitiv eine gute Sache — insbesondere, wenn die Straße nass ist, wie das bei unserem Rennstreckentest in der Nähe von Barcelona der Fall war. Das "Wet"-Programm reduziert die Motor-Höchstleistung von 113 auf 75 PS, die Gasannahme ist angenehm dezent, die Traktionskontrolle in höchster Hab-Acht-Stellung.

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Foto: Ducati

Das Konfigurationsmenü lässt aber auch die volle Leistung in Kombination mit "Wet" zu; wir nutzen eine solche Individualisierung. In Verbindung mit stark profilierten Regenreifen legt die Hypermotard 939 SP ein höchst erfreuliches Fahrverhalten an den Tag.

Die Stabilität in Kurven ist einwandfrei bis in höchste Schräglagen, auch beim harten Bremsen bleibt das Chassis ruhig, sofern das ABS auf Stufe 2 arbeitet. Das Bosch-ABS ist gut abgestimmt, so dass selbst in welligen Anbremszonen keine Überraschungen zu befürchten sind.

Außer dem Modus für nasse Straßen stehen noch die Modi Sport und Race zur Verfügung. Bei Sport ist die Gasannahme weniger dezent, die Traktionskontrolle greift deutlich später ein und die Fahrstabilitätskontrolle ist reduziert. Im Race-Modus wird das Hinterrad-ABS deaktiviert und die Fahrstabilitätskontrolle greift nicht mehr ein, so dass der Fahrer seine Manöver nach Wunsch einleiten kann.

Konzeptionell entspricht die neue 939 SP der bisherigen 821er Spezialversion: Wir notieren eine neue Upsidedown-Gabel vom Edelhersteller Öhlins, ein sehr hochwertiges Federbein vom selben Produzenten sowie geschmiedete und daher besonders leichte Aluminiumräder. Auch ein paar Karbonteile helfen, das Gewicht gegenüber dem Basismodell um insgesamt drei Kilogramm zu senken.

Das Digital-Cockpit wurde um eine Ganganzeige erweitert, die in die Handprotektoren integrierten Blinker leuchten jetzt mit Hilfe von Dioden. Für Fahrer unter 1,80 Meter ist die SP eine Herausforderung, denn zugunsten der um drei auf 47,5 Grad erhöhten Schräglagenfreiheit wurde die Maschine vorne um 1,5 und hinten sogar um 2,5 Zentimeter geliftet, so dass die Sitzhöhe 89 Zentimeter beträgt; wem das zu hoch ist, der kann von Ducati eine 2 Zentimeter niedrigere Sitzbank erhalten.

Alltags- oder Reise-Aspekte spielen bei der Hypermotard 939 SP keine Rolle. Bei ihr handelt es sich um eine sehr sportliche, mit feinsten Komponenten ausgestattete Supermoto. Mit 15.950 Euro hat das Bike denn auch einen durchaus anspruchsvollen Preis.

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Foto: Hersteller

Wer sportliches Fahren mag, die auf Superbikes erforderliche gebückte Haltung aber für unwürdig hält, stößt mit der Hypermotard 939 SP auf ein Angebot, das viel Fahrvergnügen offeriert. Einzig einen Quickshifter können die Ducati-Mannen nicht bieten - mit einem Schaltassistenten wäre der Grins-Level noch eine Stufe höher.

Noch mehr Geld kann man trotzdem loswerden: Der Race-Kit umfasst unter anderem einen wohltönenden Spezial-Schalldämpfer und erhöht die Leistung um weitere drei Prozent. Genug ist schließlich nie genug.

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Foto: dpa, zeh

Motor: Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Motor in L-Konfiguration, 937 ccm Hubraum, dohc, 4 Ventile pro Zylinder, 83 kW/113 PS bei 9.000/min., 98 Nm bei 7.500/min; Einspritzung, 6 Gänge, Kette.

Fahrwerk: Stahl-Gitterrohrrahmen, 48 mm USD-Telegabel Öhlins vorne, voll einstellbar, 185 mm Federweg; Leichtmetallguss-Einarmschwinge hinten, Öhlins-Zentralfederbein, voll einstellbar, 175 mm Federweg; geschmiedete Leichtmetallräder; Reifen 120/70 R 17 (vorne) und 180/55 R 17 (hinten). 320 mm Doppelscheibenbremse vorne, 245 mm Einscheibenbremse hinten.

Assistenzsysteme: ABS, achtfach einstellbare Traktionskontrolle, drei Fahr-Modi, drei Leistungsmodi, Antihoppingkupplung.

Maße und Gewichte: Radstand 1,49 m, Sitzhöhe 89 cm, Gewicht fahrfertig 201 kg; Tankinhalt 16 l.

Preis: 15.590 Euro zzgl. Nebenkosten.

(SP-X)
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