"Wind River" Mörderjagd im Eis

Der Thriller "Wind River" ist auch Landschaftsgemälde und Sozialstudie.

 Jeremy Renner (r) als Cory Lambert und Elizabeth Olsen als Jane Banner in einer Szene des Films "Wind River".

Jeremy Renner (r) als Cory Lambert und Elizabeth Olsen als Jane Banner in einer Szene des Films "Wind River".

Foto: dpa, dhy sab

Eine junge Frau rennt in der eisigen Wildnis von Wyoming schreiend durch die bitterkalte Nacht. Barfuß im Schnee, nur mit kurzer Daunenjacke und Thermo-Unterhose bekleidet, fällt sie hin. Niemand hört sie in der von Bergen gesäumten lebensfeindlichen Natur, weit weg von jeder Siedlung und Aussicht auf Rettung. Die Traum-Winterlandschaft steht hier im starken Kontrast zur Verzweiflung - es wird nicht der einzige bleiben im Thriller "Wind River".

Das Werk spielt im Wind River Indian Reservation. Cory Lambert (Jeremy Renner), ein Jäger und Fallensteller, soll dort Vieh und Farmer vor wilden Tieren schützen. Er findet auf der Suche nach Pumas in der unwegsamen Gegend eine blutige Spur im Schnee und wenig später Natalie, festgefroren im Eis. Lambert kennt die 18-Jährige, deren Mund voller Blut ist und die vergewaltigt wurde. Sie war die beste Freundin seiner Tochter, die drei Jahre zuvor ebenfalls tot im Schnee gefunden wurde. Die unaufgeklärte Tragödie legt sich noch immer wie Blei auf Lamberts Brust und treibt ihm Tränen in die Augen.

Gemeinsam mit Reservatssheriff Ben (Graham Greene) wartet er im Ort auf das FBI. Die Bundespolizei aber schickt zur Enttäuschung der Männer eine unerfahrene Agentin aus dem Ausbildungskursus in Las Vegas. "Ich hatte den kürzesten Weg zum Tatort", entschuldigt sich Jane Banner (Elizabeth Olsen), die sich erst einmal Wintersachen borgen muss. Im Schneeanzug des Opfers bittet sie den mit der schroffen Gegend, Menschen und Sitten vertrauten Fährtenleser um Hilfe bei den Ermittlungen.

Nach und nach deckt das ungleiche Duo das Ausmaß dessen auf, was in der bitterkalten Nacht passierte. Die beiden erfahren, dass Natalie mit einem Weißen liiert war. Der Wachmann einer Bohrstation in der Nähe aber liegt totgeprügelt und entsorgt im Wald, eine Rückblende zeigt das Liebespaar. Das Verbrechen an dem Paar schockiert ebenso wie die Brutalität des Lebens in der verlassenen Gegend und die Resignation der abgehängten Ureinwohner. Regisseur Sheridan macht die Perspektivlosigkeit, Wut und Diskriminierung der Indianer deutlich. Der Film zeigt das harte Leben an unwirtlichem Ort, den Umgang mit Amerikas Ureinwohnern und die Gewalt an Frauen. Das Drehbuch haben die Stämme der Arapahoe und Schoschonen in dem Reservat gegengelesen, einige Bewohner sind Statisten in "Wind River". In den Hauptrollen dieser Mörderjagd, die zugleich Sozialstudie und Landschaftsgemälde ist, brillieren Renner und Olsen, die auch für die "Avengers"-Reihe gemeinsam vor der Kamera stehen.

Wind River, USA 2016, von Taylor Sheridan, mit Elizabeth Olsen, Jeremy Renner, Graham Greene, Julia Jones, 107 Minuten

(dpa)
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