Fahrbericht Ford C-Max - Packesel für den Alltag

Düsseldorf · Wer ein Auto vor allem als Transport-Mittel sieht und dessen praktische Eigenschaften in den Vordergrund stellt, wird wahrscheinlich mit einem Kompaktvan glücklich werden. So wie der Ford C-Max einer ist. Der Kölner überzeugt mit tollem Motor und klasse Fahrwerk. Trotzdem wollte bei uns kein echter Fahrspaß aufkommen.

Ford C-Max - Probefahrt im Familienvan
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Probefahrt im Ford C-Max

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Foto: Hersteller

Es ist nur so ein Gefühl, aber dem einen oder anderen Autofahrer geht die ganz SUV-Hysterie langsam wohl doch auf den Wecker. Wenn man etwas höher sitzen will und mehr Platz benötigt, aber markige Outdoor-Auftritte anderen überlässt, kommt nach kurzer Überlegung auf eine ganz andere Fahrzeugkategorie: den guten alten Familienvan.

Der bietet im Zweifel noch etwas mehr und vor allem durchdachteren Platz, ist wegen seines fehlenden Abenteuer-Appeals aber deutlich günstiger in der Anschaffung und meist auch im Unterhalt. Das gute alte Mama-Car ist im Alltag zudem der komfortablere und entspanntere Begleiter. Und blöde Nachfragen auf dem Supermarktparkplatz ("Hat der Allradantrieb?") ersparen wir uns in einem Fahrzeug wie dem Ford C-Max gleich mit.

Dabei muss der Fahrspaß in einem Kompaktvan gar nicht mal zu kurz kommen. Ford steht ja schon seit einigen Jahren für knackige Fahrwerke und ein tolles Fahrgefühl. Zudem war unser Testwagen mit dem hochgelobten 1,0-Liter-Dreizylinder motorisiert, hier in der Version mit 92 kW/125 PS.

Ein wunderbares, drehfreudiges Aggregat, leicht knurrig, aber mit insgesamt angenehmen Manieren. Nur die versprochenen rund 5 Liter Spritverbrauch hat er nicht eingehalten. Wenn man die Fähigkeiten des Aggregats auch nur annähernd in Fahrspaß umsetzen will, gehen mindestens 2 Liter mehr pro 100 Kilometer durch die Leitungen.

Wobei das unerschütterliche und gleichzeitig komfortable Fahrwerk und der tolle Antrieb am Ende gar nicht so viel nutzen. Gut, in der Stadt ist man mit dem kleinen Ecoboost-Motor voll dabei, gewinnt manchen Ampelstart und wieselt flink durch das Einbahnstraßengewirr einer Stadt wie Köln.

Geht es aber auf die Autobahn, ist es mit dem Fahrspaß schnell vorbei. Die Gänge vier bis sechs sind derart lang ausgelegt, dass wir auf einer ausgiebigen Etappe kilometerlang bei flottem Tempo im vierten Gang unterwegs waren und es gar nicht gemerkt haben.

Im sechsten Gang mag man dann zwar spritsparend rollen, muss aber schon beim Bewältigen kleinerer Anstiege wieder zurückschalten — und zwar gleich in Gang vier. Hier prallen offensichtlich sportliche Ambitionen und der Zwang zum Sparen unpassend aufeinander.

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Foto: dpa

Aber ein Kompaktvan ist ja vor allem ein Transportmittel für Kind, Kegel und Kurioses. Als solches erfüllt der C-Max die aktuellen Anforderungen, ohne jedoch beim Platzangebot mit einem nagelneuen Vertreter dieser Klasse, wie etwa dem VW Touran, mithalten zu können.

Die Rücksitze lassen sich immerhin umklappen und flach nach vorne legen, bei Bedarf können sie mit überschaubarem Aufwand auch ganz herausgenommen werden. Dann wird der Ford fast zum Umzugswagen. In normaler Konfiguration mit genutzten Rücksitzen fällt das Kofferraumvolumen mit 432 Litern so aus, wie man es erwarten darf.

Der Innenraum wird dagegen nicht jedem gefallen. Die Sitze sind zwar prima, aber Schalter und Knöpfe teilweise zu klein und daher nicht immer leicht zu treffen. Zudem wirkt die Materialauswahl nicht unbedingt gelungen, an manchen Stellen hätte man sich schönere Kunststoffe gewünscht. Qualitativ kann man dem C-Max allerdings nichts nachsagen.

Mit diesem Motor ist der Ford ab der mittleren Ausstattungslinie Trend verfügbar, die mit 21.850 Euro zu Buche schlägt, aber längst nicht alle Wünsche erfüllt. So lässt sich die Klimaanlage nur manuell regeln und der Wagen steht auf schnöden Stahlfelgen.

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Foto: Hersteller

Unser Testwagen kam in der teuren Titanium-Ausstattung daher (24.000 Euro). Folglich war alles Wesentliche an Bord, bis vielleicht auf ein Navi. Das gibt's aber für faire 700 Euro im Business-Paket zusammen mit dem großen Touchscreen-Bildschirm (20 cm Diagonale) und den hinteren Parkpiepsern.

Der C-Max zeigt sich unterm Strich als ein routiniert gemachter Van mit wenig Schwächen. Ford hat in den letzten Jahren den SUV-Wahn nur in Maßen mitgemacht, dafür aber in Sachen Raumfahrzeuge (B-Max, S-Max, Galaxy) echte Kompetenz aufgebaut.

Bei diesem Kölner Kompaktvan stehen vor allem Außendesign, Fahrwerk, Motor, Platzangebot und Verarbeitung auf der Habenseite. Als Minus notieren wir das unglücklich abgestufte Getriebe, die Innenraumgestaltung und die magere Serienausstattung. Das sollte Interessenten aber von einer Probefahrt nicht abhalten.

Fünftüriger, fünfsitziger Kompaktvan; Länge: 4,38 Meter, Breite: 1,83 Meter (mit Außenspiegeln: 2,07 Meter), Höhe: 1,61 Meter, Radstand: 2,65 Meter, Gepäckraum: 432 — 627 Liter

1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner, 92 kW/125 PS, manuelles Sechsgang-Getriebe, maximales Drehmoment: 200 Nm bei 1.400 U/min, 0-100 km/h: 11,4 s,

Vmax: 187 km/h, Normverbrauch: 5,1 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 117 g/km,

Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: B, Testverbrauch: 7,2 Liter

Preis: ab 21.850 Euro (Trend)

Testwagen: ab 24.000 Euro (Titanium)

(SP-X)
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