Köln Peschmerga spricht bei Messe im Kölner Dom

Köln · Rund 1200 Soldaten und Polizeibeamte aus dem In- und Ausland haben an der Messe zum Weltfriedenstag im Dom teilgenommen, zu dem Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und der Katholische Leitende Militärdekan Monsignore Rainer Schnettker eingeladen hatten.

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Der Soldatengottesdienst im Kölner Dom

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Wer hätte sich vor ein bis zwei Jahren vorstellen können, dass ein kurdischer Peschmerga—Freiheitskämpfer eine Messe im Kölner Dom aktiv mitgestaltet, Doch beim traditionellen Internationalen Soldatengottesdienst im Kölner Dom sprach jetzt ein Peschmerga-Offizier in Uniform, der zurzeit als Lehrgangsteilnehmer zum Bundessprachenamt nach Hürth abkommandiert worden ist, eine der Fürbitten - in kurdischer Sprache.

Ein Bekenntnis zum Einsatz militärischer Gewalt zur Eindämmung von Mord und Hass hat Kölns Erzbischof Rainer Maria Woelki abgelegt. "Weil Gott uns mit seinem Erbarmen entgegenkommt, können wir anderen voll Erbarmen entgegengehen. Diese Weise, anderen zu begegnen, ist auch dann geboten, wenn Verteidigung oder Krieg den anderen zum Feind macht", sagte Wölki gestern in seiner Predigt beim Internationalen Soldatengottesdienst im Kölner Dom.

"Soldatinnen und Soldaten verrichten, und das ist die andere Seite der Medaille, einen Dienst, der dazu beitragen kann, dass erbarmungsloses Morden, erbarmungslose Gewalt begrenzt und wenn möglich bekämpft werden, damit überhaupt erst wieder ein Raum entstehen kann, in dem Gottes Erbarmen gedeihen und das Leben wachsen kann."

Rund 1200 Soldaten und Polizeibeamte aus dem In- und Ausland nahmen an der Messe zum Weltfriedenstag im Dom teil. Am 6. Oktober 1956, knapp ein Jahr nach Gründung der Bundeswehr, hatte der damalige Kölner Erzbischof, Joseph Kardinal Frings, den ersten Soldatengottesdienst zelebriert; international ist die Veranstaltung seit 1977. Die Fürbitten unter anderem in Kurdisch und Ukrainisch, die Offiziere aus diesen Regionen sprachen, die zurzeit zu einem Lehrgang an die Bundessprachenschule in Hürth abkommandiert sind, machten deutlich, welche aktuellen Kriege Woelki unter anderem meinte.

Er könne aus sicherer Distanz an seine Mitmenschen appellieren, die Welt positiv zu verändern. "Sichere Entfernung ist genau das, was Soldaten in ihrem Beruf in der Regel nicht haben. Dabei wissen sie, wie hoch der Preis ihres Dienstes sein kann. Er kann ein Leben kosten - das eigene", sagte der Erzbischof. Dankbar sei er "für alle Männer und Frauen, die in ganz verschiedenen Berufen - sei es als Soldat, als Entwicklungshelfer, als Jugendliche im Rahmen eines Austauschprogramms - weltweit bereit sind, ihr Leben dafür einzusetzen, dass Recht und Gerechtigkeit walten und die Welt für alle sicherer und besser wird. "Wo Menschen zusammenkommen, sind erbärmliche Konflikte programmiert."

Der Kardinal ging auch auf die Übergriffe in Köln zu Silvester ein und stellte sich hinter die dort eingesetzten Polizeibeamten: "Dort, wo Menschen verletzt und gedemütigt werden, zeigt sich Gottes Erbarmen in den Menschen, die dazwischengehen." Er warnte aber auch davor, Flüchtlinge grundsätzlich zu missachten oder gar zu verleumden. "Der überwiegende Teil flieht genau vor Gewalt, Terror und Menschenverachtung."

(mic)
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