Melodie und Tempo Forscher entdecken das Ohrwurm-Rezept

London/Tübingen · Ein Team aus deutschen und britischen Wissenschaftlern hat eine Arbeit über die Eigenheiten von Ohrwürmern veröffentlicht. Darin zeigen sie, dass alle diese Lieder einige wenige Gemeinsamkeiten aufweisen.

Zehn ziemlich gemeine Ohrwürmer
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Zehn ziemlich gemeine Ohrwürmer

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Foto: ap, EK

Es ist zwar keine direkte Anleitung, aber das, was Kelly Jakubowski von der Universität London mit drei Kollegen entdeckt hat, könnte man als Ohrwurm-Formel bezeichnen: Eine sich wiederholende, auf- und absteigende Tonfolge plus hohes Tempo ist gleich Ohrwurm. Wahlweise geht auch eine unübliche Tonfolge, die immer wieder im Lied auftaucht.

Die Arbeit, in der Ohrwürmer als INMI (Involuntary Musical Imagery, "Unfreiwillige musikalische Bilder") bezeichnet werden, hat dazu unter anderem "Bad Romance” (Lady Gaga), "Moves Like Jagger” (Maroon 5), "Somebody That I Used to Know” (Gotye) und "Bohemian Rhapsody" (Queen) untersucht. In die Top Ten der "beliebtesten" Ohrwürmer haben die 3000 für die Studie Befragten gleich übrigens gleich dreimal Lady Gaga gehoben: Auch "Pokerface" und "Alejandro" sind demnach Lieder, die sich ins musikalische Gedächtnis eingebrannt haben.

Wichtiger als das generell höhere Tempo, was Ohrwürmer im Vergleich zu anderen Liedern aufwiesen, sei die Melodie. Eine "Bogenstruktur" mit auf- und absteigenden Notenfolgen (Anfang von "Bad Romance") — laut den Forschern übrigens ein wesentlicher Bestandteil westlicher Musik — sei dazu in Ohrwürmern besonders häufig anzutreffen. Zusätzlich enthielten die untersuchten Lieder überdurchschnittlich oft Teile, die in der Musik als "üblich" gelten — soviel dazu, dass erfolgreiche Popmusik sich nicht gleicht.

Was macht einen Song zu einem Ohrwurm? Und kann man das als Komponist eigentlich planen? Der erfahrene Produzent Dieter Falk gibt Antworten.

Wenig überraschend: Die Forscher fanden Zusammenhänge zwischen Dauer und Platzierung eines Liedes in den britischen Charts und der Anzahl an Menschen, die es als Ohrwurm bezeichneten. Habe man ein Lied sechsmal gehört, so sei es wahrscheinlicher, dass es später unwillkürlich im Kopf auftaucht, als wenn man es nur zweimal gehört habe. Ein Lied kürzlich gehört zu haben, erhöht die Wahrscheinlichkeit, es als Ohrwurm zu bekommen, zusätzlich.

Wer sich die Tabellen und Balkendiagramme der Forschungsarbeit ansieht, würde wohl zunächst nicht vermuten, dass es um Musik geht. Um die Melodien der 100 Liedern miteinander und mit den nicht INMI-Songs zu vergleichen, nutzten die Forscher eine "Fantastic" genannte Software, die Muster in Musik erkennen kann.

Die Wissenschaftler selbst geben sich bescheiden, was die Bedeutung ihres Fundes angeht: Er sei lediglich "hilfreich bei der Vorhersage, ob ein Lied INMI" werden könnte. Dennoch könnten Werbung und Musikproduzenten diese Informationen interessant finden, heißt es im Fazit.

(bur)
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