Panda Bear "Meets The Grim Reader" Wie Daft Punk mit Möwengeschrei

Düsseldorf · Der Musiker von "Animal Collective" legt ein großartiges Album mit elektronischem Folk-Pop vor.

 Panda Bear "Meets The Grim Reader".

Panda Bear "Meets The Grim Reader".

Foto: Cover

Es ist eigenartig: Obwohl diese Stücke neu sind, wirken sie vertraut. Man hört das aktuelle Album von Panda Bear und fühlt sich zuhause; es ist vielleicht ein wenig dunkler dort als sonst, aber doch angenehm.

Panda Bear ist das Pseudonym des 36 Jahre alten Noah Benjamin Lennox, Gründungsmitglied des Musikerkollektiv Animal Collective. Die Band aus Baltimore gilt als eine der einflussreichsten Gruppe der vergangenen Jahre, hat Genres wie Chillwave inspiriert und den Begriff "Psychedelia" mit Folk und Elektronik kombiniert und so neu definiert. In den Solo-Arbeiten der Animal-Collective-Mitglieder werden unter jeweils anderen Akzentsetzungen die Experimente mit Hall und Rauschen, mit Krach und Wohlklang weitergeführt.

Bei Panda Bear gelingt das am eingängigsten, und das mag daran liegen, dass Lennox stets vom Popsong ausgeht. Panda Bear schreibt klassische Lieder und bearbeitet sie dann. Er mischt den Gesang nach hinten, schrubbt die Farben von den Melodien, baut Störgeräusche ein, mischt Samples von Möwengeschrei und Entenquaken unter. Er lässt den Synthesizer pumpen und generiert Daft-Punk-artige Stimmfetzen. Und einmal, in dem tollen Stück, "Boys Latin" nämlich, stimmt er mit sich selbst einen Kanon an.

Das ist atmosphärische Musik, atmosphärisch insofern, als man einen eigenen Kosmos betritt, wenn man ein Album von Panda Bear auflegt. Es ist durchaus gemütlich dort, nur manchmal sind da unheimliche Geräusche, die man nicht zuordnen kann. Die Welt rückt in die Ferne, Pop wird zu einem Phänomen außerhalb der Zeit, und im Grunde ist es, als hätten die Beach Boys mit den technischen Möglichkeiten von heute ihren Klassiker "Pet Sounds" noch einmal einzuspielen versucht.

Im Vergleich mit früher erschienenen Alben wie "Tomboy" klingt Panda Bear nun weniger kantig, kalkuliert und schroff. "Meets The Grim Reader" hat etwas Wehmütiges, Melancholisches. Tatsächlich ist das eine Platte über die Vergänglichkeit: Der Ausdruck "Grim Reaper" bedeutet so viel wie Sensenmann.

Vielleicht ist das also wieder ein neues Genre, Psychedelic Goth könnte der Name lauten. Es klingt sehr gut.

(hols)
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