Echo 2016 Musikbranche feiert sich mit Echo selbst

Berlin · Zum 25. Mal wird der Preis der Musikindustrie vergeben. Barbara Schöneberger moderiert die Jubiläums-Gala.

Echo: Die schönsten Kleider der Promis - Tops und Flops 2016
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Echo 2016 – die Tops und Flops auf dem roten Teppich

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Foto: dpa, sab soe

Ausgerechnet zum Jubiläum könnte die Verleihung des Echo für traurige Momente sorgen. Denn wohl noch nie in der 25-jährigen Geschichte des Musikpreises waren so viele verstorbene Künstler für eine Auszeichnung nominiert, allen voran der gerade mit 45 Jahren an einem Hirninfarkt gestorbene Sänger Roger Cicero. Bei der Show soll des Toten gedacht werden. Unter den möglichen Preisträgern finden sich auch David Bowie, Udo Jürgens und Motörhead-Frontmann Lemmy Kilmister.

Präsentiert wird die Gala in Berlin von Moderatorin Barbara Schöneberger, die es sich trotz angerissener Bänder im Fuß nicht nehmen lassen will, in High Heels aufzutreten. In hohen Schuhen zu moderieren, sei ein Einstellungskriterium gewesen, sagte sie dem RBB. "Der Arzt hat gesagt: Das werden Sie schon irgendwie hinkriegen."

Tatsächlich bestehen daran wenig Zweifel, zählt die 42-Jährige doch zu den routiniertesten Gastgeberinnen im Land und ist in der Lage, selbst eher unaufregenden Veranstaltungen noch einen Hauch Grandezza abzugewinnen. Preisverleihungen fallen per se in diese Kategorie, geht ihnen doch meist das Unterhaltsame ab; dem Echo fehlt dazu aber in der Regel noch das Überraschungsmoment.

Geehrt wird fast ausschließlich, was sich gut verkauft hat, wobei die Alben neuerdings nicht älter als zwei Jahre sein dürfen - mit dem Echo feiert die Branche sich selbst. So gehören zu den mehrfach Nominierten beispielsweise übliche Verdächtige wie Helene Fischer (drei), Adele (drei) und Rapper Sido (vier). Das soll nicht heißen, dass diese Musiker keinen Preis verdient hätten - etwas langweilig ist es aber trotzdem.

Einige Preisträger sind bereits bekannt. Die Puhdys bekommen zum Beispiel den Echo für ihr Lebenswerk, und Schlagersänger Roland Kaiser wird für sein soziales Engagement geehrt. Kaiser unterstütze karitative Einrichtungen für Kinder und mache sich für das Thema Organspende stark, teilten die Veranstalter mit. Der Sänger hatte sich selbst 2010 einer Lungentransplantation unterziehen müssen. "Größten Respekt verdient nicht zuletzt sein mutiges Eintreten für eine weltoffene, empathische Gesellschaft als Reaktion auf die Pegida-Bewegung", sagte Florian Drücke vom Bundesverband Musikindustrie.

Vergeben wird der Preis in 31 Kategorien. Nominiert ist auch die umstrittene, gerne dem rechtspopulistischen Lager zugeordnete Deutschrock-Band Frei.Wild. Die Band war 2013 beim Echo von der Nominierungsliste gestrichen worden, nachdem eher linksorientierte Gruppen wie Kraftklub mit einem Boykott gedroht hatten. Die Echo-Bühne sei kein geeigneter Ort für politische Debatten, hieß es. Im Sommer sprachen sich die Südtiroler auf ihrer Internetseite gegen Fremdenhass aus - und sind jetzt dabei, nachdem sie 2014 eine Echo-Einladung ausgeschlagen hatten.

Aber nicht nur der Massengeschmack wird honoriert, auch die Kritiker dürfen einen Liebling küren. Mit DJ Koze, der Indie-Band Isolation Berlin, K.I.Z., dem Folksänger Joris und Tocotronic ist ein illustrer Mix aus Neulingen und arrivierten Künstlern nominiert. Gegen das Showprogramm des Abends freilich wirken sie wie exotische Gäste aus einem Paralleluniversum. Auf der Bühne stehen etwa Sarah Connor, Udo Lindenberg und Xavier Naidoo. Insgesamt haben diese drei bereits zwölf Echos abgeräumt. So aufregend ist das.

"Echo 2016", ARD, 20.15 Uhr

(RP)
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