Interview mit Matt Damon "Berlin ist der wichtigste Ort der Welt"

Berlin · Der 45-Jährige Hollywood-Star spricht über seinen neuen Film "Jason Bourne", über seine Handy-Abhängigkeit und die Chancen von Donald Trump.

 Im neuen Film spielt Matt Damon wieder den Protagonisten "Jason Bourne".

Im neuen Film spielt Matt Damon wieder den Protagonisten "Jason Bourne".

Foto: dpa

Vor 14 Jahren begann die populäre Action-Filmreihe über Jason Bourne, den unter Gedächtnisverlust leidenden ehemaligen Agenten der Vereinigten Staaten. Die auf der Vorlage von Thriller-Autor Robert Ludlum basierende Reihe erlebte drei Fortsetzungen. Nun kommt der fünfte Teil ins Kino, er heißt schlicht "Jason Bourne", und erneut spielt Matt Damon die Hauptfigur.

Bourne ist diesmal vor allem damit beschäftigt, vor Cyber-Spezialisten des CIA zu fliehen. In den USA hat der Film am ersten Wochenende bereits 60 Millionen Dollar eingespielt. Die Produktion wird indes die vorerst letze mit Matt Damon sein. Der 45-Jährige will sich für ein Jahr aus Hollywood zurückziehen, um sich um seine Frau und die drei Töchter zu kümmern. Wir trafen Damon im Hotel de Rome in Berlin.

Warum hat es nach "Das Bourne-Ultimatum" fast zehn Jahre gedauert, bis ein neuer Film gedreht wurde?

Matt Damon Eigentlich hatten die Universal-Studios für 2012 eine Fortsetzung geplant, aber wir hatten noch keine Story. Trotzdem haben wir die Idee nie fallen lassen. Es gab viele Menschen, die nachgefragt haben, und es schien, dass die Fans noch auf eine Fortsetzung warteten. Ich habe genug Filme gemacht, die keiner sehen wollte. Deshalb bin ich mir bewusst, wie schön es ist, wenn das Publikum eine Figur, die ich spiele, zu schätzen weiß.

Was unterscheidet Bourne von seinem Konkurrenten James Bond?

Damon Uns war es immer wichtig, dass sich die Bourne-Filme sehr gegenwärtig anfühlen und eng mit der Welt, in der wir leben, verbunden sind. Die ersten drei Filme waren fest in der Ära George W. Bush und dessen "War on Terror" verankert. In "Bourne Ultimatum" zeigten wir die amerikanischen Foltermethoden des Waterboarding, und alle Action-Szenen waren in Madrid, London oder New York angesiedelt - eben jene Städte, in denen es kurz zuvor terroristische Anschläge gegeben hat. Der neue Film fängt an der mazedonisch-griechischen Grenze an, über die zur Zeit die Flüchtlingsströme gehen. Wir zeigen Demonstrationen in Athen gegen die EU-Sparpolitik und es geht um das Verhältnis zwischen Privatsphäre und Sicherheit, was eine der zentralen Fragen unserer Zeit ist.

Es ist viel passiert in der Welt.

Damon Als wir darüber nachdachten, was seit dem letzten Bourne-Film 2007 passiert ist, haben wir gemerkt, welche enormen Veränderung sich in der Welt während der letzten zehn Jahre vollzogen haben. 2007 war Bush noch Präsident. Viele haben ihren hohen Lebensstandard mit geliehenem Geld finanziert. Die Wirtschaftskrise war noch nicht in Sicht. Unternehmen wie Facebook waren noch Start Ups und keine mächtigen, transnationalen Konzerne wie heute. Damals war noch nicht klar, in welchem Umfang man unser digitales Leben ausspioniert. Als wir all diese Veränderungen vor uns sahen, dachten wir, es sei eine gute Idee die Bourne-Figur durch diese neue politische Landschaft laufen zu lassen.

Kinostarts der Woche - Welche Filme kommen Donnerstag ins Kino?
41 Bilder

Kinostarts der Woche

41 Bilder

Die Überwachungsmethoden der Geheimdienste im Digitalzeitalter sind zentrales Thema im neuen "Bourne". Spiegelt der Film ein gewachsenes Bewusstsein der US-Gesellschaft in der Nach-Snowden-Ära?

Damon Snowdens Enthüllungen waren in den USA ein großer Skandal. Aber ich glaube, wir wachen erst langsam auf und beginnen zu verstehen, welche Implikationen die digitalen Kommunikationstechnologien haben, die uns ja richtiggehend überrannt haben. Ich halte das für eine der wichtigsten Debatten. Jeder Sicherheitsapparat versucht immer so viel Informationen wie möglich zu bekommen. Deshalb müssen wir als Gesellschaft hier klare Grenzen setzen und Gesetze schaffen, die festlegen, was auf diesem Gebiet erlaubt ist und was nicht. Unser Umgang mit diesem Thema wird darüber entscheiden, wie unsere Demokratie in Zukunft aussehen wird.

Leiden Sie selbst manchmal unter digitalem Verfolgungswahn?

Damon Ich bin genauso von meinem Smartphone abhängig wie alle anderen Menschen. Aber ich bin nicht in den sozialen Medien unterwegs. In der "New York Times" war vor kurzem ein verstörender Artikel: Eine ältere Dame stimmte zu, dass man sich für die Recherche zu dem Artikel in ihren Computer und Smartphone einhackte. Es war unglaublich, was die Hacker alles über das Leben dieser Frau herausfinden und kontrollieren konnten. Aber das Verstörendste war, dass sie feststellten, dass überall, wo sie sich einhackten, vor ihnen schon jemand gewesen ist. Und das war eine harmlose Dame aus Oregon!

Im Film gibt es die Figur einen Hackers, der Wikileaks-Gründer Julian Assange ähnelt, aber von Jason Bourne mit Misstrauen behandelt wird.

Damon Menschen, die zu viel Macht ansammeln, vertraut Bourne prinzipiell nicht.

Kino 2016: Welche Kinofilme & Blockbuster kommen ins Kino?
49 Bilder

Das sind die Kino-Highlights 2016

49 Bilder
Foto: 20th Century Fox

Ein Teil des Filmes ist erneut in Berlin gedreht worden. Warum ist Berlin fast 30 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges immer noch ein interessanter Ort für Spionage-Filme?

Damon Ich glaube, in 50 Jahren werden die Leute sagen, dass Berlin der Ort war, an dem die wichtigsten Veränderungen der Jahrtausendwende geschehen sind. Für die eben genannte Szene mit dem Hacker, war Berlin der richtige Ort. Deutschland hat weltweit die besten Datenschutzgesetze, weshalb es in Berlin auch eine große Hackerszene gibt.

Wird es noch eine Fortsetzung geben?

Damon Wir müssen sehen, ob Jason Bourne uns vor Trump retten muss.

Halten Sie es für möglich, dass Trump Präsident wird?

Damon Nach dem Brexit-Votum, das mich schockiert hat, ist der Aufstieg Donald Trumps zum Präsidenten ein realistisches Szenario. Die Emotionen und die Wut der Menschen sind in Großbritannien dieselben wie in Amerika. Die äußerste Rechte gewinnt überall immer mehr an Boden. Der Rückzug in den Nativismus, die Vorstellung, eine Mauer gegen das vermeintlich Fremde zu errichten - diese Mentalität macht sich leider immer mehr breit.

Das sind die Kino-Highlights 2017.

Hier gibt es weitere Bilder von Hollywood-Star Matt Damon.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort