Museum Kunstpalast Barockstar Francisco de Zurbarán in Düsseldorf

Düsseldorf · Im Museum Kunstpalast taucht man in die Welt von vor 400 Jahren ein. Erstmals in Deutschland sind 70 Werke des spanischen Malers zu sehen.

Ihm zu Ehren reist heute Königin Letizia aus Spanien an, weil das Werk von Francisco de Zurbarán in dieser Fülle und Breite erstmals in Deutschland ausgestellt wird. Wer Zurbarán nicht kennt, muss sich nicht grämen, aber er darf sicher sein, dass der Barockmaler aus Spanien Unvergleichliches vollbracht hat. Philipp IV. bezeichnete seinen Hofmaler als den "König der Maler", "Maler der Mönche" nannte man ihn auch oder "den größten Konstrukteur von Form mittels Licht nach Caravaggio und vor Cézanne". Neo Rauch gar lobt ihn, dessen Werk seinem nicht unähnlich ist, als einen, "der das Licht um die Gegenstände herumlegt und sie dadurch kraftvoll herausmodelliert".

Um Zurbarán zum Strahlen zu bringen, wurden die Räume des Düsseldorfer Museums Kunstpalast dunkelrot getönt - geborgen wie in einer Wunderkammer fühlt man sich. 70 Werke in prachtvollen Rahmen, dazu einige seines Sohnes Juan, reisten aus aller Welt mit Kurieren an den Rhein; aus der Sammlung kommt das restaurierte Werk "Heiliger Franziskus in Meditation".

Licht wurde sparsam gesetzt: Das Geheimnisvolle soll strahlen, das Mystische wirken, das Himmlische brausen können. Aus der Ferne wird man manche Figur eines Gemäldes auf den ersten Blick für eine Skulptur halten, so scharf modellierte der Spanier mit großer Werkstatt in Sevilla die Menschen aus dem Umraum heraus - diese Art von Lichtregie macht auch seine Güte aus.

Die meisten Bilder malte Zurbarán im Auftrag der Kirche, Märtyrer, Ordensbrüder, Heilige, biblische Szenen wie Verkündigung und Kreuzigung. Auch ein tief gläubiger Maler wie er arbeitete unter Kontrolle der Kirche, man hatte einem Formenkanon zu gehorchen. Die Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts in Spanien wollte gläubige Menschen spirituell und emotional erreichen. Je realistischer die Darstellung, desto überzeugter nahmen die Gläubigen das Bild und seine Botschaft hin. Wie beim Heiligen Ambrosius in seiner feierlichen Monumentalität, die Stoffe des Gewandes sind meisterhaft ausgeschmückt. Die Liebe zum Stoff begegnet einem immer wieder, seien es die kostbaren Kleider der weiblichen Heiligen oder auch nur einfache Textilien wie das "Schweißtuch der heiligen Veronika". Der Faltenwurf, die nuancierten Weißtöne, der Fall des Stoffes, die Einbuchtungen und Wellen - man kann die Details alle aufzählen und hat noch nicht das geheimnisvolle Ganze benannt, zu dem diese Details sich fügen. So heißt die Ausstellung nicht von ungefähr "Zurbarán - Meister des Details".

Die Bilder der Ausstellung treffen ins Herz, beschäftigen Augen und den Verstand, berichten nicht nur von alten Zeiten, sondern von ewigwährenden Wahrheiten. Das größte Bild ist die in Engelschören schwebende Rosenkranzmadonna - seit 1903 zum ersten Mal in Deutschland wieder zu sehen. Der schönste Babykopf ist auf der "Anbetung der Heiligen drei Könige" verewigt. Auf vielen Bildern sind im Hintergrund kleine Stillleben untergebracht, oder Landschaften. Beredt "Das Haus in Nazareth", weil man so etwas nicht in der Bibel liest: Der junge Jesus sticht sich an der Dornenkrone, die er flicht, Maria schaut zu, verliert vorahnend eine Träne. Früchte und Tiere im Raum sind Symbole für Erlösung und Reinheit.

Vor Zurbaráns Bildern gerät der Mensch auch heute ins Staunen angesichts der Meisterschaft, der Klarheit und des Lichts. Wir, die wir im Zeitalter der Entblößung leben, freuen uns wieder an den geheimnisvoll verschlüsselten Botschaften.

(RP)
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