Immer mehr Menschen teilen ihr Auto

Die Zahl der Carsharing-Nutzer steigt rasant. Mittlerweile gibt es ganz unterschiedliche Angebote - auch Privatpersonen können ihren Wagen anbieten.

Ob Wocheneinkauf, Arzttermin oder ein Kurzausflug in den Zoo: In vielen Haushalten kommt das eigene Auto nur sporadisch zum Einsatz. Entsprechend können sich auch immer mehr Bundesbürger vorstellen, Carsharing-Angebote zu nutzen. "Aktuellen Umfragen zufolge trifft das bereits auf jeden Zweiten zu", sagt Anja Smetanin vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Die Vorteile lägen auf der Hand. "Carsharing erlaubt eine hohe Flexibilität ohne Anschaffungs- und Unterhaltskosten für ein Auto." Wer sich einmal beim Anbieter angemeldet hat, kann jederzeit einsteigen und losfahren.

Ein seit Jahren wachsendes Angebot deckt außerdem immer mehr Regionen ab. Laut Bundesverband Carsharing (bcs) ist die Zahl der Fahrzeuge von rund 4600 im Jahr 2010 auf 16.100 zu Beginn dieses Jahres gestiegen. Über 1,2 Millionen registrierte Carsharing-Nutzer gibt es in Deutschland, was einem Zuwachs von 21,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Besonders in den Ballungsgebieten ist die Carsharing-Dichte hoch. Hier haben Kunden in der Regel die Auswahl zwischen allen drei gängigen Carsharing-Modellen:

Beim stationsbasierten Carsharing wie bei Flinkster und Cambio entleiht der Interessent das Auto an einem festen Punkt und gibt es dort wieder ab. Beim Free-Floating wie bei Car2go und DriveNow können sich die Autos an beliebigen Punkten in einem definierten Bereich - in der Regel das Stadtgebiet - befinden. Beim privaten Modell stellt der Autobesitzer selbst sein Fahrzeug über ein Portal jedem oder einem festen Nutzerkreis zur Verfügung.

"Das stationsbasierte Carsharing bietet Vorteile, wenn man ein Auto gleich für mehrere Strecken benötigt und auch mal ein ganzes Wochenende unterwegs sein will", sagt Smetanin. Viele Anbieter gewähren dann auch Staffeltarife, was die Kosten weiter senkt. Wer nur eine Einzelfahrt von A nach B plant, ist mit Free-Floating-Angeboten besser bedient. "Großstadtbewohner nutzen diese Möglichkeiten gerne, wenn sie spontan statt Bus oder Bahn ein Auto nehmen wollen", sagt Gunnar Nehrke vom bcs.

Die zumeist kleinen Stadtautos können in einem vom Anbieter festgelegten Bereich überall abgestellt und angemietet werden. Auch E-Autos kommen zum Einsatz. Wo ein Auto steht, kann über eine App ermittelt werden. Der Zugang zum Fahrzeug erfolgt per Kundenkarte oder über das Smartphone. Allerdings hat die Freiheit und Flexibilität der Free-Floating-Angebote ihren Preis. "Für eine Autostunde werden beim stationären Car-sharing zwischen zwei und sechs Euro fällig, bei Free-Floating-Fahrzeugen hingegen sind es zwischen 14 und 17 Euro", sagt Nehrke.

Mittlerweile kombinieren Anbieter in einigen Städten beide Varianten. "Hierbei gibt es dann neben der stationären Flotte auch Fahrzeuge, die frei abgestellt und angemietet werden können", erklärt Smetanin. "Im kombinierten Modell fahren die free-floatenden Fahrzeugen dann zum günstigen stationsbasierten Tarif", sagt Nehrke.

Besonders im ländlichen Raum, wo sich kommerzielle Anbieter zurückhalten und der öffentliche Nahverkehr schwach ausgebaut ist, bietet das private Carsharing eine Möglichkeit, mobil zu bleiben. Hierzu gibt es zwei Varianten: Wird das Auto mit einem festen Nutzerkreis geteilt, empfiehlt sich ein Nachbarschaftsvertrag. "Darin wird etwa festgelegt, dass ein Fahrtenbuch geführt wird, zu welchen Bedingungen das Auto versichert ist und in welchem Zustand der Wagen übergeben werden muss", sagt Smetanin. Letztlich handele es sich um eine Vereinbarung zur Automitnutzung, mit der die Kosten geregelt werden, das Auto aber im Besitz einer Person verbleibt.

Bei der anderen Variante bietet man den eigenen Pkw auf der Internet-Plattform eines gewerblichen Anbieters an. Hierbei übernimmt der Plattformanbieter die Vermittlung und kassiert eine Provision. In der Regel versichert der Anbieter das Privatauto zusätzlich, damit der Autobesitzer bei einem eventuellen Schaden nicht von seiner privaten Versicherung hochgestuft wird. Doch es gibt Einschränkungen. Die europaweit tätige Plattform Drivy etwa akzeptiert nur Fahrzeuge mit einem Wert bis maximal 45.000 Euro und schließt den Versicherungsschutz für ein finanziertes oder geleastes Auto aus, wenn der Leasinggeber dies nicht ausdrücklich zulässt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort