Stasi-Drama über die DDR der 80er Jahre

Historienfilm "Wir wollten aufs Meer" erzählt von drei Freunden, die als Hafenarbeiter in Rostock anheuern

Alexander Fehling ist Jahrgang 1981 und wird zu den besten deutschen Schauspielern seiner Generation gezählt. Sein neuer Film macht allerdings ein Defizit deutlich. Alexander Fehling kann keine tragischen Figuren verkörpern. Dabei erzählt "Wir wollten aufs Meer", der beeindruckende Debütfilm von Toke Constantin Hebbeln, eine tragische Geschichte von Verrat und Verlust. Sehr spät in diesem zwei Stunden langen Stasi-Drama wird der Matrose Conny Schmidt im Gefängnis misshandelt, allein das Zuschauen sollte wehtun, aber Fehling schafft es nicht, körperlichen Schmerz auszudrücken, vom seelischen ganz zu schweigen.

"Wir wollten aufs Meer" handelt von drei Freunden, die 1982 als Hafenarbeiter in Rostock anheuern – im einzigen internationalen Hafen der DDR. Sie denken an Flucht, aber können sie einander trauen? Schnell wird klar, dass Matze (Ronald Zehrfeld) arglos ist, während Andreas (August Diehl) für die Stasi arbeitet. Vielleicht zum Schein, vielleicht aus Überzeugung. Er zeichnet ein konspiratives Gespräch mit Matze heimlich auf, bereut es dann. Er wird mehrmals die Seiten wechseln.

Wenn er mit seinem Kopfhörer am Tisch sitzt und Privatgespräche belauscht, zitiert Toke Constantin Hebbeln ganz deutlich den Oscar-Gewinner "Das Leben der Anderen". Ansonsten geht er eigene Wege. "Wir wollten aufs Meer" ist der erste deutsche Spielfilm, der die Zustände in den Gefängnissen der DDR rekonstruiert.

Nebendarsteller wie Rolf Hoppe und Sylvester Groth verleihen dem Film ein Gefühl von Authentizität, allein aufgrund ihrer DEFA-Erfahrung. Etwas übertrieben wirkt das permanent schlechte Wetter – selbst in der DDR schien doch mal die Sonne. Doch die erschütternden Knast-Szenen lassen diese Einwände vergessen. lll

(RP)
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