Audi mit Nachtsichtgerät

Die Welt hat sicher schon aufregendere Autos gesehen als den neuen Audi A6 Avant. Dennoch setzt der Kombi aus der Business-Class Maßstäbe im Bereich der Fahrerassistenz-Systeme. Die verblüffende Nachtsichttechnik und das Navigieren mit Google-Earth haben ihren Preis. Der Testwagen, ein von der Motorisierung eher bescheidener 2.0 TDI mit 177 PS, kostet in der Grundversion 40 850 Euro. Inklusive aller Gimmicks stellt der Händler aber über 66 340 Euro für den "Vorsprung durch Technik" in Rechnung. Lohnt sich das?

Die automatische Sprech-Erkennung des Systems "MMI Navigation plus" funktioniert tadellos. Wer sein privates Handy an das Bluetooth Autotelefon ankoppelt, empfängt in vielen Städten dreidimensionale Bilder von Google-Earth. Sehenswürdigkeiten wie der Kölner Dom sind vielerorts als 3D-Modell detailliert nachgebildet. Das System kostet 2941 Euro extra, hinzu kommen 747 Euro für das Autotelefon.

Der Nachtsichtassistent, der bei Dunkelheit Unfälle mit Fußgängern vermeiden helfen soll, ist eine echte Innovation. Eine Infrarot-Kamera erfasst Fußgänger, die sich bis zu 300 Meter vor dem Wagen befinden, und hebt sie mit einer gelben Markierung auf dem Bildschirm im Cockpit hervor. Das System weist bei der Aktivierung diskret darauf hin, dass die Technik die Aufmerksamkeit des Fahrers natürlich nicht ersetzt. Wohl wahr: Radfahrer, die unbeleuchtet entgegen der Fahrtrichtung in einer Einbahnstraße auf das Fahrzeug zurollten, werden zum Beispiel nicht immer erfasst. Der Start-Knopf für das High-Tech-System ist unverständlicherweise im Bereich des Lichtschalters versteckt. Aufpreis: 1680 Euro.

Praktisch für Vielfahrer, die sich keine weiteren Punkte in Flensburg leisten können, ist die Tempolimitanzeige neben dem Tachometer. Sie zeigt an, welche Geschwindigkeitsbegrenzung aktuell gilt. Allerdings funktioniert das Warnsystem nicht hundertprozentig zuverlässig. Bisweilen werden Limits angezeigt, die bereits aufgehoben sind. Aufpreis: 126 Euro.

Auch beim Einparken hilft der Assistent. Blinker einschalten, Rückwärtsgang einlegen, und dann bitte Hände weg vom Lenkrad. Schon rollt der Audi wie von Geisterhand gesteuert in die Lücke. In der einfacheren Version hilft eine Kamera im Heck beim Rangieren. Kosten: 655 Euro extra.

Mit 177 PS ist man im Zwei-Liter-Diesel eher beschaulich unterwegs. Noch gemächlicher ginge es zu, wenn der neue Audi nicht so besonders leicht wäre Die Karosserie besteht zu 20 Prozent aus Aluminium-Komponenten. Im Vergleich zum Vorgängermodell ist das Gesamtgewicht um 70 Kilogramm gesunken. Der abgespeckte Avant 2.0 TDI bringt leer nur 1640 Kilo auf die Waage. Laut Werk schluckt er 6,1 Liter Diesel. Im Test lag er jedoch über acht Liter.

Fazit: Der Avant bietet viel für Ausstattungsfreaks, die nicht rechnen müssen. Daher wird der Kombi wohl eher von Geschäftsleuten genutzt werden. In der Business-Class von Audi reist es sich dank einer Armada von Assistenten sehr angenehm.

(RP)
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