Düsseldorf Metallica versinken im Turboloch

Düsseldorf · Das erste Album der US-Metal-Band nach acht Jahren ist eine Enttäuschung.

Wo Metallica draufsteht, ist meist Metallica drin. So verhält es sich auch mit dem neuen Album der US-Metalband: "Hardwired ... to self destruct". Das Problem ist nur: Metallica gibt es zweimal. Einmal mit der Musik aus den Anfängen der Band vor dem "Black Album", das 1991 erschien und für viele treue Fans ein Schlag ins Gesicht war: "Enter Sandman", "Sad But True" und vor allem "Nothing Else Matters" erinnerten die hartgesottenen Thrash-Metaller eher an Popmusik, die 1981 gegründete Band zog damals sehr viel Groll auf sich. Die Fans fühlten sich verraten.

Das schwarze Album ist aber bis heute eines der erfolgreichsten Metalalben aller Zeiten. Die Platte stand in vielen Ländern auf Platz eins der Charts. Außerdem gingen 13-Jährige mit ihren Eltern auf die Konzerte. Plötzlich gab es zwei Lager von Fans.

Zwischen damals und heute liegen ein paar Versuche der Band, mit neuen Alben an alte Erfolge anzuknüpfen. Zuletzt brachten die vier Musiker mit "Death Magnetic" eine eher wenig beachtete Platte heraus: nett, aber nicht überragend.

Das neue Doppelalbum sollte anders sein: aufregend, ekstatisch, groß. Und die ersten beiden Songs lassen Metal-Fans frohlocken. Lied eins, "Hardwired", kommt ohne Umschweife zur Sache, und die ist laut und schnell. Sänger James Hetflied schreitsingt sich seine Wut aus dem Leib, Lars Ulrich knüppelt in alter Manier auf Snare, Becken und Hi-Hats, Kirk Hammett haut ein Riff nach dem anderen raus, Bassist Robert Trujillo treibt mit seinem Spiel den Song nach vorne. So schnell, dass das Lied bereits nach drei Minuten vorüber ist. Zum Glück folgt auf die erste beeindruckende Ansage das Lied "Atlas, Rise!" - mit 6:30 Minuten ein Song in gewohnter Metallica-Länge.

So kann's gerne weitergehen, denkt sich der Album-Eigner - um dann mittelschwer enttäuscht zu werden. "Now That We're Dead" zieht sich anderthalb Minuten, bis etwas passiert. Aber selbst dann gewinnt die Platte nicht an Fahrt. Das Album befindet sich in einem Turboloch: Es hat wenig Zug, verliert sogar an Tempo. Zwar zuckt der Metal-Motor immer mal wieder, wie bei den Titeln "Moth Into Flame" und "Murder One", aber das Niveau der Alben "Master Of Puppets" (1986) oder "And Justice For All" (1988) erreicht "Hardwired ... to self destruct" nicht mehr.

Metallica-Fans macht das nichts aus. Sie werden auch das neueste musikalische Lebenszeichen der Altmetaller lieben und verehren. Das Besondere: Das Album spricht beide Lager an - Hetfield & Co. schaffen einen Spagat, der die Prä-"Black Album"-Anhänger mit den Post-"Enter Sandman"-Fans versöhnt. Hier fühlen sich beide Lager gut bedient - trotz der Schwächen der Platte.

(tobi)
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