Düsseldorf Soccer Mommy singt Lieder über die Gegenwart

Düsseldorf · Vor drei Jahren begann die Geschichte von Sophie Allison aus Nashville, sie war 17 und nahm in ihrem Jugendzimmer Lieder auf. Sie würde das Elternhaus bald verlassen, sie hatte einen Studienplatz an der Uni in New York bekommen. Sie spielte Gitarre und sang über die erste Liebe und die Wehmut. Sie gab sich den Künstlernamen Soccer Mommy und lud die Songs auf der Internet-Plattform Bandcamp hoch. Dann fuhr sie nach New York. Als sie dort ankam, war sie ein Star. Ein kleiner zumindest.

Soccer Mommy bekam einen Plattenvertrag, und soeben ist "Clean" erschienen, das erste Album, das sie mit Band und Produzent im Studio aufgenommen hat. In Amerika sind alle ganz aus dem Häuschen über das Debüt, und es ist tatsächlich großartig. Indie-Pop ist das, mit Gitarre, Schlagzeug und ein bisschen Synthesizer. Soccer Mommy bemüht sich, den Low-Fidelity-Anspruch, das Zufällige und Selbstgemachte ihrer Musik also, auch unter den verbesserten Bedingungen zu erhalten. "Cool" etwa bricht kurz vor Schluss ab, und es scheint, als sei da gerade das Tonband gerissen. Wenn man die alten Songs mit den neuen vergleicht, kann man Sophie Allison beim Erwachsenwerden zuhören. Sie singt nun von Frauen, die sie als Vorbilder verehrt, und von Männern, die sie kennenlernen möchte: "I want a love that lets me breathe." Die Melodien haben weiterhin etwas Schüchternes, die Stimme bleibt sanft. Aber die Arrangements sind ambitionierter geworden, kontrastreich, mit Effekten und Tempowechseln. Auch die Texte klingen selbstbewusster, hart in ihrer Bildsprache, desillusionierend mitunter: Liebe ist hier vor allem Schmerz und Enttäuschung.

Soccer Mommy gehört mit Julien Baker und Mitski zu einer neuen Generation von Songwriterinnen, die Sixties-Folk und 90er-Indie-Rock verbinden und dabei total gegenwärtig klingen. Das Studium hat sie übrigens abgebrochen. Sie will ihre Musik-Karriere vorantreiben.

(hols)
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