Hollywoods größte Diva

te sie die eigene "Elizabeth Taylor Aids Foundation", trat unermüdliche bei Spenden-Galas auf. Als ihr 1997 ein Hirntumor entfernt werden musste, ließ sie sich für das Magazin "Life" mit kahlem Schädel fotografieren und forderte 300 000 Dollar dafür – die nächste Spende für die Aidsstiftung. Liz Taylor sammelte mehr Geld für die Bekämpfung der Krankheit als irgendwer sonst in den USA.

Vielleicht ist die Schauspielerin auch deswegen ein Star der homosexuellen Bewegung geworden. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie Rollen gespielt hat, die, wenn auch oft nur verdeckt, von Homosexualität handeln oder die von schwulen Autoren geschrieben waren. In jedem Fall war Liz Taylor ein Mensch, der seinen Weg gehen wollte, auch wenn er dafür Kränkungen ausgesetzt war. Sie sind nicht spurlos an ihr vorübergegangen, doch larmoyant ist sie nie gewesen. Als es für sie keine großen Filmauftritte mehr gab, hat sie auch Nebenrollen angenommen, die spottverdächtig waren. In der Verfilmung der "Flintstones" etwa ist sie zu sehen mit dunklem Wuschelkopf, Monsterwimpern und dick gespachtelter Schminke. Sie hatte die Selbstironie für solche Auftritte, und auch solche Figuren spielte sie nicht mit Verachtung, sondern mit dem nötigen Humor.

Der schlug ihr bisweilen um in Sarkasmus, wenn es um die vielen Krankheiten ging, die ihr Leben begleitet haben. An einer Lungenentzündung wäre sie fast gestorben. Der Luftröhrenschnitt, der sie rettete, hinterließ an ihrem Hals eine Narbe. Mehrfach brach sie sich bei Stürzen die Wirbelsäule, sie hatte Herzrhythmusstörungen, musste sich mehreren Hüftoperationen unterziehen, hatte einen gutartigen Gehirntumor und bösartigen Hautkrebs.

Trotz allem hätte sie ihre Karriere gerne fortgesetzt, hat sie einmal gesagt, doch sei keine Versicherung mehr bereit gewesen, das Risiko zu tragen. Sie hat die Krankheiten mit größtmöglicher Gelassenheit ertragen, hat sich im Krankenhaus in Los Angeles, in dem sie sich stets behandeln ließ, eine Suite nach ihren Wünschen einrichten lassen. Das kommentierte sie mit der Bemerkung, sie habe dort schließlich fast genauso viel Zeit verbracht wie in ihrem Haus in Bel Air.

Ihren Durchbruch als Charakterdarstellerin hatte Liz Taylor mit 23 Jahren in dem Western "Giganten". Sie spielte darin nicht nur auf Augenhöhe mit James Dean, sondern verkörperte das Leben einer Frau über mehr als 20 Jahre hinweg. Sie hat in diesem Film gezeigt, dass sie nicht nur die üppige, verführerische Schönheit Hollywoods war, als die sie zu Recht verehrt wird, sondern eine Darstellerin, die früh begriffen hatte, an welche Abgründe des Leben führen kann. Sie hatte die Reife für solche Rollen, darum hätte man gern noch mehr davon gesehen. Doch sie war nun einmal auch so betörend, dass sie die Cleopatra spielen musste.

Liz Taylor hat ein Leben gelebt, das Leidenschaft, Luxus, Glamour kannte – und den Absturz. Vorsichtig wollte sie nie sein, nicht in der Liebe und nicht im Leben. Gestern ist die letzte Diva Hollywoods im Alter von79 Jahren in ihrem Krankenhaus in Los Angeles an Herzversagen gestorben.

(RP)
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