Vatikanstadt Papst ermutigt zu mehr Heiligkeit

Vatikanstadt · Die grundlegende neue Schrift von Franziskus ist ein Ratgeber für den Alltag der Christen.

Papst Franziskus will Christen zu einem heiligmäßigen Leben ermutigen. In einem gestern veröffentlichten Schreiben wirbt er für eine "Heiligkeit der Mittelschicht". Jeder könne mit Gottes Hilfe heilig sein, ob Priester oder Arbeiter, Eltern oder Eheleute, Ordensleute oder Politiker. Mit der Taufe sei jeder Christ dazu berufen, sich nicht nur "mit einer mittelmäßigen, verwässerten, flüchtigen Existenz zufriedenzugeben".

"Heilig zu sein bedeutet nicht, in einer vermeintlichen Ekstase die Augen zu verdrehen", schreibt Franziskus. Gebet und Handeln gehörten zusammen. So wendet sich der Papst dagegen, soziale Forderungen des Evangeliums von der eigenen Gottesbeziehung zu trennen. Umgekehrt dürfe man soziales Engagement von Christen nicht als "oberflächlich, säkularisiert, kommunistisch oder populistisch" abtun.

Die Kennzeichen eines ebensolchen heiligmäßigen Lebens sind laut Franziskus unter anderem Durchhaltevermögen, Freude, Sinn für Humor, Wagemut, Gemeinschaftssinn und Gebet. Heiligkeit sei "nichts anderes als in Fülle gelebte Liebe", zitiert der Papst seinen Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013).

Zur Orientierung empfiehlt Franziskus die Bergpredigt Jesu und seine Gerichtsrede: "Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." Diese Forderungen zu leben, bedeute oft, gegen den Strom dieser Welt zu schwimmen.

Die 48 Seiten umfassende sogenannte Apostolische Exhortation trägt den Titel "Gaudete et exsultate - freut euch und jubelt". Franziskus schildert darin Alltagsszenen, in den sich Heiligkeit von Menschen zeige. So nennt er etwa Alltagsbegegnungen einer Frau und skizziert, wie sich in ihrem Umgang mit anderen Heiligkeit zeige. Zudem warnt er vor Irrtümern und Haltungen, die ein christliches Leben behindern. Dazu zählt der Papst religiöse Überheblichkeit und kirchlichen oder technologischen Machbarkeitswahn ebenso wie geistige Starrheit, Konsumsucht und egoistische Trägheit.

Der Weg zur Heiligkeit des Christen sei "ein ständiger Kampf", schreibt Franziskus. Dieser gelte nicht nur rein weltlichen Einstellungen und eigenen Schwächen, sondern auch gegen den Teufel. Verlangt seien daher Wachsamkeit und eine ständige Unterscheidung. Die brauche es, um herauszufinden, wie Heiligkeit jeweils angemessen zu leben ist. Dazu brauche es durchaus menschliches Wissen, die Botschaft der Bibel, die Lehre der Kirche, Gebet, Geduld und Offenheit für Gottes Überraschungen.

"Der heutigen Welt erscheint das Wort 'Heiligkeit' oft antiquiert", so der Bischofsvikar für das Bistum Rom, Angelo De Donatis, bei der Vorstellung des Dokuments. Aber für genau diese Welt sei es geschrieben, um zu zeigen, wie Heiligkeit "heute geht". Ein Leben als Christ sei nicht möglich, ohne heiligmäßig zu leben, betonte Paola Bignardi von der "Azione Cattolica".

Das Besondere dieses Dokuments sei, so Bignardi, wie sehr es die Heiligkeit in Leben und Alltag aller Christen verankere und auffordere, die Herausforderungen stets neu anzugehen.

(kna)
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