Berlin Humboldt-Forum soll "glokal" sein

Berlin · Programmatik und Inhalte des Berliner Stadtschlosses bekommen Konturen.

Das Berliner Stadtschloss hat die Phase des Nur-ahnen-Könnens, wie es mal wird, längst verlassen. Zu den äußeren architektonischen kommen nun, 40 Monate vor der Eröffnung des Humboldt-Forums, auch die programmatischen und inhaltlichen Klärungen. Wiewohl Gründungsintendant Neil MacGregor noch Zeit bis zum 2. November braucht, um sein Konzept zu präsentieren, lässt seine Reaktion auf die Gestaltung der zentralen, 4000 Quadratmeter umfassenden Schau des Stadtmuseums erkennen, wohin der Weg geht: auf ein neues Feld, Lokales und Globales so intensiv zu verknüpfen wie noch nie, und zwar wortwörtlich. Das Stadtmuseum orientiert sich an einem "glokalen" Ansatz.

"Das ist brillant, da kann nichts schiefgehen", sagte MacGregor, als ihm Stadtmuseum-Direktor Paul Spies, zugleich Chef-Kurator der künftigen Schloss-Ausstellung, erläuterte, was er auf der Beletage vorhat. Er will neun Aspekte Berlins konsequent in ihren Beziehungen zur Welt darstellen und dabei übliche Stereotypen bewusst hinterfragen. "Ich freue mich darauf, mit meinen Berliner Kollegen Geschichten über Berlin und die Welt neu zu erzählen", erklärte MacGregor.

Während das Spies-Konzept erst 2019 an den Start geht, lässt sich MacGregor schon ab diesen November mit einer ersten Schau in der Humboldt-Box vor dem Schloss in die Karten gucken. Sie soll "Extreme! Natur und Kultur am Humboldtstrom" heißen und viel mehr als eine gewöhnliche Kunst-Ausstellung sein.

Denn er bringt dafür das Ethnologische Museum, die Humboldt-Universität, das Museum für Naturkunde, den Botanischen Garten und das Botanische Museum zusammen, um über die üblichen Exponate hinaus die Herausforderungen des Klimawandels und die Reaktion des Menschen darauf so spannend wie möglich darzustellen. Damit will er zugleich nachweisen, welches Potenzial lokale Sammlungen als Erklärung für globale Zusammenhänge haben können. Und wie das Humboldtforum mit einem weltweit so noch nicht gekannten Ausstellungskonzept funktionieren könnte.

Im Raum zum "Vergnügen" werden die Besucher tanzen können - und erfahren, wie die Berlin-Babelsberger Filmkultur Hollywood besser machte. Aber auch ständig Anregungen für eigene Ausflüge ins Berliner Nacht- und Kulturleben außerhalb des Schlosses bekommen.

Moderne Ausstellungstechniken dürften die Interaktivität im wiederaufgebauten Schloss besonders attraktiv machen - etwa im Raum zur "Mode". Da lässt sich scannen, woher die Textilien der Besucher kommen und direkt die Verbindung zu den Produktionsländern optisch einblenden, zugleich wird der Besucher nicht nur Betrachter, sondern selbst Akteur einer Modenschau sein.

Spies will weg von chronologischen oder thematischen Abfolgen und stattdessen die Dynamik der Stadt ins Schloss bringen. Am Ende wird das Publikum nicht an den Eingang, sondern in die Stadt entlassen, möglichst als Teil einer neuen "Berlin-Community", deren Mitglieder von zu Hause in Berlin oder andernorts die Stadt mit Impulsen voranbringen sollen.

(may-)
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