Test: Porsche Cayman GTS Extrem bissig

Köln · Ein paar PS mehr, etwas Drehmoment obendrauf und ein wenig Zusatzausstattung mitgegeben, fertig ist eine besonders sportliche Cayman-Variante? Ganz so einfach macht es sich Porsche natürlich nicht. Der GTS will schon ein sehr ernsthafter Sportwagen sein. Und Sportwagen bauen, das kann man in Zuffenhausen.

Der Porsche Cayman GTS im Test
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Der Porsche Cayman GTS im Test

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Foto: Porsche

Über die Porsche-Strategen und ihre Fähigkeit, aus einer eigentlich immer noch recht schmalen Modellpalette immer neue Varianten zu zaubern ist schon viel geschrieben worden. Machen wir es also kurz: Der Cayman GTS war, als er im vergangenen Jahr auf den Markt kam, bereits die dritte Variante des Mittelmotor-Sportwagens, nach Basismodell (275 PS) und schärferer S-Version (325 PS). Inzwischen haben die Schwaben schon wieder nachgelegt und mit dem GT4 einen nochmals stärkeren Cayman aufgelegt, mit gar 385 PS!

Da wir einige Monate auf unseren GTS-Testwagen gewartet haben, stand also dann nur noch die leistungsmäßige Nummer 2 vor unserer Bürotür. Im Vergleich zum S hat der GTS übrigens gerade mal 15 PS mehr (also 340) und auch nur 10 Newtonmeter mehr Drehmoment (380) zu bieten. Dafür fast 10.000 Euro mehr zu nehmen ist schon ein Wort. Aber Porsche ist ja immer schlau genug, es nicht bei einigen Motoreingriffen und zusätzlicher Ausstattung zu belassen. Der GTS ist in jeder Beziehung noch eine Spur bissiger geraten als die S-Version. Was sich übrigens auch optisch zeigt: Vorne fallen vor allem die drei vergrößerten, in schwarz gehaltenen Lufteinlässe ins Auge. Das Bugteil verlängert den GTS zudem um drei Zentimeter und sorgt für eine zusätzliche Streckung der Front.

Eine große Stärke von Porsche wird einmal mehr schon auf den ersten Metern klar. Der GTS ist ein Fahrzeug, mit dem man sich nicht nur sehr schnell bewegen kann, selbst diese besonders sportliche Variante hat immer noch genügend Restkomfort, um einen Hauch von Alltagsauto zu versprühen. Einen gesunden Rücken setzen wir bei dieser Aussage einfach mal voraus.

Aber beim Cayman GTS geht es natürlich vor allem um schnelle und schnellste Fortbewegung. Eine solche muss auch immer mehr entsprechender akustischer Untermalung einhergehen. Das haben die Ingenieure der Abteilung Sound prima hingekriegt. Denn der kleine Schwabe überzeugt mit einem sonoren, aber nicht aufdringlichen Sound. Was viel zur Sozialverträglichkeit des optisch ja eher aggressiven Sportlers beiträgt. Denn die Nachbarn werden hier nicht über Gebühr belästigt.

Hat man allerdings erst mal die Zivilisation hinter sich gelassen, zeigt der GTS auf Wunsch seine andere Seite. Drückt man die "Sport"- oder sogar die "Sport-Plus"-Taste — schärft der Cayman wie von Geisterhand nach, dreht die Gänge höher aus, macht mehr Lärm und das adaptive Fahrwerk stellt auf hart und ehrlich. Dann beißt der Cayman erst richtig zu und fegt derart schnell und präzise um die Kurven, dass selbst ein 911er vor Neid erblassen könnte. Hier vergnügen wir uns mit einem echten Sportwagen — und nicht mit einem nur hochmotorisierten Fahrzeug. Wozu, man kann es nicht oft genug sagen, auch die perfekte Bremsanlage gehört. Denn 4,8 Sekunden für den Spurt auf 100 km/h und 283 km/h Spitze sind nur dann schön und gut, wenn man auch ebenso schnell wieder Richtung Stillstand kommt.

Maximal Beschleunigung und scharfes Anbremsen - solche Vergnügen bleiben natürlich nur von kurzer Dauer. Auf unseren Straßen gibt es kaum genügend sicheren Auslauf für ein Fahrzeug wie den Cayman GTS. Zeit also, sich an der für Porsche-Verhältnisse üppigen Ausstattung zu erfreuen, die auch den Mehrpreis zum Cayman S relativieren. Denn der GTS verfügt zum Beispiel serienmäßig über das Sport-Chrono-Paket inklusive dynamischen Getriebelagern, ein adaptives Fahrwerk, Xenon-Licht, Leder/Alcantara-Sitze und 20-Zoll-Felgen. Unser Testwagen hatte noch dazu die siebengängige Doppelkupplung PDK eingebaut. Die schnell schaltende Automatik steigert das Vergnügen, schlägt aber auch mit fast 3.500 Euro Aufpreis zu Buche. Dafür gibt er sich an der Tankstelle mit 11,1 Litern im Test relativ genügsam, auch wenn die versprochenen 8,2 Liter natürlich verfehlt wurden. Aber kümmert das jemanden bei einem Spaßauto?

So wie alle Porsche ist auch der Cayman GTS kein billiges Vergnügen. Nimmt man aber den Preis von rund 77.200 Euro, rechnet Leistung, Optik und Zusatzausstattung dagegen bleibt zu konstatieren: Dieser GTS ist ein für die teure Schwabenmarke ganz attraktives Angebot. Etwa im Vergleich zu einem 911er. Denn schließlich sind ja auch Preise letztlich etwas Relatives.

(SP-X)
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