IAA 2015 Entspann dich, dein Auto fährt selbst

Düsseldorf · Bei der Automesse IAA geht es seit diesem Donnerstag um den digitalen Wandel. Die Hersteller stehen vor großen Herausforderungen.

So funktioniert das vollautomatisierte Autofahren mit Autopilot
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So funktioniert das vollautomatisierte Autofahren mit Autopilot

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Foto: dpa, jst jhe

Von den 60,4 Millionen Autos in Deutschland fahren 0,03 Prozent elektrisch. Wenn auf der Homepage der Frankfurter Automesse IAA also an prominenter Stelle erklärt wird, wo Besucher ihr Elektroauto während der Messe laden können, geht es weniger darum, die Bedürfnisse tausender Auto-Besitzern zu stillen. Es geht vielmehr darum zu zeigen, dass hier die Zukunft stattfindet. "Mobilität verbindet" heißt daher das Motto der IAA.

Zwar ziehen PS, mehr PS und noch mehr PS immer noch - doch die Technologiesprünge werden in den klassischen Fahrzeugen kleiner. Warum also ein neues Auto kaufen? "Die Märkte sind in West-Europa und den USA gesättigt", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Auto-Experte von der Uni Duisburg-Essen. Also brauche es Innovationen. Doch gelingt es Auto-Herstellern, selbst für diese zu sorgen? Oder sind es am Ende Digitalkonzerne, die den Autobauern das Geschäft abjagen?

Der Wettlauf hat längst begonnen. Da geht es um Mega-Themen wie Elektromobilität, um intelligente Systeme, mit denen sich Staus vermeiden lassen, und natürlich um selbstfahrende Autos, in denen der Mensch entspannt, während der Computer das Fahrzeug lenkt. "Unser Geschäft bekommt ganz neue Spielregeln", sagte BMW-Chef Harald Krüger der "Süddeutschen Zeitung". Die Zahlen geben ihm Recht. Bereits 2017 werden laut Branchenverband VDA vier von fünf Autos, die weltweit vom Band laufen, einen Internetzugang haben.

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Das ist der selbstfahrende Mercedes F 015

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Foto: afp, db/kg

Erstmals wird es auf der Messe daher einen Ausstellungsbereich geben, der sich nur mit dem Thema automatisiertes und vernetztes Fahren beschäftigt. Die Aussteller heißen hier nicht Mercedes, BMW oder Audi, sondern Telekom, TomTom oder Samsung.

Es geht um Technik und Konzepte, um digitalen Fortschritt und sich verändernde Wertschöpfungsketten - und um die Frage, ob es der Auto-Nation Deutschland gelingt, beim nächsten Evolutionsschritt des Autos wieder vorne mitzuspielen. In den kommenden zehn Jahren werde entschieden, ob die deutsche Erfolgsgeschichte des Autos weitere 125 Jahre fortgeschrieben werde, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel unlängst.

Längst testen Internetgiganten wie Google eigene selbstfahrende Fahrzeuge und stellen Auto-Manager ein, werden Mobilitätskonzepte wie der umstrittene Fahrdienstvermittler Uber, bei dem Privatleute Taxi spielen, mit mehr als 40 Milliarden Dollar bewertet. Das Start-up ist damit fast so viel wert wie BMW, ohne dessen Geschäftserfolg ansatzweise zu erreichen. Doch es ist der Glaube an den digitalen Wandel, der die Bewertungen treibt.

Volvo DriveMe - hier sucht sich das Auto selbst den Parkplatz
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Foto: Volvo

"Die Wertschöpfungskette war früher einfach: Es gab Hersteller, Zulieferer, Händler", sagt Axel Schmidt von der Digitalberatung Accenture. "Jetzt entsteht ein Ökosystem, das kein Hersteller allein beherrschen kann."

Künftig wird es darum gehen, wer die Plattform beherrscht, wer die Daten besitzt - die Autohersteller oder Technologiekonzerne wie Google, Apple und Co.? Daimler-Chef Dieter Zetsche sprach zuletzt davon, dass Autos in einem Joint Venture entstehen könnten. Bloßer Zulieferer wolle man aber nicht werden. "Wir wollen, dass die Systeme anderer in den Autos funktionieren, aber nicht die Funktionen unserer Autos übernehmen", sagte Zetsche dem Handelsblatt.

Deshalb wollen die Autokonzerne weiterhin nicht nur Hülle, sondern auch Hirn der Fahrzeuge bauen. "Wir wollen eine eigene Plattform schaffen und selbst entscheiden, was mit den Daten aus unseren Autos passiert und was nicht", so Zetsche.

Deshalb kauften die drei Hersteller Mercedes, BMW und Audi zuletzt Nokias Kartendienst Here, daher experimentiert selbst Opel mit einem Carsharing-Angebot. Und natürlich werden daher demnächst Teststrecken für selbstfahrende Autos in Wuppertal und Bayern an den Start gehen - kampflos wollen die Autobauer den Internetgiganten das Feld nicht überlassen.

Diese Mercedes S-Klasse fährt ganz allein
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Foto: Hersteller

Denn am Durchbruch zweifelt hier keiner. 92 Prozent der Automobilunternehmen glauben laut einer Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom, dass Auto und Smartphone technisch miteinander verschmelzen werden. Jeder Zweite rechnet sogar damit, dass sich selbstfahrende Autos in 15 Jahren in der Breite durchgesetzt haben werden. In der Digitalwelt ist das eine Ewigkeit. In der entwicklungsintensiven Autobranche nicht.

(frin)
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