The Royal Family & The Poor "The Temple Of The 13th Tribe"

Düsseldorf · Das Schöne an diesen rückwärtsgewandten Zeiten sind Wiederentdeckungen wie diese: Die Band The Royal Family & The Poor aus Liverpool war in ihren besten Momenten ähnlich großartig wie die Kollegen und Zeitgenossen von Joy Division.

 The Royal Family & The Poor: "The Temple Of The 13th Tribe".

The Royal Family & The Poor: "The Temple Of The 13th Tribe".

Foto: CD Cover

Beide Gruppen veröffentlichten Anfang der 80er Jahre ihre Platten auf dem Label Factory. Und während Joy Division zur Legende wurden, kennen The Royal Family heute nur mehr Spezialisten.

Vielleicht ändert sich das mit der Neuausgabe des faszinierenden Debütalbums "The Temple Of The 13th Tribe". Die Songs erschienen zum ersten Mal 1984; das ist New Wave, man hört die Nähe zu Joy Division sehr stark heraus. Im Gegensatz zu den Labelmates, deren Lieder - zumal die späten - wie schockgefrostet wirken, voller Verzweiflung und Schmerz sind, suchen The Royal Family stets die Melodie, den Groove und die Pointe. Sie stehen also im Grunde bassverliebten Bands wie A Certain Ratio viel näher.

The Royal Family nahmen nur vier Alben in zwei Jahrzehnten auf, sie waren selten live zu erleben, man erfuhr nicht viel über sie. Wer "The Temple Of The 13th Tribe" zum ersten Mal hört, mag indes nicht begreifen, dass diese Gruppe so unbekannt ist, dass man sich jahrzehntelang für Popmusik interessieren kann, ohne dieser Musik je zu begegnen. Gleich das erste Stück, "I Love You (Restraint In A Moment)", ist einer der schönsten Popsongs der 80er Jahre. Der trübsinnige Synthesizer sehnt sich nach Geigen, Arthur McDonald spricht dazu eine Liebesgeschichte in den Wind. Es geht ums Hoffen und Wollen, ums Wünschen und Bangen, aber nie um Erfüllung. Auf der Stimme liegt Hall, aus dem Background antworten die Geister der Vergangenheit. Das ist einer dieser Songs, die man in Endlosschleife hören möchte, man kommt nicht los davon, wird nicht fertig damit, und genau für solche Lieder wurde einst die C90-Cassette erfunden.

Die anderen Stücke haben zwar nicht diese Klasse, liegen aber durchaus auf Augenhöhe mit den Produktionen der Zeit. Kühler Synthiepop, klassisch produziert. Empfohlen sei auch noch das Nachfolgealbum "We Love The Moon" aus dem Jahr 1986. Schön, dass man diese Platten nun ohne viel Aufwand wieder bekommen kann.

(hols)
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