Köln Gelöste Stimmung: Eagles of Death Metal spielen in Köln

Köln · Nachholkonzerte für ausgefallene Tour-Termine sind im Musikbetrieb nichts Ungewöhnliches. Im Falle des Kölner Konzerts der Eagles Of Death Metal hatte der Tour-Ausfall im vergangenen Herbst einen tragischen Hintergrund: Er war Folge des Anschlags im November in Paris, als Terroristen 89 Besucher des Konzerts der Band im Club Bataclan erschossen. Die Sicherheitsvorkehrungen in der Kölner Live Music Hall sind scharf: mehr Polizei, mehr Security als sonst. Größere Taschen sind verboten. Jeder Besucher wird mit dem Metall-Detektor überprüft.

Die Band hingegen tut alles, um zur Normalität zurückzukehren. Irgendwann schlurft Jesse "Boots" Hughes, Gitarrist und Sänger, gemütlich auf die Bühne, setzt umständlich eine rote Brille auf und lässt die Finger-Gelenke knacken. "Jetzt wird gerockt", scheint er zu sagen, "das ist harte Arbeit."

Auch die Pausen zwischen den Songs nutzt Hughes für Faxen. Jeden Gitarrenwechsel zelebriert er. Er läuft an die Bühnenränder, feuert das Publikum an und grüßt die "heißen Girls". Mit solchen ironischen Gesten signalisiert er: "Ist alles nicht so ernst gemeint." Eagles Of Death Metal spielen nämlich gar keinen harten Death Metal. Sie spielen gut informierten Spaß-Rock, der genauso bei den Rock'n'Roll-Veteranen der 1950er-Jahre gelernt hat wie bei großen 80er-Jahre-Stadion-Helden wie ZZ Top. Hughes hat stets viel Elvis-Hall auf der Stimme, und Dave Catchings opulente E-Gitarrensoli im langen Zugabenblock scheinen die Hallenwände sprengen zu wollen.

Die Stimmung ist schnell gelöst, keine Spur von Verunsicherung. Alle singen "Save a Prayer", hüpfen zu Hits vom neuen Album "Zipper's Down" - zum Beispiel "Skin-Tight Boogie" und später zu "Boy's Bad News". Bierbäuchige Männer laufen mit nacktem Oberkörper zum Getränkestand. Kurz vor Schluss werden die Musiker ernst und huldigen ihrem Idol David Bowie mit "Moonage Daydream".

Mit Aussagen zum Terroranschlag hält Hughes sich genauso zurück wie mit politischen Äußerungen. Er weiß wohl, dass seine Mitgliedschaft in der US-Waffenorganisation NRA und seine Schwärmerein für Reagan und Trump hierzulande eher nicht so gut ankommen.

(RP)
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