Bayreuth Königin und Kanzlerin in Bayreuth

Bayreuth · Mit "Die Meistersinger von Nürnberg" wurden die Richard-Wagner-Festspiele eröffnet.

Der Komponist Pierre Boulez, der einmal gefordert hatte, man solle alle Opernhäuser in die Luft sprengen, müsste sich im Bayreuth des Jahres 2017 warm anziehen. Wie schon im vergangenen Jahr herrschten bei der gestrigen Premiere der Wagner-Oper "Die Meistersinger von Nürnberg" erhebliche Sicherheitsvorkehrungen. So durften Taschen und Kissen nicht mit ins Festspielhaus genommen werden, es gab starke Polizeikontrollen an den Eingängen. Journalisten mit Notebooks, die über die Aufführung berichten wollten, bekamen abermals erhebliche Probleme. Während der Aufführung war der gesamte Grüne Hügel in Bayreuth für den Verkehr gesperrt - natürlich auch, damit die Staatskarossen hinterher schnell zur Eremitage und zum Empfang der Landesregierung abrauschen konnten.

Unter den Festgästen war auch königlicher Besuch: Auf Einladung von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kam das schwedische Königspaar Silvia und Carl Gustaf erstmals zu dem Festival. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reiste ins vollkommen verregnete Bayreuth; sie ist dort Stammgast. Merkel erschien in einem bronzefarbenen Ensemble aus langem Rock und Blazer samt passender Handtasche und schwarzem Schirm an der Seite ihres Mannes Joachim Sauer.

Im vergangenen Jahr kam zum Sicherheitsaspekt noch hinzu, dass die Neuinszenierung der Oper "Parsifal" im Vorfeld als islamkritisch etikettiert wurde (es war dann nur ein Sturm im Wasserglas). Die "Meistersinger von Nürnberg" sind diesbezüglich unverdächtig, gelten andererseits als typisch deutsches Vorzeigewerk. Die Oper wurde jedoch bereits im 19. Jahrhundert politisch von den Deutschnationalen vereinnahmt. Die Nationalsozialisten deuteten das Werk in ihrem Sinn. Die aktuelle Inszenierung von Barrie Kosky spielt unter anderem in der Villa Wahnfried - dem ehemaligen Wohnhaus Wagners - und dem Schwurgerichtssaal der Nürnberger Prozesse.

In dieser Festspielsaison stehen auch "Tristan und Isolde", "Parsifal" und der vierteilige "Ring des Nibelungen" auf dem Plan. Das Großereignis endet am 28. August.

Kritik Eine ausführliche Kritik zur Festspiel-Eröffnung mit "Die Meistersinger von Nürnberg" lesen Sie in unserer morgigen Ausgabe und auf www.rp-online.de.

(w.g.)
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