Bochum Simons wird Intendant in Bochum

Bochum · Der Leiter der Ruhrtriennale übernimmt das Bochumer Schauspielhauss.

Es gilt als sicher, dass Johan Simons, Intendant der Ruhrtriennale, Anselm Weber als Intendant des Schauspielhauses Bochum nachfolgen wird. Morgen kommt der Verwaltungsrat des Theaters zusammen, um den neuen Intendanten zu wählen. Die Information wird jedenfalls aus Verwaltungsratskreisen bestätigt. Selbst Bochums Kulturdezernent Michael Townsend dementiert sie nicht. Mit dem Hinweis auf den Wahlvorgang will er sie allerdings auch nicht bestätigen: "Ich halte mich an die Spielregeln." Unstimmigkeiten gab und gibt es wohl noch in der Frage, ob Simons schon zum Start der Theatersaison 2017/18 zur Verfügung steht.

Intendanten der Ruhrtriennale werden jeweils für drei Jahre berufen. Simons letzte Saison des Kulturfestivals endet also im Sommer 2017, wenn das Schauspielhaus Bochum in die erste Saison nach Anselm Weber starten muss. Eine Überschneidung, mit der ein erfahrener Theatermacher und -leiter wie Simons jedoch souverän umgehen kann.

Für Simons war das Engagement bei der Ruhrtriennale wie ein Nach-Hause-Kommen. In den 80er Jahren begann er mit seiner Theatergruppe Hollandia, Orte an der Peripherie zu bespielen, ging in leerstehende Fabrikhallen, Ställe, Kirchen, in Autoschrottplätze und unter Brücken.

Im Interview zur vergangenen Ruhrtriennale erklärte Johan Simons, der 1946 im niederländischen Heerjansdam geboren wurde: "Ich behaupte mal, ich kenne das Ruhrgebiet so gut wie die gebürtigen Ruhrpottler, weil ich hier viel gearbeitet habe. Wenn ich mit Menschen von hier durch die Gegend fahre, dann komme ich immer an Orte, wo sie sagen: Hier bin ich nie gewesen! Sie entdecken es genau wie ich." Auf die Frage, ob er auch deshalb gern im Ruhrgebiet arbeite, weil es nicht weit weg ist von seinem Zuhause in der niederländischen Provinz Gelderland, antwortete er nur lachend: "Ja natürlich, aber das würde ich niemals zugeben." In Scherzen steckt bekanntlich ein wahrer Kern.

Bevor er zur Ruhrtriennale kam, war Johan Simons Intendant der Münchener Kammerspiele. 2013 wurde es als Theater des Jahres ausgezeichnet. 2014 erhielt Simons sowohl den Theaterpreis Berlin als auch den Faust in der Kategorie Beste Regie für "Dantons Tod".

Simons gilt als europäischer Theatermacher. Seine Inszenierungen haben eine erstaunliche Bandbreite: von Aischylos bis Houellebecq, von klassischer Antike bis in die Gegenwart. Bei der Ruhrtriennale setzte er zuletzt das von Gründungs-Intendant Gerard Mortier gesetzte Konzept der "Kreationen" fort: Inszenierungen, die sich nicht mehr einem Genre zuschreiben lassen und zwischen Sprechtheater, Musiktheater, Tanz und Bildender Kunst changieren.

Anselm Weber wagte am Schauspielhaus Bochum zwar mutige Stadtprojekte, suchte die Vernetzung mit der Freien Szene, setzte Tanz wieder auf den Spielplan und kooperierte mit Johan Simons' früherem Hollandia-Partner Paul Koek. Trotzdem könnte es mit Simons als Intendanten einen Sprung nach vorn geben - auch was überregionale Aufmerksamkeit angeht.

(RP)
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