BMW X3 Der kleine Prinz

New York · Das aufgefrischte Design kann man genauso vergessen wie die längere Liste von Assistenz- und Komfortsystemen, die paar Chromleisten im Cockpit oder die größeren Ablagen in den Türen. Was wirklich zählt bei der Modellpflege für den X3, das sind die neuen Dieselmotoren, mit denen bei BMW eine technische Revolution beginnt.

Der BMW X3
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Foto: BMW

Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar: Beim Erstkontakt mit dem überarbeiteten BMW X3 kommt einem schnell diese zentrale Botschaft aus Saint-Exupérys "Kleinem Prinzen" in den Sinn. Denn für die neue Front mit den etwas platt gedrückten Scheinwerfern und der stärker betonten Niere, das aufgehübschte Cockpit oder die auf ein imposantes Maß vergrößerten Taschen in den vorderen Türen hätte es nun wirklich kein Facelift gebraucht. Schließlich steht der X3 mit weltweit zuletzt rund 160.000 Exemplaren und allein in Deutschland knapp 24.000 Zulassungen solide auf Platz Eins unter den nobleren Kompakt-Kraxlern. Und die neuen Ausstattungsoptionen wie die Auffahrwarnung mit Fußgängerschutz oder den iDrive-Controller mit integriertem Touchpad hätte BMW auch so in den Prospekt mogeln und damit geschickt die Preiserhöhung vertuschen können, mit der die Basismodelle jetzt 600 bis 1.000 Euro teurer werden, so dass der X3 18d nun mit 37.200 Euro und der X3 20i mit 39.200 Euro in der Liste stehen.

Doch spätestens wenn man den Motor anlässt oder dem Wagen mal ausnahmsweise unter die Haube schaut, dann weiß man, was wirklich wichtig ist bei der Modellpflege — zumindest, wenn man im X3 20d sitzt. Denn dort beginnt BMW mit dem Einsatz einer neuen Motorenfamilie, die für die Bayern so wichtig ist wie der modulare Querbaukasten für den VW-Konzern: Egal ob Drei-, Vier- oder Sechszylinder, Längs- oder Quereinbau, ja sogar Diesel oder Benziner — alle Aggregate nutzen den gleichen Grundmotor und den identischen Zylinder und kommen so auf bis zu 60 Prozent identischer Teile.

Die Kassenwarte in München freuen sich vor diesem Hintergrund auf millionenschwere Einsparungen, mit denen sich die Milliarden-Investition in Entwicklung und Produktion des neuen Baukastens schnell wieder amortisieren sollten. Aber auch die Kunden können sich freuen: Denn der neue Motor ist ein Kraftwerk, das auf Sparflamme brennt: Obwohl die Leistung auf 140 kW/190 PS steigt und die Drehmomentkurve jetzt erst bei 400 Nm gipfelt, so dass der X3 in 8,1 Sekunden auf Tempo 100 kommt und mit flotten 210 km/h über die linke Spur stürmt, geht der Verbrauch um gute fünf Prozent auf 5,2 Liter zurück. Außerdem beruhigt das Triebwerk mit dem vorzeitigen Erreichen der Euro6-Norm das Gewissen. Erst recht, wenn man dafür nicht einmal AdBlue tanken und einen SCR-Katalysator befüllen muss.

Viel wichtiger als der Fortschritt auf dem Papier und an der Stoppuhr ist allerdings das neue Fahrgefühl: Beim Kaltstart in der Tiefgarage ist der Motor zwar noch laut und deutlich zu vernehmen. Doch sobald er mal warm gelaufen ist, hält er sich vornehmer im Hintergrund als jeder andere Diesel in dieser Klasse. Er läuft ruhiger, wackelt weniger und ist rund herum kultivierter. Selbst die Start-Stopp-Automatik macht jetzt einen besseren Job und nervt nicht mehr mit langen Wartephasen und heftigem Geschüttel, wenn man sich durch die Rushhour quält.

Der X3 20d ist zwar eine gute Wahl, weil er vernünftig ist und trotzdem einen ordentlichen Punch entwickelt. Doch wer es ernst meint mit dem Spritsparen, der muss den gleichen Motor als 18d bestellen. Er steht jetzt mit 150 statt 143 PS in der Liste, erreicht maximal 360 Nm, schafft den Standardsprint in 9,5 Sekunden und kommt auf bis zu 195 km/h. Sein Verbrauch mit Heckantrieb, Handschaltung und Öko-Reifen: 4,7 Liter und damit weniger als jedes andere SUV in diesem Segment.

Zu den beiden Vierzylindern gibt es auch weiterhin die Sechszylinder-Diesel X3 30d mit 258 und X3 35d mit 313 PS, die zwar bei der Leistung unverändert bleiben aber beim Verbrauch ebenfalls kleine Fortschritte machen. Außerdem haben die Bayern drei Benziner vom X3 20i mit 184 PS über den X3 28i mit 245 PS bis zum X3 35i mit 306 PS im Angebot. Damit sind Sprintwerte von bestenfalls 5,6 Sekunden und Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 245 km/h möglich. Der Verbrauch liegt je nach Antriebs- und Getriebekonfiguration bei 7,0 bis 8,3 Litern.

Schade nur, dass am X3 nicht alles so kultiviert und geschmeidig ist wie der neue Diesel-Motor. Denn zumindest auf den miserablen Straßen in und um New York, wo die Bayern den Wagen am Rande der Autoshow zur ersten Testfahrt bereitgestellt haben, wirkt das Fahrwerk ziemlich hart und ruppig und die strammen Sitze werden auf langen Strecken zu einer schweren Prüfung. Da freut man sich erstrecht am Update für die Navigation, die wirklich jeden Starbucks entlang der Route kennt und einem so immer mal wieder zur Pausengymnastik verhilft.

Dafür, dass sich auf den ersten Blick kaum etwas ändert an dem Bestseller, macht BMW ziemlich viel Wind um die Modellpflege des X3. Doch wenn man Männern wie Motorenentwickler Christian Bock zuhört, lernt man schnell, warum den Bayern das Facelift so wichtig ist. Sie denken dabei nämlich nicht nur an den Geländewagen, sondern an die gesamte Modellpalette, die von dem neuen Motor und seinen vielen Verwandten schon bald profitieren soll, sagt Bock: "Mittelfristig werden mehr als 90 Prozent aller von BMW verkauften Motoren aus diesem Baukasten kommen." Vor diesem Hintergrund wird dann sogar ein dünnes Facelift zu einer richtig dicken Nummer.

(SP-X)
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