Christo-Installation am Iseo-See 1,3 Millionen Menschen wollten auf den "Floating Piers" wandeln

Mailand · Die "Floating Piers" des Verpackungskünstlers Christo haben als Besuchermagnet alle Erwartungen übertroffen.

 Der Besucherandrang auf den Floating Piers übertraf alle Prognosen.

Der Besucherandrang auf den Floating Piers übertraf alle Prognosen.

Foto: dpa, drn pro

Seit der Eröffnung am 18. Juni wandelten über 1,3 Million Menschen auf den orangefarbenen Pontons über den norditalienischen Iseo-See, wie die Organisatoren und Behörden wenige Stunden vor Ende des Projekts am Sonntag mitteilten. Gerechnet hatten sie mit 500.000 Besuchern.

"Menschen kommen von überall her, um nirgendwo hin zu gehen", freute sich der 81-jährige Christo über den Erfolg seiner Installation. Die meisten Besucher schritten barfuß über die schwimmenden Stege. Der "Gang über das Wasser" lockte auch Rollstuhlfahrer und Hundebesitzer.

Der enorme Publikumserfolg zeichnete sich schon kurz nach der Eröffnung der "Floating Piers" ab: Nach einigen Tagen ordnete der Präfekt von Brescia eine nächtliche Schließung für Wartungs- und Reinigungsarbeiten an. Um allzu große Warteschlangen zu verhindern, wurde immer wieder mal die Zugverbindung von Brescia ausgesetzt.

Die Organisatoren hatten ursprünglich mit täglich 25.000 Besuchern unter der Woche und 40.000 am Wochenende gerechnet. Doch zuletzt sprach die Präfektur von durchschnittlich 100.000 Besuchern am Tag. Hitze und lange Wartezeiten machten den Besuchern immer wieder zu schaffen, oftmals mussten Notärzte ausrücken. Schließlich wurde ein medizinischer Außenposten am See eingerichtet.

Obwohl die "Floating Piers" kein Geländer hatten, erhielten die Besucher keine Schwimmwesten. Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, waren 150 Wachleute und 30 Rettungsschwimmer rund um die Uhr im Einsatz. Wiederholt mussten die Organisatoren sich auf rasche Wetterumschwünge einstellen. So wurde das Projekt auch an diesem Samstag abends für zwei Stunden gesperrt.

In der ansonsten beschaulichen Region um den Iseo-See lösten die Besuchermassen eine Diskussion über die Umweltbelastung aus. Auch gab es Bedenken, das Projekt belaste die öffentlichen Haushalte mehr, als die Kurzzeitbesuche der Touristen der Region an Gewinn bringen werden.

Gemeinsam mit seiner 2009 verstorbenen Frau Jeanne-Claude ist Christo durch seine Monumentalkunstwerke - darunter die Verhüllung des Berliner Reichstags 1995 und die verpackte Brücke Pont Neuf in Paris 1985 - weltberühmt geworden. Das Projekt der "Floating Piers" verfolgten sie seit 1970. Sonntagmitternacht sollte es enden.

(felt/AFP)
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