Budapest Autor Peter Esterhazy im Alter von 66 Jahren gestorben

Budapest · Es sollte sein Hauptwerk werden, diese imposante "Harmonia Caelestis", mit der Peter Esterhazy 2001 in einem großen Schwung die Geschichte seiner Familie und die seines Landes erzählen wollte. Doch es wurde am Ende eine Art Fragment, wie es in der Moderne mit solchen großen Unternehmungen nicht selten geschieht. Erst nach der Publikation erfuhr der ungarische Schriftsteller dann, dass auch sein Vater mit dem kommunistischen Geheimdienst zusammengearbeitet hatte. So entstand eine neue Fassung. "Verbesserte Ausgabe" hat er sie genannt.

Peter Esterhazy im Alter von 66 Jahren gestorben
Foto: dpa, crj lre sab kno

Das missglückte Hauptwerk ist somit ein Zeichen der Zeit geworden; und der Autor ihr Zeuge. Jetzt ist Peter Esterhazy - deutscher Friedenspreisträger des Jahres 2004 - im Alter von nur 66 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben. Die hatte er kürzlich in seinem Buch "Der Schuldige" selbst zur Literatur werden lassen.

Die notwendige "Verbesserung" von "Harmonia Caelestis" ist aber auch nicht untypisch für ihn gewesen. Denn das Um- und Neuschreiben blieb stets ein Teil seiner Arbeitsweise: "Ich schreibe meine Bücher - und stets mit der Hand - mindestens ein zweites Mal neu, manchmal sogar ein drittes Mal. Nein, immer zweimal und dann hoffnungslos hoffen, dass vielleicht schon die zweite Fassung in Ordnung ist", sagte er uns einmal.

Zudem war er ein bedeutender Intellektueller, dessen Fühlen und Denken, Schreiben und Leben tief in Ungarn verwurzelt blieb. So stammte er aus einer der ältesten Aristokratenfamilien des Landes, die die Kommunisten 1948 enteigneten. Sein Großvater war 1917/18 Ministerpräsident Ungarns, sein jüngerer Bruder Spieler der Fußballnationalelf.

Aber auch das gehörte zu diesem großen, in sich ruhenden Autor: seine Freundlichkeit und herzliche Offenheit sowie sein aufrichtiges Interesse an anderen Menschen.

(los)
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