"Ein Fenster für die Ewigkeit" Kölner Dom weiht Fenster von Gerhard Richter ein

Köln (RPO). Wie eine gewaltige strahlende Pixel-Landschaft aus 11.500 farbigen Glasquadraten wirkt das 113 Quadratmeter große Fenster auf den Betrachter. Keine Frage - der zum Weltkulturerbe gehörende Kölner Dom ist um eine Attraktion reicher.

 Dieses Fenster im Kölner Dom wurde von Gerhard Richter gestaltet

Dieses Fenster im Kölner Dom wurde von Gerhard Richter gestaltet

Foto: ddp, ddp

In Anwesenheit des weltberühmten Künstlers Gerhard Richter wurde mit einem feierlichen Festgottesdienst das von ihm geschaffene neue Fenster eingeweiht. Dompropst Norbert Feldhoff machte dabei aber sofort klar, dass der Dom "ein Gotteshaus und kein Museum" sei. Das Fenster im südlichen Querhaus diene vor allem "der Verherrlichung Gottes".

Im Glanz und in der Vielfalt der 72 Farben des Fensters solle auch etwas von der Herrlichkeit Gottes aufleuchten und bei Besuchern des Doms die Hoffnung nähren, "irgendwann einmal das ewige Licht schauen zu dürfen", sagte Feldhoff. Die Farben wurden mit Hilfe computergesteuerter Verfahren über die Fläche verteilt und dann von Richter durch Spiegelungen und Wiederholungen neu rhythmisiert.

Seelsorger Josef Sauerborn ging in seiner Predigt auf das Bibelwort "Es werde Licht" ein. Richters Fenster zwinge sich nicht auf, sondern stehe "in bewusster Beziehung zur Farbenwelt des Doms". In seiner "überwältigenden Farbenfülle" sei es "eine Symphonie des Lichts". Das neue Fenster wolle sich "mit seiner so anderen, eigenen ästhetischen Sprache einbringen in die große Tradition der Jahrhunderte", sagte Sauerborn weiter.

Der 75-jährige Richter sagte, er sei "froh und zufrieden", dass das Fenster-Projekt gelungen sei. Zugleich bekannte er, auch ein wenig stolz zu sein. Denn anders als seine sonstigen Kunstwerke, die oft nur für eine bestimmte Zeit an einem Ort hingen, sei sein neuestes Werk "ein Fenster für die Ewigkeit". Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner sprach von einem "kreativen Meilenstein" und betonte, mit dem neuen Fenster "sehr gut leben" zu können.

Während Richter auf ein Honorar verzichtet hatte, konnten die Kosten für die etwa zwei Jahre dauernde Herstellung des Domfensters in Höhe von rund 370.000 Euro durch Spenden von etwa 1200 Einzelpersonen, Vereinen und Firmen aufgebracht werden. Viele von ihnen waren am Samstag bei dem Festgottesdienst im Dom anwesend.

"Ich habe nie daran gezweifelt, dass das moderne Fenster sich sehr gut einfügt in das Gesamtensemble der Domfenster", versicherte eine Spenderin, die nicht namentlich genannt werden wollte. Zahlreiche Besucher betonten, sie seien von der Abstraktheit des Fensters angetan und lobten "das strahlende, glänzende Licht" der Farb-Quadrate. Das Fenster Richters besteht aus insgesamt 11.500 Quadraten aus mundgeblasenem Echtantik-Glas.

Das Richter-Fenster ersetzt ein blassgraues Fenster aus der Nachkriegszeit, das bei tiefstehender Sonne als zu hell empfunden worden war. Zunächst hatten die Verantwortlichen der Dombauhütte an ein Fenster in der Tradition sakraler Glaskunst mit Heiligen der Neuzeit gedacht. Entsprechende Entwürfe wurden dann aber abgelehnt und Richters Entwurf favorisiert.

Der 1932 in Dresden geborene Künstler, der vornehmlich in der Malerei zu Hause ist, lebt seit 1983 in Köln. Seit April dieses Jahres ist er Ehrenbürger der Domstadt. Inzwischen ist Richter auch in anderen Gotteshäusern gefragt. Wie er jüngst erklärte, hat auch die Kathedrale von Reims, in der einst die französischen Könige gekrönt wurden, bei ihm um ein Werk nachgefragt.

(afp)
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