Taylor-Swift-Album neu aufgenommen Ryan Adams macht aus "1989" zarten Folkrock

Düsseldorf · Da gilt es, eine grandiose Idee zu loben: Ryan Adams macht aus Taylor Swifts Hit-Album "1989" zarten Folkrock. Das Ergebnis klingt umwerfend.

 Ryan Adams hat sich des Albums "1989" angenommen und ein starkes Stück Musik erschaffen.

Ryan Adams hat sich des Albums "1989" angenommen und ein starkes Stück Musik erschaffen.

Foto: ap

Dieses Album ist toll, es ist klug und hat eine Seele, und in jeder Note hört man ein Herz schlagen, und das Herz gehört Ryan Adams. Der ist 40 Jahre alt, gilt unter Liebhabern von US-Folk und Indie-Rock als Held. Sein neues Album hat er aber nicht selbst geschrieben, es ist eine lange, sich über 12 Lieder erstreckende Coverversion. Adams hat "1989" von Taylor Swift neu aufgenommen, das erfolgreichste Album des Jahres 2014. Er hat die Schminke und den knallbunten Lack von den Liedern gemeißelt, er hat ihren Kern geborgen und ihn angehaucht, und was man nun zu hören bekommt, ist zarteste, sehr zerbrechliche Musik.

Das gab es noch nicht oft, dass ein Künstler das Album eines Kollegen auf seine Weise noch einmal eingespielt hat. Stephen Malkmus, Kopf der Band Pavement, nahm einst "Ege Bamyasi", das Meisterwerk der Kölner Gruppe Can, neu auf. Aber das war eine Hommage, und im Unterschied dazu verleibt sich Ryan Adams das Pop-Album der 15 Jahre jüngeren Kollegin ein, und man erkennt es danach kaum wieder. Er ist nie ironisch oder akademisch. Der Partykracher "Shake It Off" etwa ist nun eine sehnsuchtsvolle Ballade im Stil von Bruce Springsteens "On Fire", und einen Teil seiner Faszination bezieht das Lied natürlich daraus, dass man in Gedanken das Original mitlaufen lässt.

Ryan Adams hat soeben bei "Beats 1", dem Radiosender von AppleMusic, über sein Projekt gesprochen, und Taylor Swift ließ sich dazuschalten. Sie war überschwänglich, man kenne einander und schätze sich, sagte sie, und diese Lieder zu hören, sei ihr wie ein Traum vorgekommen. Sie habe nun Probleme, ihre eigenen Lieder live zu singen, weil sie ständig die Versionen von Ryan Adams im Ohr habe. Tatsächlich darf sich Swift über die Aktion freuen, die zeigt nämlich, wie gut ihr Songmaterial ist, wie universell in seiner Ansprache und Gültigkeit. Die Texte bestehen auch bei Adams, obwohl ein Mann singt und keine Frau und obwohl 1989 nicht das Jahr seiner Geburt ist, sondern das seines Zu-Bewusstsein-Kommens.

Adams begann an der Arbeit zu diesem Album im November 2014, eine schwierige Zeit, wie er erzählt, er trennte sich von seiner Lebensgefährtin. Er sang Swifts Lieder mit und erkannte das Lebensbejahende darin, das Glühen unter der Oberfläche aus Plastik: Erst sang er alleine zur Gitarre, dann nahm er die Stücke mit einer Band auf. Die Arrangements sind großartig, feinsinnig und melancholisch. Und interessant ist es zu sehen, wo Adams textlich eingegriffen hat. Das Aussehen ihrer verflossenen Liebe Harry Styles (One Direction) beschrieb Swift in "Style" als "James Dean daydream look". Adams macht daraus "a daydream nation look", und das ist natürlich eine Referenz an die Band Sonic Youth und ihre Platte "Daydream Nation". Das erfolgreichste Album des vergangenen Jahres hieß "1989". Vielleicht trägt das beste Album dieses Jahres denselben Titel.

Bisher kann man "1989" von Ryan Adams nur streamen oder als Download bei iTunes oder Amazon kaufen. Im November kommen CD und LP.

(hols)
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