Trotz Prämie Kaum jemand kauft ein E-Auto

Berlin · Von insgesamt 600 Millionen Euro an Fördermitteln ist nur ein einstelliger Millionenbetrag abgerufen worden. Das zuständige Bundesamt zählt bisher weniger als 4000 Förderfälle für reine Elektrowagen.

Prämie für Elektroautos & Hybride 2016 - diese Modelle werden gefördert
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Foto: Hersteller

Die Anfang Juli eingeführte Kaufprämie für Elektroautos erweist sich bisher als Ladenhüter: Bis Mitte Oktober haben nur 3665 Käufer von reinen Elektroautos vom zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) die Prämie von 4000 Euro bewilligt bekommen.

Von insgesamt 600 Millionen Euro, die der Bund zur Förderung von E-Autos, aber auch für halb mit Kraftstoff und halb mit Strom betriebene Plug-In-Hybride bis 2019 bereitstellt, sei erst ein einstelliger Millionenbetrag abgeflossen, sagte Bafa-Chef Arnold Wallraff unserer Redaktion.

Ziel der Bundesregierung: Halbe Million E-Autos bis 2020

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Elektroauto - das ist der VW I.D.

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Foto: VW

Auch die Zahl der Neuzulassungen von Elektroautos steigt bisher kaum. Nach Auskunft des Kraftfahrtbundesamtes wurden zwischen Januar und September 2016 lediglich knapp 7700 reine E-Fahrzeuge neu angemeldet. Zum Jahreswechsel hatte das Bundesamt rund 25.000 Elektroautos registriert.

Deutschland ist noch weit vom Ziel der Bundesregierung entfernt, die Zahl der Elektroautos auf wenigstens eine halbe Million bis 2020 zu steigern. Ursprünglich hatte Berlin eine Million E-Autos bis 2020 angestrebt, dieses Ziel jedoch revidiert.

Den Hauptgrund für die geringe Nachfrage sehen Fachleute im mangelnden Angebot an wettbewerbsfähigen E-Autos. Der Duisburger Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sieht auch Fehler der Politik: Wer steuerlich einseitig auf Diesel setze, dürfe sich nicht wundern, wenn die Leute Diesel- statt E-Fahrzeuge kauften.

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Foto: Hersteller

"Die Anträge für den E-Auto-Umweltbonus nehmen zu, aber auf sehr niedrigem Niveau", sagte Bafa-Chef Wallraff. "Wir haben gerade die Marke von 5000 Förderfällen für E-Autos und Hybride zusammen geknackt, haben aber Geld für 100.000 Autos pro Jahr zur Verfügung."

Wallraff warf der Industrie vor, mit der Entwicklung nicht Schritt zu halten. "Die deutsche Industrie sieht E-Autos immer noch als Nischenmodelle. Sie hängt weiter dem Diesel-Traum nach, dabei ist völlig klar, dass nicht der Diesel die Zukunft ist, sondern das E-Auto", sagte Wallraff.

Die Autohersteller müssten deutlich höhere Rabatte bieten, damit die E-Autos gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren preislich mithalten könnten. Die Kaufprämie von insgesamt 4000 Euro, die sich der Bund und die Wirtschaft teilen, mache die Preisunterschiede nicht wett. Zudem hätten E-Autos weiterhin nicht die nötige Reichweite.

Günstige Elektroautos 2016 - ein Überlick
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Foto: dpa, loe

Dudenhöffer: Keine flächendecke Infrastruktur an Ladesäulen

"Solange der Finanzminister Diesel mit 18 Cent pro Liter subventioniert, ist es vollkommen illusorisch, dass die Leute auf E-Autos umsteigen", sagte Dudenhöffer. "Anstatt Unsummen in die veraltete Diesel-Technik zu stecken, sollten wir viel stärker in eine moderne Mobilität investieren", sagte auch die Chefin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger.

Für mehr E-Autos fehle die nötige flächendeckende Infrastruktur an Ladesäulen, sagte Dudenhöffer. Außerdem seien die Menschen mit der E-Auto-Technologie nicht vertraut. In China sei dies längst geschehen. Die deutsche Autoindustrie sei dabei, den Anschluss zu verlieren.

Die EU treibt indes den Abschied von Diesel- oder Benzinfahrzeugen voran. In der EU sollen neue Gebäude ab 2023 zwingend eine Auflademöglichkeit für Elektroautos haben, berichtete der "Spiegel".

Demnach sollen Einfamilienhäuser mindestens über eine entsprechende Vorverkabelung verfügen. Das sehe der Entwurf für eine Änderung des EU-Energieeffizienzpakets vor. Bei größeren Gebäuden müsse wenigstens einer von zehn Parkplätzen mit einer festen Ladestation ausgestattet werden. Die Kosten beliefen sich laut EU-Kommission auf bis zu 75.000 Euro pro Station.

(mar)
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