Fahrbericht VW Up - runderneuert und reisetauglich

Düsseldorf/Mailand · Nach fünf Jahren haben die Wolfsburger ihren kleinsten Wagen runderneuert. Das Angebot ist jetzt bunter, besser verbunden, vor allem aber kräftiger zu haben. Nur bei einer Sache bleibt sich der Hersteller treu - leider.

VW Up - Facelift für den Mini-Volkswagen
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Foto: VW

Die meisten Vertreter von Autoherstellern werden echt sauer, wenn Journalisten die Überarbeitungen etwas betagterer Modelle als "Facelift” titulieren. Diese Bezeichnung - übrigens eine Erfindung der Automacher selbst - sei irgendwie entwürdigend. Schließlich habe man doch "95 Prozent aller Inbusschrauben völlig neu designt”; und die "Multimedia-Hardware”; und die "Scheinwerfer-Geometrie”. Oder so.

Seien wir also fair: Der erneuerte Up von Volkswagen ist eher kein Facelift. Nur Experten wird es wohl auffallen, dass die Frontschürze etwas bulliger und von einer Chromleiste durchzogen ist, die Tagfahrlichter serienmäßig LED aufweisen und auch am Heck Teile überarbeitet wurden, bei denen man nicht teuer ins Blech eingreifen musste. Und mit 9.850 Euro bleibt der Basispreis auf fast exakt gleicher Höhe wie bisher. Aber was ist dann so richtig neu am Up?

Schon die ersten Kilometer auf der ersten Ausfahrt zum Comer See zeigen: Doch recht viel. Zumindest in einigen Varianten. Denn der Up ist nun ab 12.350 Euro auch mit einem turboaufgeladenen Einliter-Dreizylinder zu haben. "Damit wird er richtig erwachsen”, meint Gjuki Tettenborn, Leiter Gesamtfahrzeug der kleinsten Baureihe.

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Foto: Citroen

Der neue Motor macht den 3,60 Meter kurzen VW gefühlt beinahe zur Reiselimousine für die große Fahrt. Denn wer bei Autobahn-Richtgeschwindigkeit mit dem VW durch "bella italia" gondelt, erlebt eine in dieser Klasse untypische Laufruhe.

Trotz 2,42 Meter Radstand geht es zudem auch kommod gefedert voran. Nur in schärferen Kurven neigt sich der Up ein wenig zu heftig zur Seite. Unsicher fühlt sich das aber nicht an. Zudem zeigt der topmotorisierte Up auch die spontanen Kraftreserven, die den Lenker auf großer Fahrt erwartet.

In 9,9 Sekunden geht es durch das saftige Fünfganggetriebe von Null auf Hundert - und auch bei 130 stellt der Turbo noch Schwung zum Überholen zur Verfügung. Erst bei 185 km/h ist mit der Beschleunigung Schluss. Und die rund fünf Liter Verbrauch auf der Testrunde sind auch in Ordnung.

Die große Reisetauglichkeit sollten allerdings nur zwei Passagiere genießen. Schließlich kann VW auch bei der Überarbeitung des Up nicht hexen. Vorn verwöhnen zwar langstreckentaugliche Sitze mit reichlich Oberschenkelauflage. Auf der Rückbank wird es aber eng. Und die braucht man im größeren Urlaub wohl auch fürs Gepäck und die Mitbringsel. Denn der Kofferraum ist klein und die Ladekante hoch.

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Foto: dpa, loe

Innen haben die Wolfsburger ihren kleinsten Vertreter aber gewohnt akribisch und sinnvoll gepflegt. Denn erstmals gibt es gegen Aufpreis eine Klimaautomatik (895 Euro), ein Multifunktionslenkrad (165 Euro) und ein neues Multimediasystem: Auf dem Armaturenbrett thront nun eine Smartphone-Halterung.

Per Bluetooth kann der Fahrer sie mit dem neuen Radiosystem koppeln und eine VW-App auf dem Handy aktivieren. Musikstreaming, Navi und Fahrinfos kommen dann aus dem Smartphone. Das Prinzip funktioniert bei Smart oder Renault schon prima, ist mit 170 Euro Aufpreis zum Radio-System preiswert - und die beste Lösung in einem Kleinwagen.

Leider hat VW's Smartphone-Anbindung im Testwagen noch zwei wesentliche Mängel: Erstens muss der User die VW-App nutzen, wenn er auf die Fahrzeugdaten zurückgreifen will. Dann aber funktionieren beliebte Dienste wie Spotify, TuneIn oder Blitzer-Warner nicht. Und zweitens ist die Sprachwahl im Multifunktionslenkrad schlicht eine Blindtaste - die App kann Spracheingabe nicht verarbeiten und blockiert auch die von Google oder Apple.

Wie bei vielen Konkurrenten geht es dafür nun auch im Up deutlich bunter zu: Im Innenraum sind neue Kunststoffleisten mit einer größeren Farbauswahl im Angebot - und außen lassen sich Dach und Rest der Karosse in verschiedensten Farbkombinationen mit 13 Lackierungen ordern.

Zum Start gibt es auch noch was auf die Ohren: ein Sondermodell "Beats" mit 300-Watt-Soundsystem. 13.150 Euro sind dann schon für den 60-PS-Up fällig. Aber Individualisierung liegt ja im Trend - und bringt auch in der Kleinwagen-Klasse Mehreinnahmen.

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Eigentlich ist der Up natürlich nach wie vor ein Einkaufswagen für die City - und da reichen auch die bekannten Saugbenziner mit drei Zylindern und 60 respektive 75 PS. Die tun es in der Stadt für die üblichen Verrichtungen allemal. Das Basismodell als "take up” mit 60 PS ist also durchaus eine gute Wahl - und neuerdings auch schon mit Funk-Zentralverriegelung ausgestattet. Die Klimaanlage (560 Euro) und ein Radio (360 Euro) kosten aber nach wie vor extra.

In Kürze wird das Up-Angebot um den elektrischen e-Up erweitert, Der 68 PS starken Eco-Up mit Erdgasantrieb ist bereits für mindestens 12.950 Euro zu ordern. Womit wir am Ende beim Thema aller Themen in der preissensiblen Einsteigerklasse wären. Wer den Up mit allen neuen Möglichkeiten und als Viertürer (480 Euro) aufrüstet, kann den Wagen flugs über die 17.000-Euro-Schwelle heben. Und dafür ist schon manche Kompaktlimousine zwei Klassen höher zu haben.

Dreitüriger, viersitziger Kleinstwagen, Länge: 3,60 Meter, Breite: 1,64 Meter (mit Außenspiegeln 1,91 Meter), Höhe: 1,50 Meter, Radstand: 2,41 Meter, Kofferraum: 251 - 959 Liter

1,0-l-Dreizylinder-Benziner, Fünfgang-Schaltung, 44 kW/60 PS (55 kW/75 PS als Bluemotion), maximales Drehmoment: 95 Nm zwischen 3.000-4.300 U/min, Vmax: 162 (172) km/h, 0-100 km/h: 14,4 (13,5) s, Durchschnittsverbrauch: 4,4 (4,1) l/100 km, CO2-Ausstoß: 101 (96) g/km, Preis: ab 9.850 Euro

1,0-l-Dreizylinder-Turbobenziner, Fünfgang-Schaltung, 66 kW/90 PS, maximales Drehmoment: 160 Nm zwischen 1.500 - 3.000 U/min, Vmax: 185 km/h, 0-100 km/h: 9,9 s, Durchschnittsverbrauch: 4,4 l/100 km, CO2-Ausstoß: 101 g/km, Preis: ab 12.350 Euro

(SP-X)
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