Konzert in Gelsenkichen Eine Konfetti-Party mit Coldplay

Gelsenkirchen · 55.000 Fans erlebten in der Veltins-Arena eines von drei Deutschland-Konzerten der Band. An ein Ende dieser großartigen Band wollte an diesem Abend keiner glauben.

Coldplay vor einigen Tagen in Barcelona.

Coldplay vor einigen Tagen in Barcelona.

Foto: dpa, gf mb

Das ist die Geschichte zweier Mädchen, die stellvertretend für 55.00 Menschen stehen, für den Mann aus Reihe 14 zum Beispiel, der sich drei Fan-Shirts gekauft hat, oder die Frau weiter hinten, die ein großes Tattoo auf dem Rücken trägt, und die ihren Freund mit der Baseball-Kappe erstmal davon überzeugen muss, sich zu amüsieren.

Diese zwei Mädchen sind früh angereist zur Veltins-Arena, und sie zählen die Sekunden, bis es losgeht. Diese beiden Mädchen haben eigentlich nicht viel gemein mit dem T-Shirt-Mann und der Tattoo-Frau und dem Baseball-Kappen-Freund. Nur zwei Dinge verbindet sie an diesem Abend: ihre leuchtenden Armbänder, die am Eingang verteilt wurden, und ihr Musikgeschmack.

Beeindruckende Bilder

Seit Ende März sind die Jungs von Coldplay auf ihrer "A Head Full of Dreams"-Tour unterwegs. Mit amensgebenden Song starten die Briten dann auch in den Abend in Gelsenkirchen, dazu leuchten die Armbänder der Fans rot, die wie die beiden Mädchen ihre Arme wie ferngesteuert in die Höhe reißen und jubeln. Ein beeindruckendes Bild, vor allem dann, wenn die Farbe der Bänder auf gelb wechselt, passend zum Lied "Yellow".

"Guten Abend meine Freunde. Wir sind so glücklich, hier zu sein", sagt der 39 Jahre alte Chris Martin, der mehr jugenhaft als junggeblieben ist, der die Bühne auf und ab sprintet, sich eine Deutschlandflagge in die hintere Hosentasche steckt und bunte Konfetti regnen lässt. Die Show ist so bunt, als feiere man das indische Frühlingsfest Holi, bei dem sich die Menschen gegenseitig mit gelbem und grünem und blauem und pinkem Pulver bewerfen.

Martins Sneaker sind bunt und auch seine Gitarre, selbst das Klavier, das am Ende des langen Stegs auf der kleinen runden Mittelbühne steht, ist beklebt mit Stickern und Buttons. Als Coldplay dort "Everglow" anstimmt, will das Instrument nicht funktionieren. Davon lässt sich Profi Chris Martin nicht aus der Ruhe bringen. Mit einem Witz überbrückt er die Situation: "Ein Journalist fragte mich heute, was ich tue, wenn England Europameister wird. Ich antwortete: Ich schalte die Playstation aus." Und nach "Lovers in Japan" hören die Fans doch noch "Everglow" — der Song, auf den auch die beiden Mädchen gewartet haben, so wie sie eigentlich auf jeden Song warten.

Mädchen liegen sich in den Armen

Sie freuen sich über die Titel, als würde Chris Martin Musik nur für sie beide spielen, und sie drehen Videos und schunkeln dabei und liegen einander in den Armen. Sobald der Beat wieder schneller wird, hüpfen die Mädchen auf und ab, und sie filmen immer weiter, auch wenn die Videos schrecklich verwackelt sein werden.

In einem Interview verglich Chris Martin das siebte Coldplay-Album mit dem siebtem Harry-Potter-Band — das war das letzte Buch der Reihe. Seitdem brodelt die Gerüchteküche, Fans fürchten, die "A Head Full of Dreams"-Tour könnte die letzte sein. Vor 16 Jahren war Martin mit seiner Band zum ersten Mal in Deutschland, "aber dieses Mal ist es am besten", sagt der Sänger auf Deutsch. Vielleicht ist es eine Floskel, die er auch schon zum Tourauftakt in Argentinien aufsagte, und bei seinen Konzerten in Mexiko, Frankreich und Spanien.

"Hymn For The Weekend"

Aber man will Chris Martin einfach glauben, weil der Abend so schön ist, und er Flitter-Bomben zündet und zu "Hymn For The Weekend" Flammen fast bis unter die Decke schießen. Und natürlich die Ballons, die aufs Publikum regnen. An ein Ende der Band will an diesem Abend keiner glauben. Die beiden Mädchen erst recht nicht. Sie taumeln euphorisch aus der Arena.

Draußen zupfen sie sich ein paar Schnipsel Konfetti aus den Haaren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort