Eine Familienkutsche fürs Gelände

Seit Jahren bemühen sich die Autohersteller redlich, möglichst keine Modell-Nische ungenutzt zu lassen. Vor allem die Erfolgstypen gibt es meist in diversen Ausführungen – als Fließ- und Stufenheck, als Dreitürer und Siebensitzer, als Kombi und Coupe. Oder eben als Alltrack. So nennt Volkswagen seinen (optional) allradgetriebenen und damit (bedingt) geländetauglichen Passat. Genau das richtige Spielzeug für maßvoll abenteuerlustige Familienväter also.

Denn vor allem anderen ist auch der Alltrack zunächst ein Passat. Mit allem, was diesen Bestseller auszeichnet: üppiges Raumangebot, beste Verarbeitung, hohe Zuverlässigkeit. Der Passat ist eine Familienkutsche deluxe, je nach gusto sparsam oder sportlich. Insofern bietet der Alltrack wenig Überraschendes, will seine Gene gar nicht verleugnen. Warum auch? Die Unterschiede liegen im Detail – und in der etwas martialischeren Optik.

Sofort ins Auge sticht die größere Bodenfreiheit. Zwar sind nur drei Zentimeter mehr Platz (insgesamt 16,5) unterm Bodenblech, doch schon das lässt den Passat hochbeiniger dastehen. Dazu hat Volkswagen dem Biedermann Muskeln spendiert – die Kotflügel sind weiter ausgestellt, die Stoßfänger wuchtiger. Plastikschürzen an den Radkästen und den Seitenschwellern sollen vor Kratzern schützen oder einfach nur gut aussehen, genauso wie der Unterboden in Edelstahl-Optik.

Natürlich reicht das Mehr an Bodenfreiheit nicht für eine Fahrt in wirklich unwegsames Gelände. Aber matschige Feldwege meistert der Alltrack mit Leichtigkeit, auch steile Abfahrten sind kein Problem, zumal nicht als allradgetriebener 4Motion. Dann helfen zum Beispiel Bergabfahrassistent, elektronische Differentialsperren und intelligente Kraftverteilung wie bei den echten Offroadern. Tatsächlich leiht sich der Passat die Offroad-Fahrprogramme von den großen SUV-Brüdern Tiguan und Touareg. Serienmäßig ist der Allradantrieb allerdings nur bei den Top-Motorisierungen (170-PS-TDI und 210-PS-Benziner), für den 140-PS-TDI lässt er sich für 1900 Euro dazu bestellen. Wie unzählige andere Extras auch. Der von uns gefahrene Passat Alltrack 4Motion mit 155 kW (210 PS) lässt sich damit (bei einem Grundpreis von 39 750 Euro) leicht über die 50 000-Euro-Marke treiben. Viel Geld für einen Familienvater.

Dabei bleibt es aber nicht. Motorisierung und Vierradantrieb fordern an der Tankstelle ihren Tribut: Unter zehn Liter im Schnitt ist der "Softroader" nur schwer zu bewegen. Dafür fährt sich der TSI (mit serienmäßigen 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe) aber ausgesprochen angenehm und besitzt jederzeit genug Kraftreserven. Das Fahrwerk ist eher knackig gefedert, ohne übertrieben hart zu wirken. Schließlich will der Alltrack-Fahrer den Unterschied zum "normalen" Passat nicht nur sehen, sondern auch fühlen – und zwar nicht nur an der leichteren Brieftasche.

(RP)
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