Moers Schlosstheater Moers vor dem Ende

(RP). Nach dem Schauspielhaus Wuppertal steht nun auch das Schlosstheater Moers unter dem Druck leerer städtischer Haushaltskassen. Die Sparvorschläge des Kämmerers gefährden das Theater existenziell. Intendant Greb befürchtet, im Sommer den Spielbetrieb einstellen zu müssen.

Die Sparvorschläge des Moerser Kämmerers gehen an die Substanz des Theaters. Intendant Ulrich Greb befürchtet, schon ab dem Herbst keine neuen Theaterstücke mehr auf die Bühne bringen zu können. Fast 46 Millionen Euro fehlen der Stadt Moers für einen ausgeglichenen Haushalt. Der Kämmerer empfahl einen Nothaushalt, begleitet von Sparmaßnahmen, die zwar alle freiwilligen Leistungen im städtischen Haushalt, besonders aber das Schlosstheater hart treffen würden: Es soll bis zum Jahr 2014 insgesamt 954 000 Euro einsparen, von 2014 an müsste es mit 318 000 Euro weniger im Etat auskommen. Das wären 25 Prozent weniger. "Wenn die Vorschläge des Kämmerers in den Haushaltsberatungen so umgesetzt werden, müssen wir im Sommer den Spielbetrieb für dieses Jahr einstellen." Es laufe alles darauf hinaus, dass das Theater 2014 im künstlerischen Bereich nur noch einen Schauspieler engagieren könne, der aber nicht spielen werde, weil das Geld für Bühnenbild und Kostüme fehle. Greb: "Das Theater wäre in seiner jetzigen Form nicht mehr lebensfähig."

Ulrich Greb will der Politik und dem Aufsichtsrat der Moers Kultur GmbH, zu der das Schlosstheater und das zu Pfingsten stattfindende Moers Festival gehören, Vorschläge unterbreiten, die das Theater nicht in seiner Existenz gefährden. Schon heute ist klar, dass die Frage nach dem Erhalt des Theaters in den Haushaltsberatungen zur zentralen Frage in Moers wird. Die Theaterleute suchen jetzt Verbündete. Für Sonntag laden sie zu einer kulturpolitischen Matinee in die frisch renovierte Theaterhalle am Solimare ein. Eigentlich hatten Greb und sein Ensemble geplant, an diesem Termin dem Publikum einen Vorgeschmack auf das Renommee-Projekt der Schauspielhäuser im Rahmen der Ruhr 2010, der "Odyssee Europa", zu geben. Das Schlosstheater ist mit einem eigenen Stück der Autorin Emine Sevgi Özdamar an dem großen Projekt zur Kulturhauptstadt beteiligt, das am 27./28. Februar Premiere feiert.

Aus aktuellem Anlass will Greb mit Kulturvertretern darüber diskutieren, ob sich Städte noch ein eigenes Theater leisten können. Eingeladen sind Christian Esch, Leiter des NRW-Kultursekretariats in Wuppertal, Bettina Milz, Referatsleiterin "Theater und Musik" in der Staatskanzlei des Landes, und Holk Freytag, der seit 2001 Vorsitzender der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein ist. Holk Freytag hatte das Schlosstheater Moers vor 35 Jahren im Gewölbekeller des Schlosses gegründet. Die erste Premiere erlebte das Publikum am 8. März 1975. Binnen weniger Jahre war damals die kulturelle Infrastruktur in der Stadt etabliert worden. Es entstanden das Schlosstheater, die Bibliothek, die Musikschule, die Galerie Peschkenhaus und das Moers Festival, das heute ebenfalls von den Sparzwängen betroffen ist. Holk Freytag gelang es, das Schlosstheater mit ungewöhnlichen Produktionen in nur wenigen Jahren in der Theaterszene zu verankern. Einige heute bekannte Fernsehschauspieler unternahmen in Moers ihre ersten Gehversuche auf der Bühne, darunter Ulrike Kriener, Ingo Naujoks, Joachim Król und Ulrike Folkerts, die für die Rolle der Tatort-Kommissarin Lena Odenthal aus Moers vom Fleck weg engagiert wurde.

Auf Holk Freytag folgten Rupert Seidl und Johannes Lepper als Intendanten. Ulrich Greb ist seit 2003 Leiter des Schlosstheaters. Ihm gelang es, durch viele künstlerische Kampagnen zu Themen wie Demenz und Armut das Theater in die Stadt hineinzutragen. Besonders im Bereich der kulturellen Bildung ist das Ensemble für Schulen zu einem wichtigen Partner geworden.

(RP)
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