Klicktipps: Diese Mönche sind Punks

Im niederländischen Venlo gibt es einen Plattenladen namens "Sounds", wie es ihn kaum noch gibt. Keine Kette, große Auswahl und Mitarbeiter, die auch nachts um drei noch alle Platten von Leonard Cohen aufzählen könnten. Der Laden hat auch eine Webseite mit der Rubrik "Vergeten Klassiekers". Dort führen die Betreiber wiederveröffentlichte Platten auf, von Kult bis obskur. Wer sich ernsthaft für Musik interessiert, wird dort schnell versinken, auch weil die alten Tipps nicht gelöscht werden.

Da ist man rasch bei William Onyeabor, der der Legende nach den einzigen Synthesizer von Nigeria besessen haben soll. Viel hat er der Welt nicht von sich erzählt. Er war Musiker und Geschäftsmann, kam zu Geld, machte mehrere Platten in den 70er und 80er Jahren. Wilde, funkige Disco-Songs waren das, doch Mitte der 80er beendete er seine Karriere und wandte sich dem Christentum zu. Erst in diesem Jahrtausend taten ihn westliche Musiknerds auf, er hatte Fans von David Byrne bis Damon Albarn. 2013 erschien eine Compilation seiner Songs mit dem Titel "Who Is William Onyeabor?". Bandcamp stellt den Stream bereit. Im Januar 2017 starb er im Alter von 70 Jahren.

Die Monks waren eine Beatband, deren Mitglieder in den 60ern in einer US-Kaserne bei Frankfurt stationiert waren und nach ihrer Entlassung in Deutschland blieben. Der psychedelische Früh-Punk stieß nur auf mäßige Begeisterung, die Band löste sich 1967 wieder auf. Erst eine Doku von 2006 spülte die Monks wieder an die Oberfläche. Gerade ist "Hamburg Recordings 1967" erschienen, Songs, die sie kurz vor ihrer Trennung aufgenommen haben. Das schmissige "I'm Watching You" lässt sich bei Soundcloud hören.

Jason Molina trank so viel, dass er am 16. März 2013 daran starb. Der Amerikaner war erst 39, aber weil er Musiker war, hat er der Welt Platten hinterlassen, unter anderem mit seinem Projekt "Songs: Ohia". Deren letztes Werk "Magnolia Electric Co." erschien 2003, es hätte auch von Neil Young sein können. Nach seinem Tod erschien die Platte noch mal, das Besondere sind die akustischen Demo-Versionen der Albumtracks. Die von "Farewell Transmission" ist besonders schön und traurig. Nachzuhören auf Youtube.

Die Links zu den Tipps gibt es unter www.rp-online.de/herzrasen und ngz-online.de/herzrasen.

(seda)
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