Holstein hört John Maus: "We Must Become The Pitiless Censors…"

Düsseldorf · Wenn ich anderen eine Platte vorspiele, die mir gefällt, fragen sie oft: "Ist das neu oder alt?" Diese hier habe ich oft vorgespielt, sie ist neu, von John Maus, und sie heißt "We Must Become The Pitiless Censors Of Ourselves".

So eine Frage wie die nach neu oder alt sagt natürlich viel über den Fragesteller aus, auch über den Befragten, über die Musik außerdem, aber man sollte nicht zu lange darüber nachdenken, ob es gut ist oder schlecht. Die Musik von John Maus klingt jedenfalls tatsächlich wie von diesen obskuren Minimal-Wave-Tapes aus den frühen 80er Jahren, die jetzt bei vielen Labels erscheinen.

Es pluckert sehr schön, Elektro-Beats stampfen munter voran in die Casio-Seligkeit, und Maus singt dazu wie der Fürst der Finsternis. Von ganz weit rüber aus dem Hintergrund tönt seine Stimme, sehr tief, Texte übers Unwohlsein. Das ist alles sehr melancholisch, aber auf diese aufmunternde Art, die Bands wie Depeche Mode und New Order kultiviert haben.

Wer das zweite Stück auf der neuen Platte von John Maus hört, wird sogar richtig froh, ein Ohr wurm ist dieses "Quantum Leap", kaum länger als zwei Minuten, aber beglückend für 24 Stunden. In der "Spex" las ich neulich, dass Maus politische Philosophie auf Hawaii unterrichtet. Hawaii hört man aus dieser Musik nicht heraus, das mit der politischen Philosophie schon eher.

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort