Wuppertal Meister des düsteren Happenings

Wuppertal · Wuppertal erinnert an den US-Künstler Terry Fox und sein Wirken im Rheinland.

Wer mit 16 an Krebs erkrankt, dem bedeutet der Körper mehr als alles andere. So wird es auch Terry Fox (1943-2008) ergangen sein, dem aus Seattle stammenden Künstler, der viel in Europa, besonders im Rheinland arbeitete und dort zum Fluxus-Kreis um Joseph Beuys stieß. Wie Fox auch in seinen Happenings die Auseinandersetzung mit seiner Bürde suchte, davon erzählt eine Ausstellung des Wuppertaler Von-der-Heydt-Museums.

Fluxus war eine flüchtige Kunst. Wer eine Performance nicht selbst erlebt hat, muss sich im Nachhinein mit Dokumenten begnügen. In der Ausstellung mit Fotografien, Zeichnungen, Schriftstücken und kargen Skulpturen geben Schwarz, Weiß und Grau den Ton an. Da finden sich düstere Szenen der Aktion "Isolierstation", die Fox und Beuys 1972 aufzogen. Man erblickt Fox' Objekt "Schlangenei" von 1990, ein Stück aus dem Besitz des Von-der-Heydt-Museums, und fragt sich, was das soll: ein hölzernes Oval an der Wand, davor eine Leiter.

Wer sich mit Zusatzwissen in solche Arbeiten vertieft, wird feststellen, dass vieles autobiografisch grundiert ist. Besonders deutlich zeigt sich das am Beispiel seiner spröden Arbeiten zum Thema Labyrinth. 1972 hatte Fox das berühmte Fußbodenmosaik der Kathedrale von Chartres für sich entdeckt. Er fasste es nicht als Irrgarten auf, sondern als Aufforderung, sich auf seinem Lebensweg nicht zu verlieren. Das Labyrinth aus elf Kreisen erschien ihm wie ein Wunder, weil er nach elf Jahren seine Krebserkrankung überwunden hatte.

Körperlichkeit war für Terry Fox oft mit Klang verbunden: Klang als eine Spielart der Skulptur. Kamen seine frühen Performances fast ohne Worte aus, so rückte er zu Beginn der 80er Jahre zunehmend die Sprache in den Vordergrund seiner Kunst. Unter anderem spürte er der politischen Brisanz von Schlagzeilen aus Zeitungen nach. In seinen Aktionen hatte er sich schon in den 60er Jahren mit Politik auseinandergesetzt, vor allem mit dem Vietnam-Krieg. Schließlich war er Amerikaner - und Intellektueller.

Terry Fox starb in Köln. Er war ein Künstler für Künstler geblieben, weit entfernt von der Berühmtheit eines Joseph Beuys, aber doch so bedeutend, dass er zweimal auf der "documenta" gefragt war und einmal auf der Biennale von Venedig. Dort wird er das Publikum gefunden haben, das er brauchte.

Info Bis 19. Februar 2017; Di.-So. 11-18, Do. bis 20 Uhr; Turmhof 8, Wuppertal-Elberfeld, nahe Hauptbahnhof.

(B.M.)
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