Woher kommt unser Fleisch? Eine Abrechnung

Jetzt hat Deutschland eine Klage der EU wegen zu hoher Nitratbelastung des Grundwassers am Hals. Einer, der sich wohl nicht darüber wundert, ist Anton Hofreiter. Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag hat ein Buch über die "Fleischfabrik Deutschland" verfasst, in dem er schonungslos mit der "Agroindustrie" abrechnet. Er rät Bauern und Verbrauchern dringend dazu, auf Bio umzusteigen.

Doch zunächst geht es in die Tierställe, in denen Schweine und Kühe auf knappstem Platz gehalten werden; den blauen Himmel sehen die allermeisten Tier nie. Sie bleiben ihr ganzes kurzes Leben im Stall. Männliche Küken werden geschreddert, den Schweinen die Schwänze kupiert und Hühnern die Schnäbel gekürzt. Für Hofreiter, den studierten Biologen, hat das alles nichts mit artgerechter Haltung zu tun, sondern er spricht von "tierquälerischer Massentierhaltung". Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) stelle sich aber "blind und taub".

In seinem Buch beschreibt Hofreiter minuziös die verhängnisvollen Auswirkungen der agrarischen Gigantomanie: Die Ställe werden immer größer - zum Teil für mehrere tausend Tiere. Sie werden mit genmanipuliertem Soja aus Südamerika gefüttert. Für diese Monokulturen werden Regenwälder abholzt - das schadet dem Weltklima. Das Übermaß an Gülle wird auf zu kleine Felder verteilt - das schadet dem Grundwasser. Die Überproduktion an Fleisch in Deutschland geht in den Export - nach Afrika, zum Nachteil der dortigen Bauern.

Und die Verbraucher? Sie werden nach Hofreiters Darstellung systematisch hinters Licht geführt. So dürfe in Kalbswurst 85 Prozent Schweinefleisch enthalten sein, und "Weidemilch" könne alles Mögliche sein, da der Begriff nicht geschützt sei. Der Autor fordert eine klare Herkunftsbezeichnung.

Ärgerlich an diesem an sich lesenswerten Buch ist die für Grüne typische Gender-Sprache: Da ist von den "Verbraucherinnen und Verbrauchern", von "Bäuerinnen und Bauern" die Rede. Hier hätte ein Lektor Hand anlegen sollen. Ach ja, von einem verordneten Veggie-Day hält Hofreiter ("Ich esse gerne mal ein Steak") gar nichts.

Anton Hofreiter: Fleischfabrik Deutschland. Riemann-Verlag, 256 S., 19,99 Euro

(hüw)
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