Ausstellung im Martin-Gropius-Bau In Berlin wird Zero-Kunst aus Düsseldorf gefeiert

Berlin · Bundestagspräsident Norbert Lammert eröffnet am Freitagabend die Ausstellung Z E R O im Berliner Martin-Gropius-Bau. Fragen und Antworten zur Ausstellung.

Der Künstler Heinz Mack kontrolliert im Gropius-Bau in Berlin die Stelen seiner Installation.

Der Künstler Heinz Mack kontrolliert im Gropius-Bau in Berlin die Stelen seiner Installation.

Foto: dpa, soe htf

Zero ist Kult. Das sagen die Ausstellungsmacher und nehmen Bezug auf tausende Facebook-Klicks, die den roten Mündern und den vier Buchstaben Z E R O gelten. Jetzt hängen diese roten Münder auf einem Ausstellungsplakat am Berliner Martin-Gropius-Bau. Macht sich gut. Und ist ein scharfer Kontrast zur Nachbarschaft. Die Mauerreste reichen bis an das Museum heran, die Topographie des Terrors ist noch gegenwärtig. Hunderte Touristen schlendern hier in wenigen Stunden vorbei.

Zero ist eigentlich alt. Kunst der 50er und 60er Jahre, Kunst von den heute weltberühmten Männern Otto Piene, Heinz Mack und Günther Uecker. Der eine, Piene, malte mit Feuer und ließ riesige Skulpturen am Himmel aufsteigen. Heinz Mack, heute 84 Jahre alt und topfit, brach 1962 in die Wüste auf, dabei trug er einen Silberanzug und experimentierte mit dem Sonnenlicht, in das er seine mitgebrachten Skulpturen tauchte. Günther Uecker (85) ist bekannt als Nagelkünstler, weil er aus Nägeln Bilder und Skulpturen formte. Er stieß ein paar Jahre später zu Mack und Piene in die 1958 gegründete Gruppe, die 1966 wieder auseinanderbrach und international agierte.

Zero findet so lange danach, mehr als 60 Jahre nach der Gründung in Düsseldorf, tatsächlich neue Freunde. "Zero ist gut für Dich" war einer der Slogans, der jetzt im ehrwürdigen Martin-Gropius-Bau in Berlin über einen Tisch drapiert wurde, Schwarz auf Weiß.

Lohnt es sich, für diese Ausstellung nach Berlin zu fahren?

Auf jeden Fall! Weil Zero pure Kunst proklamierte, die Formate sprengte und in den Mitteln so innovativ war, dass es heute noch Gültigkeit hat. Zero brachte Bewegung in die Kunst, die Arbeiten rotieren, reflektieren, zittern, spiegeln und vibrieren. Zero entstand im Aufbegehren, aus Nachkriegsfrust. Piene, Macke und Uecker wollten ganz neu beginnen und verarbeiteten teilweise ihre Erlebnisse des Krieges, den sie als junge Männer miterlebt hatten. Deshalb passt auch der Ausstellungsort so gut: Der Martin-Gropius-Bau befindet sich direkt neben den letzten erhaltenen Mauerresten, die vom Schrecken der deutschen Teilung im Nachgang zum Zweiten Weltkrieg zeugen.

Wer kommt alles zur Eröffnung?

Freitagabend wird halb Düsseldorf (zumindest Kunstszene und Zero Foundation) anreisen zur Eröffnung, die Bundestagspräsident Norbert Lammert vornimmt. Weil Zero eine Kraft ist, die nur aus dem Umfeld der Akademie entstehen konnte — was theoretisch auch heute noch möglich wäre. Donnerstagabend feierten schon die VIP‘s auf Einladung der Düsseldorfer Zero-Stiftung, am Mittwoch lud Hauptsponsor HSBC aus Düsseldorf seine geschätzten Kunden in den Martin-Gropius-Bau.

Die Ausstellung

Lehrreich, sinnlich und aufregend ist die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau. Riesige flackernde Installationen, stille Bilder, ein Stanniolfolien blasender Ventilator und summende, brummende Skulpturen sind darunter. Ein innerer Kreis erzählt mit Dokumenten und Fotos die Geschichte dieser einmaligen Künstlergruppe nach, im äußeren Ausstellungsparcours, in den chronologisch und thematisch gehängten Räumen, ist Muße, sich der Kunst zu widmen. Die große Überraschung beschert der Künstler Heinz Mack just am Tag der Sonnenfinsternis: eine 12-Meter hohe Mondscheibe hat er für Berlin angefertigt, eine riesige Skulptur, auf der einen Seite schwarz, der anderen silbern, angestrahlt von zwei Scheinwerfern. Die pendelt gemächlich und geheimnisvoll im lichten Saal.

(bosi)
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