Porträt Stefanie Heinzmann Der Schweizer Soul-Export ist zurück

Die 26 Jahre alte Sängerin hat ihr viertes Studioalbum veröffentlicht. Es heißt "Chance Of Rain" und klingt mehr nach Pop als nach Soul. Schlecht ist das nicht. Vor allem die gefühlvollen Lieder überzeugen.

Der Buchstabensalat SSDSDSSWEMUGABRTLAD bildet den Anfang ihrer musikalischen Karriere. Es steht für "Stefan sucht den Superstar, der singen soll, was er möchte, und gerne auch bei RTL auftreten darf!" und ist der Titel einer ehemaligen Castingsendung von TV-Entertainer Stefan Raab. Gewonnen hat den Contest ein zierliches Mädchen mit kräftiger Stimme: Stefanie Heinzmann. Das war vor sieben Jahren. Seitdem hat die junge Schweizerin drei Tonträger veröffentlicht - und mit Singles wie "My Man Is A Mean Man" und "Diggin' In The Dirt" sowie dem Metallica-Cover "The Unforgiven" Erfolge in den deutschen Charts gefeiert. Die Musik von Heinzmann ist stilistisch geprägt von Funk und Jazz - ihr Vorbild ist die britische Sängerin Joss Stone.

Stefanie Heinzmann hat eine wundervolle Soul-Stimme. Wer die 26-Jährige zum ersten Mal erblickt, dürfte das sicherlich überraschen. Sie sieht nicht so aus, als könne ihre Stimme einen Raum ausfüllen. Die quirlige Schweizerin ist eine schmale Person, mit großer Brille und vielen Sommersprossen. Sie trägt Piercings in Nase und Lippe, Tattoos zieren ihren Körper. Das entspricht wohl nicht unbedingt dem Stereotyp einer Soulsängerin. Aber ihre Stimme ist beeindruckend, wenn sie singt, vergisst man schnell: Es ist doch eigentlich nur Popmusik.

Ihr neues Album heißt "Chance Of Rain", es ist gerade erschienen. Heinzmann sagt, die Songs seien emotionaler und ehrlicher als zuvor, ein Spiegelbild ihrer Seele. Sie berichten vom Wechselspiel von Freud und Leid. "Fast alle Stücke auf dem Album erzählen von dieser Balance und davon, dass alles im Leben genau so passiert, wie es gut ist", sagt die Sängerin. So hoffnungslos vieles auch aussehen mag, man müsse nur ein wenig Geduld haben, bis sich die Sonne wieder zeige, sagt Heinzmann pathetisch: "Man denkt in diesen Zeiten, man wäre der einzige Mensch auf der Welt, dem es gerade mies geht und der sein Leben nicht richtig im Griff hätte." Die Wetter-Metaphern scheinen Heinzmann besonders zu gefallen, sie bestimmen das Album maßgeblich. Viele Stücke tragen entsprechend symbolische Namen mit Anspielung auf Naturgewalten - sie heißen "Closer To The Sun", "Waterfall" und natürlich "Chance Of Rain" (zu Deutsch: Aussicht auf Regen). Es ist eine gefühlvolle Ballade und der Titeltrack des neuen Albums.

Sie liebe den Regen, sagt Heinzmann. "Regen bedeutet für mich nichts Unangenehmes, sondern etwas sehr Schönes. Ein Regenschauer wirkt reinigend und hat auch immer etwas von einem neuen Anfang, wenn sich die Wolken langsam verziehen und sich die ersten Sonnenstrahlen in den Pfützen widerspiegeln. Nach einem kräftigen Regenguss sieht die Welt oft ganz anders aus." Es wäre langweilig, wenn jeden Tag die Sonne scheinen würde, findet sie: "Dann wüssten wir die schönen Tage gar nicht mehr richtig zu schätzen. Gerade in schlechten Zeiten hilft mir der Gedanke, zu wissen, dass irgendwo anders gerade die Sonne scheint." Zur Inspiration reiste Heinzmann in den vergangenen Monaten an verschiedene Orte der Welt, besuchte unter anderem Nashville, Los Angeles und London. Andere Lieder entstanden dann in Berlin oder in ihrem Heimatkanton Wallis.

Drei Jahre sind vergangen seit ihrem vorherigen Album ("Stefanie Heinzmann"). In der Zwischenzeit wandte sich Heinzmann wieder einer Casting-Sendung zu, wurde im Jahr 2013 Jurorin bei "The Voice Of Switzerland" und saß nun bei einem Musikwettbewerb auf der anderen Seite. "Ich habe dabei viel über mich selbst gelernt und einen komplett neuen Respekt vor dem Beruf des Musikschaffenden bekommen. Eine interessante Erfahrung, die sicher auch einen gewissen Einfluss auf das neue Album hatte", sagt Stefanie Heinzmann. Wieder einmal sorgte also ein Wettbewerb für einen wichtigen Schritt in ihrer Karriere.

(RP)
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